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2 Krise = Chance

Während meiner Arbeit an diesem Buch erfahren wir alle am Beispiel der Corona-Infektionswelle, was es bedeutet, in einer Krisensituation zu stecken. Wir fühlen uns ohnmächtig und ängstlich. Wir sind verunsichert durch die veränderte, nicht plan- und kontrollierbare Situation. Doch jede Krise stellt auch eine Chance dar: Sie bringt Neues hervor und zwingt uns, in Bewegung zu kommen. Dieses Potenzial und seine Möglichkeiten möchte ich anhand meiner Erfahrungen und der der über 20 Spurwechsler, die ich für dieses Buch in 2019 und 2020 interviewt habe, zeigen.

Ich kenne die Frustration, die gefühlte Sinnleere und die Zwänge, die in vielen Unternehmen herrschen. Nicht weil diese per se schlecht sind, sondern weil sich die Bedürfnisse der Mitarbeiter im Lauf der Zeit geändert haben. Oft fängt es an ernst zu werden, wenn eine oder beide Seiten das Gefühl hat: »Es passt nicht mehr so richtig.«

Bis es soweit kommt, muss viel geschehen. Und schließlich haben wir alle gutes Sitzfleisch, sprich eine gewisse Trägheit: »Better the devil you know«, drückte ein englischer Kollege mir gegenüber dieses Festhalten an der schon gewohnten Situation so treffend aus. Schließlich ist diese relativ sicher und meist gut bezahlt. Vielen angestellten Managern fehlt auch schlicht die Perspektive, etwas Neues, ganz anderes anzufangen. Und es gibt große Ängste, die wir oft nicht benennen können oder wollen. Angst vor Versagen und Statusverlust etwa.

Wenn Du schon länger diese Gefühle kennst, kannst Du Dir sicher sein: Du bist nicht allein! Die Gallup-Studie zum Mitarbeiterengagement bringt jedes Jahr fast identische Ergebnisse heraus.1 2019 waren nur 15% der deutschen Angestellten emotional engagiert für ihren Arbeitgeber, aber ebenso viele, 16%, aktiv un-engagiert. Das bedeutet im Klartext, dass sie zwar körperlich anwesend sind, aber geistig nicht. Sie lassen Kollegen ihre Unlust spüren, und arbeiten schon mal aktiv gegen die Interessen des Arbeitgebers. Und der große Rest mit 69%? Die machen eben ihren Job, »Dienst nach Vorschrift« könnte man es auch nennen. Das ist schon irgendwie okay, aber eben nur irgendwie. Wenn man sich in den Tiefen einer Bürokratie verkriechen kann, wenn Vorgesetzter oder Arbeitgeber nicht zu anspruchsvoll sind, und wenn man selbst sich von weiteren Berufszielen verabschiedet hat. Wenn es keine Leidenschaft für die beruflichen Aufgaben mehr gibt.

Allerdings gibt es drei Probleme für die »weniger Engagierten«:

1 Unternehmen und die Leistungen der Mitarbeiter werden immer transparenter. Wenn man transparenter wird und die Leistung immer mehr messbar, wird es immer schwerer, sich zu verstecken und in der Masse mitzuschwimmen.

2 Durch die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung fallen einfache, sich wiederholende Aufgaben als Erstes weg. Dabei reden wir nicht nur von manuellen Tätigkeiten wie dem Sitzen an der Kaufhauskasse. Auch Menschen in akademischen Berufen, wie Juristen oder Ärzte, werden spüren, dass immer mehr ihres Tätigkeitsspektrums automatisiert wird. Was bleibt, ist der »menschliche Teil«, also Kommunikation, Empathie, Gefühle. Alles, was von einem nicht engagierten Mitarbeiter kaum zu erwarten ist.

3 Es macht Mitarbeitern auf Dauer wenig Spaß, sich immer nur wegzuducken. Im Gegenteil, es ist ein Rezept für verlorene Lebenszeit, wenig Lebensfreude und Nährboden für Frustration und Depression. So wundert es nicht, wenn psychische Krankheiten als Ursache für Arbeitsausfälle mittlerweile an zweiter Stelle in der Statistik stehen.

Andererseits sehen 45% der deutschen Arbeitnehmer »ihr Potenzial nicht ausgeschöpft«, wie es in einer Studie von Avantgarde Experts2 heißt. Also knapp die Hälfte der Mitarbeiter würde sich gerne mehr engagieren, was sie in ihrem Arbeitsumfeld aber nicht dürfen oder nicht können. Dazu passt auch, was die überwiegende Mehrzahl meiner Gesprächspartner sagt: Sie wollten nicht weniger Arbeit, sondern eine sinnvollere und erfüllendere Tätigkeit. Aufgaben und Ziele, für die es sich zu kämpfen lohnt. Anstrengungen und Risiken, die Spaß machen. Dagegen stehen Angst vor Veränderung und die eigene Trägheit und Bequemlichkeit.


Abb. 2.1: Pot enzial ausgeschöpft?

Quelle: Avantgarde Experts Studie 2019, Befragung von mehr als 1000 deutschen Angestellten.

Eine Krise – sei es persönlich, beruflich oder auch im Umfeld – hilft uns, unsere Trägheit zu durchbrechen. Sie ist für viele eine Initialzündung, für manche auch so etwas wie ein Brandbeschleuniger. Sie ist eine Chance auf etwas Neues, an das man sich ansonsten nicht herangetraut hätte, wäre alles in geordneten Bahnen weitergelaufen.

Anmerkungen

1 https://www.gallup.com/de/engagement-index-deutschland.aspx

2 https://www.avantgarde-experts.de/de/magazin/quo-vadis-arbeiten-in-deutschland-2019/

So macht MANN das

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