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SYSTEMKRITIKER

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Der Sozialismus bringt die besseren Kritiker hervor, weil sie sich mehr Mühe geben müssen. Als Kapitalismuskritiker im kapitalistischen System kann man reich und wichtig werden. Da wundert es nicht, dass jeder den Kapitalismus benörgelt in der Hoffnung, als kritischer Querdenker eine Festanstellung zu kriegen und nicht mehr arbeiten zu müssen in diesem ausbeuterischen System.

Mit den Europakritikern sieht es hingegen anders aus, das sind Europahasser. Die wollen den Zahn der Zeit zurückdrehen und weniger Geld für Gerechtigkeit ausgeben, teilweise sind es üble Populisten und wollen Stimmen am Stammtisch fischen. Sie hassen Europa, obwohl sie selbst Europäer sind, bestimmt ist das eine besonders niederträchtige Form des Rassismus. Man darf sie darum überhaupt nicht registrieren, sie sprechen dumpfe Ängste und irrationale Vorbehalte an. Über solche Leute berichtet man am besten gar nicht, und wenn, dann nur mit äußerst klarem Standpunkt, den Hörern und Lesern ist ja auch nicht zu trauen. Es ist also äußerst schwach bestellt um die Systemkritiker in Europa.

Doch so leicht wollen wir uns es nicht machen, denn versetzt man sich in die DDR-Zeit zurück, muss man feststellen, dass damals die Kritiker ebenfalls nichts weiter als verwirrte Nörgler und prinzipielle Meckerer waren, erst im Nachhinein wurden sie von der Geschichtsschreibung vereinnahmt. Aber da waren sie schon wieder verschwunden. Denn den DDR-Bürgerrechtlern ging es nicht um Erlangung der staatlichen Macht, sondern der Kompetenz über sich selbst, über das eigene Leben. Auch wenn man zu diesem Zweck politische Visionen diskutierte. Für egoistische Motive aber darf es keinen Punkt geben. Den kriegt die EU.

Hat sich die Wende überhaupt gelohnt?

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