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Das Schweigen der Männer

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Viele (Ehe-)Partner können davon berichten: Auf die Frage »Wie war's heute?« oder »Wie geht es Dir?« kommt eine eher profane, oberflächliche Antwort. So etwas wie »Ganz okay« oder »Wie schon die ganze Woche, das Projekt geht einfach nicht vorwärts«. Ich selbst habe einige Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass die fragende Person vor allem an einem Gefühl interessiert ist, ich aber bestenfalls eine Zustandsbeschreibung der Situation gebe. Wir Männer machen das in aller Regel auch gar nicht absichtlich, vielmehr spüren wir diese Gefühle und damit uns selbst tatsächlich nicht. Wir haben es nicht gelernt, und es war bisher nicht gefordert. Ganz im Gegenteil, es war und ist immer noch ein karriereverhindernder Faktor, wenn wir Gefühle zeigen. Wie sollten wir im privaten Bereich so plötzlich umschalten können?

Gefühle zeigen wir Männer noch am ehesten bei unseren Hobbys, zuallererst beim Sport. »Echte Liebe« steht groß auf dem Mannschaftsbus von Borussia Dortmund, und so etwas wie Liebe empfinden eingefleischte Fußballfans dann ja auch. Da fließen schon mal Tränen, wenn der Verein unglücklich durch ein Tor zum Ende der Verlängerung verliert. Oder es werden im umgekehrten Fall Freudengesänge angestimmt und erwachsene Männer, die sich nur durch das gleiche Fan-Trikot erkennen, fallen sich rührselig in die Arme. Freude, und auch Traurigkeit, dürfen in diesem Rahmen gezeigt und ausgelebt werden. Auch die Wut, zum Beispiel auf den Schiedsrichter, und die Angst, etwa einen Elfmeter zu verschießen.

Damit sind die vier grundlegenden Gefühle schon genannt: Wut, Traurigkeit, Freude und Angst. Jedes dieser Gefühle kennst Du wahrscheinlich, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Und jedes dieser Gefühle hat eine andere Wertigkeit, eine andere Akzeptanz. Während Wut und, vielleicht etwas weniger, Freude auch Männern gerne zugestanden werden, ist Traurigkeit verpönt. Mann sagt also lieber »Ich bin total sauer, dass das Budget für unser Projekt jetzt endgültig gestrichen ist. Da könnte ich abkotzen, für alles andere war wieder Geld da!« statt »Ich bin wirklich sehr traurig, dass unser Projekt jetzt nicht weitergeht. Wir waren mit so viel Freude und Begeisterung dabei, und die Enttäuschung bei mir und meinen Mitarbeitern ist sehr groß!«

Das am meisten gefürchtete und dementsprechend auch unterdrückte Gefühl ist Angst. Ich selbst war lange der Meinung, gar keine Angst zu haben. Lieber hatte ich Wut, das fühlte sich stark und kämpferisch an. Wut ist akzeptiert in der Männerwelt. Angst wird oft nur im indirekten Zusammenhang verwendet.

 Entweder Angst stellvertretend für andere: »Mir ist angst und bange um den Technologiestandort Deutschland« oder »Ich habe Angst, dass wir bald Mitarbeiter entlassen müssen, wenn das so weitergeht mit Corona.«

 Oder die Angst der anderen wird benutzt: »Mein Team hat Angst, dass wir den Anschluss bei der Digitalisierung verpassen« oder »Bei uns haben viele Angst um den Erhalt des Standorts«.

Aber was ist mit Deiner Angst? Wie würde es sich anfühlen zu sagen »Ich habe Angst, bald zu alt zu sein für diese Branche« oder »Ich habe Angst, dass ich an einen anderen Standort versetzt werde und dann meine Kinder kaum mehr sehe«. Ein Manager aus der Sportartikelbranche hat mir von seinen Ängsten erzählt. Zum Abschluss unseres Gesprächs sagte er dann: »Ich habe oft den Eindruck, dass ich der Einzige von meinen Kollegen bin, der solche Ängste hat. Das liegt natürlich auch daran, dass ich nicht darüber rede. Es wäre schon gut zu wissen und sehr erleichternd, dass es anderen genauso geht, dass sie auch Ängste und Schwächen haben.« Dazu müssen Männer diese erst mal spüren. Und dann anfangen darüber zu reden.

Hilfreich dazu ist, die alten Bewertungen dieser Gefühle in einem neuen Licht zu sehen. Der bisherigen, eher negativen Bewertung des Gefühls eine neue, positive Konnotation zu geben.


Abb. 3.1: Vier grundlegende Gefühle

Wer sich traut, seine Gefühle auch im geschäftlichen Leben auszudrücken, wird nicht nur anschlussfähiger und erreichbarer. Er wird auch viel schneller spüren, wenn etwas nicht rund läuft. Und kann damit schneller und erfolgreicher agieren und reagieren.

So macht MANN das

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