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4 Berufsglück gibt's nicht auf Rezept

Achtung: Dieses Buch ist kein Ratgeber, keine Betriebsanleitung, kein Rezeptbuch. Es soll Dir Ideen geben, Mut machen, Ängste nehmen und mentale Grenzen etwas verschieben. Vieles wird für Dich passen, manches nicht. Probier' es aus! Du kannst auch gerne da bleiben, wo Du jetzt stehst. Oder – wie manche meiner Gesprächspartner – auf mehreren Spuren fahren. Also neben deinem Hauptjob ein neues Business parallel dazu aufbauen. Es gibt viele Wege und Möglichkeiten, erfüllter zu leben. Um sie auszuschöpfen, ist die Auseinandersetzung mit Dir selbst wichtig, und das geht als Erstes mit einer Bestandsaufnahme.

Einzigartigkeit

Als ich das Buchprojekt startete, habe ich einen Fragebogen entwickelt, der mir helfen sollte, statistisch valide und sozusagen unangreifbar die Erfolgsfaktoren für einen erfolgreichen beruflichen Neustart zu ermitteln. Die Idee war, damit fundiertes Zahlenmaterial zu bekommen mit dem ich weiterarbeiten würde.

Ich lag komplett daneben! Die Gespräche mit meinen »Spurwechslern« haben mir gezeigt, dass es nicht den einen, den Königsweg gibt. Dass Statistik nicht hilfreich ist, wenn es um einzelne Personen und Persönlichkeiten geht. Jeder – und damit auch Du, der Du dieses Buch liest und durcharbeitest – findet seinen eigenen, spezifischen Weg. Dazu bedarf es keiner Statistik, sondern insbesondere der Auseinandersetzung mit uns selbst. Aus diesem Grund können dir die Übungen mit dem Titel »Jetzt aktiv werden« helfen, für Dich Klarheit zu schaffen und dich eher spielerisch Deinen Zielen zu nähern. Die meisten dieser praktischen Übungen kannst Du gut für Dich alleine machen. Natürlich gebe ich auch meine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse wieder: Was hat mir geholfen, womit habe ich anderen geholfen? Aber auch: Was sind Irrwege und Illusionen über uns selbst?

Selbsterkenntnis

»Erkenne dich selbst« stand einst über dem Eingang des Tempels von Delphi, in dem das berühmte Orakel der griechischen Antike um Rat gefragt wurde. Es ist die Aufforderung, nach innen zu schauen, sich selbst zu verstehen – seine Eigenheiten, Stärken und Schwächen, aber auch seine Vorlieben und Motive. Und ist heute genauso aktuell wie damals.

Wenn Du Dich also aufmachst, die berufliche Spur zu wechseln, wenn Du vorhast, die feste Struktur des Großunternehmens zu verlassen, dann lerne Dich vorher selbst kennen. Ansonsten triffst Du schlechte Entscheidungen. Beispiele gewünscht?

Beispiel 1: Ein Bekannter von mir gab seinen Job bei einem Autohersteller auf, um einen Versand für Bio-Produkte zu gründen. Der Aufbau des neuen Unternehmens erwies sich als schwieriger als gedacht, der Wettbewerb war stark, und seine Leidenschaft für Bio-Lebensmittel verringerte sich auch mit der Zeit. Er erkannte immer mehr, dass er eher aufgrund persönlicher Probleme mit dem damaligen Vorgesetzten das Unternehmen verließ, und bemühte sich längere Zeit, wieder in der Branche Fuß zu fassen. Das gelang ihm schließlich auch, allerdings bei geringerem Gehalt und in einer hierarchisch niedrigeren Position.

Beispiel 2: Ein ehemaliger Kollege, der sich selbstständig machte, erkannte erst spät, dass er gerne Teams leitet und Führung übernimmt. Er hatte ein hohes Bedürfnis nach Status, Anerkennung und intellektuellem Austausch. Daher fiel es ihm schwer, die Aufbauphase seines neuen Unternehmens durchzustehen, in der er vieles alleine stemmen musste und oft frustriert war über Arbeiten, die vorher von seinen Mitarbeitern übernommen wurden. Zudem fehlte ihm der Austausch. Das besserte sich deutlich, als er neben seiner Tätigkeit als Solopreneur auch mehrere Projekte im alten Umfeld als Interimsmanager übernahm.

Deshalb kennen (oder suchen) erfolgreiche Spurwechsler Antworten auf folgende Fragen. Sie stellen im weitesten Sinne unsere Motivation dar:

 Was treibt mich an? Was motiviert mich?

 Wie sieht mein idealer Arbeitsplatz aus?

 Welche Art von Arbeit macht mir am meisten Spaß?

 Was will ich die nächsten/letzten Jahre meines Berufslebens noch erreichen?

 Was ist meine Motivation für einen eventuellen Spurwechsel – weg von der jetzigen Situation oder hin zu etwas Neuem, Attraktiverem?

 Wo komme ich in Flow, vergesse die Zeit, komme mit mehr Energie raus?

 Wieviel inhaltliche Abstriche kann und will ich machen, um vielleicht so im Beruf wieder glücklich zu werden?

 Wieviel materielle Abstriche kann und will ich machen, zum Beispiel um dennoch mich und meine Familie weiterhin gut zu versorgen?

 Wie stelle ich mir einen erfüllten, einen erfüllenden Arbeitstag vor?

 Welchen Anteil von meiner gesamten wachen Zeit sollte bezahlte Arbeit haben?

 Welcher Anteil meiner Arbeitswoche ist für unbezahlte, gemeinnützige Arbeit reserviert?

 Wieviel Zeit möchte ich für Familie und Freunde, wieviel für mich selbst?

 Was bedeutet Arbeit für mich? Zum Beispiel Energiequelle, materielle Sicherheit, Business Opportunity oder Berufung? Oder etwas ganz anderes?

 Wieviel Zeit bin ich idealerweise bereit, in den täglichen Arbeitsweg zu investieren?

 Wie lege ich diesen Arbeitsweg zurück?

 Was braucht es, damit ich meiner Familie oder meinen Freunden stolz von meiner Arbeit erzählen kann?

Die Liste lässt sich noch deutlich erweitern. Im beruflichen Alltag stellen wir uns diese Fragen nur selten. Wir sind in der Regel »too busy«, zu sehr »im Stress«, zu sehr »unter Wasser«. Es kann aber gut sein, dass es noch andere Gründe gibt, weshalb wir uns diesen Themen nicht stellen: Wir empfinden das Nachdenken darüber als unangenehm und haben Angst vor den Antworten. Wir erleben eine Dissonanz: Unser derzeitiges Leben passt nicht zu unserem Denken und Fühlen. Und wir fühlen uns etwas hilf- und machtlos, wenn wir das erleben. Es fühlt sich nicht gut an, und die nächste Serie auf Netflix oder ein schönes Abendessen ist kurzfristig immer attraktiver.

Jetzt aktiv werden: Eine Frage an Dich

Im weiteren Verlauf dieses Buches wirst Du – wie eben schon angesprochen – immer wieder kleine praktische Übungen finden. Die kannst Du überspringen oder als kleine Mini-Auszeit sehen, um zu reflektieren oder mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen.

Nimm Dir für diese Aktivitäts-Übung etwas Zeit und suche dir einen Ort, an dem Du ungestört bist. Jetzt gehst du die Fragen oben für dich durch. Schreibe die für dich wichtigsten auf ein Blatt Papier, gerne auch nur als Stichpunkt. Dann lass Deinen Gedanken freien Lauf. Was fällt Dir dazu ein? Du kannst Listen schreiben, Cluster bilden, eine Mindmap machen, was immer Dir liegt. Ich arbeite für mich selbst gerne mit Mindmaps und auch Symbolen und grafischer Darstellung. Das kann dann in etwa so aussehen, wie in Abbildung 4.1.


Abb. 4.1: Mindmap »Was motiviert mich?«

Keine Angst, das ist kein Test, es dauert nur so lange Du willst, und niemand braucht die Ergebnisse zu sehen. Du machst das nur für Dich! Taste Dich langsam heran, Du musst nicht alle Probleme lösen, sondern nur Deine Ideen zu deiner Motivation zu Papier bringen. Es geht nicht um sofortige Veränderung, nicht um messbare Resultate. Es geht vielmehr darum, einen Prozess anzustoßen. Den Prozess, sich selbst und seine Motive und Antreiber besser zu verstehen.

So macht MANN das

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