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Titel
ОглавлениеDer Zauberer
- In Wolfens Reich hatte es Aufregung von nicht geringem Ausmaße gegeben. – Ein fremder Zauberer war aufgetaucht und zog, die Menschen ängstigend, im ganzen Land umher.
Gab man ihm nicht, was er verlangte, wollte er drohen, den Bauern das Vieh oder die Ernte zu verwünschen.
Sein böses Können hatte er mehrfach bewiesen, indem er beispielsweise Wasser in Blut verwandelt und somit zum Genuss unbrauchbar gemacht hatte.
Oder er hatte aus glimmender Asche farbige Blitze hervorgezaubert, indem er einfach eine Handvoll Staub in Selbige geworfen und dazu eine Zauberformel aufgesagt hatte.
Die Bauern waren verängstigt und bezahlten, um ihre Ruhe vor dem Bösen zu haben.
Aus eben der gleichen Furcht schwiegen sie, denn der fremde Zauberer hatte ihnen zu verstehen gegeben, dass selbst der König ihm nichts anhaben könne; habe er doch bereits den König eines anderen, fernen Reiches in einen Eber und Dessen Gemahlin, die Königin, in eine Gans verwandelt !
Zum Beweis führte dieser Unhold die verzauberte Gans in einem vergitterten Kasten mit sich.
Forderte er diese dazu auf, so erzählte sie ihre traurige Geschichte. War dies nicht Beweis genug ? Wo hätte man je zuvor von einer Gans gehört, die sprechen konnte ?
In des Zauberer’s Begleitung befand sich eine junge, dunkelhäutige Frau mit lackschwarzem Haar, welcher es oblag, die Gans zu pflegen und zu ihren Vorführungen aus dem Käfig zu holen.
Sie hielt dann das arme Tier in ihren Armen, während dieses seine Redekunst bewies und die Menschen warnte, dem Zauberer ja zu Willen zu sein, damit ihnen nicht ein gleiches Schicksal widerführe.
Der Rest des Gefolges des Magiers bestand aus drei ebenholzschwarzen Männern, welche ihren Meister ehrfürchtig behandelten und unterwürfig bedienten. Auch sie waren einst von ihm verzaubert worden, da sie gewagt hatten, ihm mit dem Schwerte entgegenzutreten. Sie waren gefürchtete Krieger von weißer Hautfarbe und wallendem, blondem Haar, die nunmehr als solcherart Gezeichnete dem schrecklichen Magier zu willfahren hatten.
Welcher Bauer hätte wohl noch gewagt, nach Kenntnisnahme all dessen, bei seinem König Beschwerde zu führen ?
So Mancher wusste sich nicht anders mehr zu helfen, als seine letzte Kuh zu verkaufen, um die Forderungen dieses Bösewichtes zu erfüllen.
Wolf unterdessen blieb ahnungslos über die Geschehnisse, welche sich in seinem Reiche zutrugen.....
- Der Tag des Steuereinzuges war gekommen und die Bauern hatten zu erscheinen, um ihre Abgaben zu entrichten.
Überall im Reich gab es erstaunte Gesichter bei den Steuereinnehmern, denn allzu viele Untertanen erklärten sich als nicht fähig, die doch eher geringen Abgaben zu entrichten.
Auch erwies es sich als nicht möglich, eine Erklärung für diese Misere zu finden. Die Ernte war gut ausgefallen, es hatte keine Krankheiten oder Seuchen größeren Ausmaßes gegeben und dennoch standen die Bauern anscheinend vor ihrem Ruin. Wie war das möglich ?
Man unterrichtete den König, nachdem der Wahrheitsgehalt der Aussagen überprüft worden war. Wolf war ratlos. Was ging in seinem Reiche vor ?
Bis heute hatte es keine aufsässigen Untertanen gegeben und dies schien auch jetzt nicht der Fall zu sein.
Die Bauern schwiegen, doch sie waren verängstigt; dies war nur zu ersichtlich.