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Adams Spaziergänge

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Und als nun am anderen Morgen Eva die Augen auftat und sah, dass sie nackt war, da durchströmte sie jäh ein Gefühl der Erleichterung, ja, der Freude, dass alles so war wie an den Tagen zuvor. Und leise erhob sie sich von ihrem Schlaflager und blickte hinab auf Adam, der immer noch schlief – wohl weil er sich in der Nacht, wie sie durchaus gemerkt hatte, lange hin- und hergewälzt hatte. Und auch er war wie immer nackt, so wie am ersten Tag, als Gott, der Herr, sie beide erschaffen hatte. Und indem sie auf ihn hinabblickte und einen liebkosenden Blick über seine Glieder gleiten ließ, fand sie, dass er noch immer ein schöner junger Mann war, trotz der Jahre, die sie nun schon zusammen lebten in ihrer Hütte, die sie sich mit Verstand und viel Mühe gebaut und eingerichtet hatten nahe dem Ufer des Flusses, der den Garten Eden durchfloss und ihn wässerte und den Gott, der Herr, Prat genannt hatte.

Ach, wie schön ist es, seufzte Eva innerlich, morgens aufzuwachen und alles so wiederzufinden, wie man es abends verlassen hat, um zu schlafen, vielleicht auch um zu träumen. Aber geträumt hatte sie nicht in dieser Nacht, nicht von der Schlange, auch nicht von einem angsterfüllten Lauf durch den Garten.

Am besten, wir vergessen das Ganze, hatte Adam gesagt. Und sie hatte ihm nur zu gern zugestimmt. – Und doch musste sie heute morgen, indem sie nun hinaustrat aus der Hütte, wieder daran denken, an das Zischeln im Baum der Erkenntnis, an die Worte der Schlange.

Da spürte sie plötzlich auf der Schulter Adams Hand. Er stand neben ihr in der Tür. Und sie spürte seinen warmen Leib an dem ihren.

Das Wort nackt, sie fand, allein es zu denken, war immer noch eine Lust.

Adam aber küsste sie nur kurz auf die Wange, dann lief er los, quer über die Wiese hinunter zum Fluss, und Eva folgte ihm. Sie badeten, so wie jeden Morgen, und trieben allerlei übermütige Wasserspiele, noch ausgelassener als sonst – nach dem glücklich überstandenen schrecklichen Abenteuer. Und Eva dachte: Vielleicht half ja der Fluss, zu vergessen.

Ihr werdet... So hatte die Schlange gesprochen. Eure Augen werden... Die Schlange, überlegte Adam, hatte, obwohl Eva allein gewesen war, als sie vor dem Baum der Erkenntnis gestanden hatte, in der Mehrzahl gesprochen!

Adam befand sich auf seinem gewohnten Nachmittagsspaziergang, am Ufer entlang auf dem schon etwas ausgetretenen Pfad, den er so gern ging, weil er dort weit über den mächtig dahinfließenden Fluss blicken und die Spiegelung des Himmels mit seinen glitzernden Sonnenstrahlen und den gelegentlichen Wolken betrachten konnte, als ihm nun jäh diese Merkwürdigkeit in der Rede der Schlange auffiel.

Den ganzen Vormittag, während der gemeinsamen Haus und Gartenarbeiten, hatte er an Evas seltsames Erlebnis nicht zu denken versucht, aber jetzt, allein, in der Stille, waren ihm die, wie Eva gesagt hatte, gezischelten Sätze der Schlange wieder voll gegenwärtig.

Ihr werdet keineswegs des Todes sterben. An dem Tag, da ihr vom Baum der Erkenntnis esset...

Woher wusste die Schlange, dass Eva nicht allein im Garten Eden lebte? Woher wusste sie, dass es auch ihn gab, Adam? Er war nicht dort gewesen, sie hatte ihn nicht sehen können. Hatte sie ihn und Eva schon seit längerem beobachtet? Kannte sie womöglich Eva so genau, dass sie wusste, Eva würde auch ihm von den Äpfeln zu essen geben, weil es ja ihrer beider Art war, alles miteinander zu teilen?

Fragen über Fragen.

Allerdings nur, wie Adam sich eingestehen musste, unter der Bedingung, dass er glaubte, dass es eine sprechende Schlange gab. Was die zweite Voraussetzung einschloss, dass er Evas Bericht tatsächlich Glauben schenkte.

Was für vertrackte Zusammenhänge!

Mit gedankenschwerem Kopf ließ sich Adam auf einem der Felssteine nieder, die am Ufer lagen, und blickte auf das ruhig dahinfließende Wasser.

Der Felsstein war einer seiner Lieblingsplätze. Wie oft hatte er hier schon gesessen und in der Nachmittagsssone seinen Gedanken nachgehangen. Woher kam das Wasser? Wieso versiegte es nie? Warum floss es überhaupt, warum stand es nicht still? Und wo floss es hin? Die Wörter, wenn sie sich zu Fragen zueinanderfügten, waren ihm stets eine ganz eigene Lust.

Heute aber bereiteten sie ihm Unbehagen.

Wenn es keine sprechende Schlange gab (und davon ging er nach wie vor aus), wessen Stimme hatte dann Eva vernommen? Und warum war sie überhaupt spazieren gegangen? Und warum ausgerechnet zu den beiden Bäumen in der Mitte des Gartens? Seine Nachtgedanken. Ihm war, als drehten sich in seinem Kopf die Wörter unaufhörlich im Kreise.

Am anderen Ufer stand Gott, der Herr, aber Adam sah ihn nicht.

Adam sah auf den im Sonnenglanz flimmernden Fluss, und er sprach: „Woher kommst du? Wohin fließt du?“

Freilich erwartete er keine Antwort. Er war ja kein Narr.

Schließlich erhob er sich und wanderte ein Stück weiter den Uferpfad entlang. Er gelangte zu den Stromschnellen, wo die springenden Fische, die er inzwischen Forellen nannte, zwischen den im Wasser liegenden Steinen ihre Kunststückchen vollführten, um gegen den Strom voranzukommen. – Kunststückchen. Adam musste lächeln. Welch ein hübsches Wort. Es war ihm in eben diesem Moment eingefallen. Woher nur, fragte er sich (schon zum wiederholten Male), kamen ihm all die Wörter? Und woher (die Überlegung war natürlich neu) hatte die Schlange die Wörter genommen? Seltsamerweise genau dieselben Wörter, die Gott, der Herr, einst gesprochen hatte! Zu Eva und ihm, als er an ihrem ersten Tag das Gebot erlassen hatte? Wie war das möglich? War da die Schlange, irgendwo versteckt im Gras oder in einem Gebüsch, anwesend gewesen?

Adam fand, Gott hätte das bemerken müssen.

Außerdem, was für ein scharfes Gedächtnis musste die Schlange besitzen, dass sie sich Gottes Worte so genau gemerkt hatte, über all die Jahre. Und welche Geduld musste sie aufgebracht haben, dass sie so lange Zeit gewartet hatte – gewartet auf Eva. Oder auf ihn? – Bei dem Gedanken wurde ihm noch unbehaglicher zumute.

Irgendetwas, so fand er, stimmte mit der Schlange nicht.

Oder war Eva diejenige, mit der etwas nicht stimmte? Dass sie meinte, eine Schlange sprechen zu hören? Und das auf so unbotmäßige Weise, indem Gottes Wort ins Gegenteil verkehrt wurde? Ausgeschlossen. So etwas würde Eva nie einfallen.

Um seine Gedanken abzulenken, blickte Adam wieder zu den

im Sonnenlicht rötlich schimmernden Fischen. „Warum nur“, so sprach er, „strengt ihr euch so an und springt über die Steine? Warum lasst ihr euch nicht treiben mit dem Strom? Und wo wollt ihr überhaupt hin? Ins Meer?“

Aber auch die Fische gaben ihm, genauso wie der Fluss, erwartungsgemäß keine Antwort. Und Adam überlegte, ob er mal wieder ins Wasser steigen sollte. Herrschet über die Fische im Meer. So hatte Gott gesprochen. Adam hatte es so verstanden, dass er Fische fangen sollte. Und fast jedesmal, wenn er hierher zu den Stromschnellen kam, fing er ein oder zwei Forellen, die er dann abends mit Eva verspeiste. Die Forellen hatten zartes, rosarotes Fleisch. Leider auch Gräten. Wie alle anderen Fische auch. Adam machte sich schon seit längerem Gedanken darüber, ob sie sich die Fische nicht auf irgendeine Weise zubereiten sollten. Aber welche Weise?

Er wandte dem Fluss den Rücken. Sollten die Fische sich ruhig weiter ungestört anstrengen, um stromaufwärts zu gelangen. Zum Meer. Oder wer weiß wohin.

Unter dem Wort Meer, das Gott so leichthin ausgesprochen hatte, konnte sich Adam beim besten Willen nichts vorstellen. Wie dieses Meer beschaffen war, wo er lag, das war ihm ein Rätsel.

Nun waren ihm Rätsel eigentlich geradezu eine Lust. Sie belebten ungemein das Denken. Aber wie sollte man ein Rätsel lösen von etwas, das man weder gesehen noch jemals gehört, gerochen, geschmeckt hatte?

Immer nahe am Ufer entlang, kam er schon bald zu dem Bach, dem Gott, der Herr, als er mit ihnen durch den Garten Eden gegangen war, keinen Namen gegeben hatte. Adam nannte ihn Euph. Ein klares, lustig sprudelndes Wasser, das sich in den Prat ergoss. Ein leises, unaufhörliches Gemurmel. So dass man fast meinen konnte, es wolle einem was erzählen.

Natürlich erzählte es nichts, das munter sprudelnde Wasser.

Oder doch?

Vielleicht musste man nur genau hinhören. Der Bach entsprang, wie Adam bereits vor längerer Zeit erforscht hatte, der Erde. Weit drinnen im Wald zwischen Moosen und Felssteinen. Er nannte die Stelle Quelle.

„Was sagst du?“ Adam beugte sich hinab zu dem murmelnden Bach. „Ich verstehe dich nicht. Sprich deutlicher. Du sagst, du kämest aus der Tiefe?“

Da musste Adam lächeln. Nach wunderbar, dachte er, das weiß ich doch selber.

Und also beschloss er, wieder heimzukehren zu Eva, seinem Weib, das sicher schon mit dem Essen auf ihn wartete.

Eva stand bereits in der Tür und sah ihn kommen. Heiteren Schrittes. Und schon von weitem winkte er ihr zu, so wie stets, wenn er von seinen Gedankenwanderungen heimkehrte. Den Kopf voller neuer Wörter.

Und Eva, erleichtert, dass er nicht aus dem Wald kam, sondern wie gewohnt vom Fluss, winkte lebhaft zurück.

Ach, was hatte sie doch für einen schön gewachsenen Mann. Wie verlockend glänzten in der Abendsonne seine braunge brannten Schultern, seine Arme, seine Lenden. Nicht auszudenken, dachte Eva, auch Adam würde der Schlange begegnen und ihren Worten erliegen!

Jedenfalls brachte er, soweit sie sehen konnte, keinen rotbäckigen Apfel mit nach Hause.

„Stell dir vor...“ Adam gab ihr wie stets, wenn zurückkehrte, einen Kuss. „Ich habe ein neues Wort entdeckt.“

„Ein neues Wort?“ Eva tat ein bisschen erstaunt.

„Das Wort Kunststückchen.“

„Wie schön.“

„Ich hab es den springenden Fischen abgeschaut.“

„Den Forellen?“

„Den Forellen, du weißt, die in die Luft springen gegen den Strom. – Entschuldige, Eva, dass ich heute keinen Fisch mitgebracht habe.“

„Das ist nicht schlimm, Adam. Ich habe für heute abend noch ein Stück vom Hasen. Aber was bedeutet das Wort Kunststückchen?“

„Ehrlich gesagt, ich weiß es auch nicht. Ich muss noch darüber nachdenken.“

Da lachte Eva.

„Ach, Adam, was bist du doch für ein unermüdlicher Denker.“

Da sah Adam sie an, als hätte er nicht recht verstanden.

„Denker?“ sagte er.

„Na, das bist du doch, Adam. Ein Denker.“

„Ja, ja“, sagte er. „Das bin ich wohl. Aber dieses Wort...“

„Gefällt es dir nicht?“

„Warum, Eva, sollte es mir nicht gefallen? Du weißt, ich freue mich über jedes neue Wort, das du entdeckst. Mag es auch noch so ausgefallen sein. Es beweist mir, was für eine kluge, erfindungsfreudige Frau ich habe.“

Da musste Eva schmunzeln. Adam wusste, wie gern sie Komplimente hörte.

Und so schwatzten und scherzten sie und gingen schließlich ins Haus. Und Eva war froh, dass Adam so guter Dinge war und mit keinem Wort auf ihre Begegnung mit der gotteslästerlichen Schlange zurückkam.

Den ganzen Abend rührten sie mit keiner Silbe daran.

Und so vergingen die Tage, die Abende, die Monde.

Gemeinsam verrichteten sie ihre Arbeiten im Haus, besprachen ihre Mahlzeiten, probierten neue Speisen aus, erfreuten sich an den Blumen und Kräutern in Evas Hausgarten, erjagten mal einen Hasen, mal eine Taube, mal einen Wiesel, ernteten von den Bäumen und Sträuchern, lagen in der Sonne, lauschten den zwitschernden Vögeln, kannten weder Not noch Mühe, und nachmittags, wenn auch nicht jeden, so doch fast jeden zweiten Tag, machte sich Adam auf zu seinem Spaziergang.

Adam ging. Und war froh. Sie denkt nicht mehr daran, dachte er. Sie hat die Schlange abgetan, aus ihrem Kopf verbannt.

Er lief, anfangs wie üblich am Ufer entlang, doch nach etwa hundert Schritten, sobald Eva ihn von der Hütte aus nicht mehr sehen konnte, verließ er heute den Fluss und ging hinein in den Wald.

Es war ein etwas windiger Tag. Die Blätter rauschten in den Zweigen. Die Blätter, die sich wieder einmal gelblich färbten, vereinzelt schon von den Bäumen fielen. Es wurde Herbst. Schon vor etlichen Monden hatte Adam beschlossen, die wechselnden Farben in der Natur Jahreszeiten zu nennen.

Allein, seine Gedanken waren heute mit etwas ganz anderem befaßt. Er hatte in der Nacht einen Traum gehabt. Einen Traum, so sonderbar, wie noch kein Traum zuvor.

Er war auf einem Esel durch die Wüste geritten.

Es war ihm schleierhaft, wie er so etwas hatte träumen können. Noch nie hatte er auf dem Rücken eines Esels gesessen. Dass Eden, Gottes herrlicher Garten, sich nicht endlos weit erstreckte, wusste er allerdings schon von früheren Spaziergängen. Ohne dass er sich bisher groß Gedanken darüber gemacht hatte. Doch nun war die Wüste, die Eden umgab, in seinem Traum erschienen. Sie war in seinem Kopf.

Sich immer weiter vom Fluss entfernend, kämpfte sich Adam, die Sonne im Rücken, durch Gebüsch und Gestrüpp vorwärts in jene Richtung, in der er die Wüste sehr nahe wusste.

Er traf einen Fuchs, der ihn aber nicht weiter beachtete. Er begegnete einer grauen Katze, die ihn verwundert ansah und dann weiterschlich. Er hörte einen Hirsch, der sich durch knackendes Geäst seine Bahn brach. Allein, die durch die Bäume flimmernde Sonne senkte sich schon, und der Weg wurde Adam länger und länger. Was ihm Schritt um Schritt seltsamer vorkam. Bis er schließlich einsehen musste, dass er sich verirrt hatte. Denn plötzlich stand er mitten auf einer Wiese.

Es war, wie er sofort erkannte, das kleine Rasenstück in der Mitte des Gartens, und er stand genau zwischen den beiden Bäume, die, laut Gottes Wort, anders waren als alle übrigen Bäume im Garten.

Da vergaß Adam seinen Traum, den Esel, die Wüste. Und er trat, da er nun schon einmal hier war, vor den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.

Er blickte hinauf in die Äste und Zweige.

Keine Schlange.

Sosehr er seine Augen auch anstrengte, er sah nur die schönen rotbäckigen Äpfel. Er schaute sich um. Und er dachte an Eva, sein braves Weib.

Da hörte er eine Stimme:

Fürchte dich nicht, Adam. Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tag, da ihr vom Baum der Erkenntnis esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.

Adam traute seinen Ohren nicht. Wer sprach da?

Die Schlange, von der Eva erzählt hatte, konnte es nicht sein. Denn eine Schlange war nirgends zu entdecken, auch kein anderes Tier, weder am Stamm des Baums noch in den Zweigen noch irgendwo unten im Gras.

Da wurde Adam klar: Es war der Baum, der zu ihm gesprochen hatte!

Es konnte nicht anders sein. Der Baum kannte Gottes Wort, denn er war ja dabei gewesen an jenem Tag, als der Herr das Gebot erlassen hatte, und nun wollte er ihn mit seinen herrlichen Äpfeln – Adam suchte nach dem passenden Wort – verlocken? versuchen? verführen!

Adam spürte, jetzt kam es darauf an.

Und also holte er tief Luft und nahm alle seine Geisteskräfte zusammen. (Natürlich wusste er, dass es keinen sprechenden Baum gab, ebensowenig wie es sprechende Tiere gab, und auch keinen Baum, der Ohren hatte, ihn zu hören. Aber darauf kam es jetzt nicht an.) Fest und entschlossen trat er noch einen Schritt vor und sprach:

„Höre, Baum! Ich fürchte mich nicht. Aber warum sollte ich von deinen Äpfeln essen? Damit mir die Augen aufgetan werden? Sie sind es schon. Damit ich erkenne, was gut und böse ist? Ich will es nicht wissen. Damit ich wie Gott bin? Das will ich nicht sein!“

Adam schwieg. Er hörte nichts.

Er fand, er hatte recht anständig gesprochen. Kehrte sich ab und ging.

Er ging über die Wiese auf den Wald, auf die Sonne zu, blieb aber nach ein paar Schritten noch einmal stehen und drehte sich um.

„Höre“, sagte er, „ich fürchte mich nicht. Aber was soll aus Eva werden? Ich esse von deinen Äpfeln. Erkenne, was gut und böse ist. Und falle, wissend geworden, tot um. Und dann? – Eva wird sich die Augen aus dem Kopf weinen. Sie wird für immer allein sein. Sie wird niemals Kinder haben. Wie könnte ich ihr das antun?“

Adam lauschte abermals. Nickte. Kehrte sich ab und schritt erneut auf den Wald zu.

Doch am Ende des Rasenstücks kam er nicht umhin, sich abermals umzudrehen.

„Höre, ich bin kein Narr. Ich weiß wohl, du bist nur ein Baum. Trotzdem sag`s ich dir noch einmal: Ich will nicht sein wie Gott! Denn Gott, der Herr, hat mich Mensch genannt! Das ist es, was ich bin, und so soll es sein.“

Adam lauschte zum dritten Mal. Lächelte zufrieden. Er fand, es war, alles in allem, eine recht gelungene Rede – und er wusste ja, wem er sie gehalten hatte.

Das einzig Ärgerliche, fand er, war nur, die unheimliche Stimme hatte, wie schon zu Eva, abermals in der Mehrzahl gesprochen, so als würde sie davon ausgehen, dass, wenn schon nicht Eva, dann er schwach werden und von den Äpfeln ein paar mit nach Hause nehmen würde.

Nach Hause. In ihre Hütte. Zum Abendessen.

Und während er sich weiter durch den sich langsam lichtenden Wald schlug – in Richtung des Flusses, damit Eva nicht stutzig wurde – , wurde ihm mit jedem Schritt klarer: Er konnte ihr unmöglich von seinem unerhörten Erlebnis erzählen. Es würde sie viel zu sehr aufregen. Es würde sie wieder an die Schlange erinnern. Und am Ende würde sie – nicht auszudenken! – darauf warten, dass er tot umfiel.

Vielleicht konnte er ihr später einmal davon erzählen, nach einigen Monden oder Jahren. Zuvor musste er erst noch ein wenig nachdenken, über das Ganze.

Es vergingen aber nur wenige Tage, da erkannte Adam sein Weib, und Eva wurde schwanger.

Und nach neun Monden gebar Eva einen Knaben und ein Mädchen. Den Knaben nannten sie Kain, und seine Zwillingsschwester nannten sie Lebuda.

So steht es geschrieben.

Adam und Eva

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