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Donnerstag, 23. Juni 16 Uhr 16

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Felix Frisch war bester Laune. Der gestrige gemeinsame Nachmittag mit dem obersten Polizeibeamten des Bundeslandes hatte für ihn geradezu traumhaft geendet.

Im Wachzimmer war er natürlich mit Fragen bombardiert worden. Aber er hatte sich wohlweislich zurückgehalten. Er hatte gerade nur so viel erzählt, dass den Kollegen der Mund offenblieb.

Dafür erzählte er am Abend seiner Elfriede alles umso ausführlicher. Wie es ihm gelungen war, den hohen Herrn von seiner Selbstmordtheorie zu überzeugen. Wie alle seine Kritiker ganz kleinlaut geworden waren. Welch ein Triumph! Schade nur, dass er seiner Frau nicht auch den Bericht des Landespolizeidirektors an den Herrn Landeshauptmann zeigen können würde, in dem der Name Felix Frisch besonders lobend erwähnt war. Da er aber sicher war, bald ein allerhöchstes Dankschreiben in Händen zu halten, nicht weiter schlimm. Ein paar Tage würde sich seine Elfriede halt noch gedulden müssen.

Heute war sein freier Tag. Da war der Tagesablauf streng geregelt. Den Vormittag verbrachte er nach wohlverdient spätem Aufstehen auf der Couch vor dem Fernseher in Erwartung des Schweinsbratens, den er sich zur Feier des Tages von Elfriede gewünscht hatte. Außerdem kredenzte sie ihm zum Nachtisch als Überraschung einen Apfelstrudel. Sie war eine Meisterin darin, dem Boden des Apfelstrudels genau die richtige knusprige Festigkeit zu geben, wenn sie sich bemühte. Diesmal hatte sie sich bemüht. Beim Test der Konsistenz konnte er den Boden des Apfelstrudels unter dem Druck seiner Gabel knistern hören. Offenbar war sie diesmal wirklich stolz auf ihn.

Nach der Mittagsruhe fuhr er dann wie immer zur Autowäsche am öffentlichen Waschplatz in der Kremser Au. Sein Skoda Octavia, der jetzt schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, glänzte noch immer wie neu. Das verdankte das Auto der vorbildhaften wöchentlichen Pflege durch seinen Besitzer, die sich unter anderem dadurch auszeichnete, dass er dabei nur ausgesuchte Markenprodukte verwendete. Obwohl ihm seine Elfriede ständig in den Ohren lag, auf billigeren Schaum und preiswerteres Wachs umzusteigen. Natürlich ließ er am Waschplatz die ein oder andere Bemerkung über seine Rolle bei der Entdeckung der wahren Todesursache des Kunsthändlers fallen. Aber selbstverständlich so diskret, dass ihm nur bösartige und neidische Zeitgenossen den Vorwurf der Übertreibung hätten machen können. Was ohnehin nie seine Sache gewesen war.

Als er gerade seine Kühlerhaube polierte, sah er eine Person daher radeln, mit der er schon seine Erfahrungen gemacht hatte. Jedenfalls war er keinesfalls erpicht darauf, mit der Dame ins Gespräch zu kommen.

Was Josefa Machherndl, die ihn offensichtlich ebenfalls erspäht hatte, nicht daran hinderte, auf ihn zuzusteuern.

»Herr Gruppeninspektor, welche Freude, Sie zu sehen. Meine Spione haben mir berichtet, dass Sie gestern in ganz geheimer Mission in einem Weingarten auf meinem Gemeindegebiet unterwegs gewesen sind. Darf man fragen, was der Gegenstand dieser Geheimmission gewesen ist?«

Felix Frisch konnte nicht umhin, höchst angetan zu sein. Eigentlich gegen seinen Willen. Aber erstens hatte ihn die pensionierte Gemeindesekretärin ganz korrekt als Gruppeninspektor angesprochen, was leider allzu selten vorkam. Zweitens merkte er, dass sich die anderen Autobesitzer, die hier eine eingeschworene Gemeinschaft bildeten, neugierig nach ihm umdrehten. Und drittens war er angetan, weil die Formulierung ›geheime Mission‹ fast nach James Bond klang. Daher wollte er gegenüber Frau Machherndl nicht unhöflich sein. Aber er würde ihr nicht so viel verraten wie seinen Freunden hier vorhin. Denen zwinkerte er jetzt zu, bevor er sich an die ehemalige Gemeindesekretärin wandte: »Sie sind ja erstaunlich gut informiert. Allerdings bin ich wirklich in geheimer Mission unterwegs gewesen. Daher sind meine Lippen verschlossen wie ein Grab.« Ein paar Momente ließ er Frau Machherndl zappeln und genoss das wissende Grinsen seiner Freunde. Dann beugte er sich zu ihrem Ohr und flüsterte: »Ich sage nur … Selbstmord.« Mit dieser Information würde sie ohnehin nichts anfangen können.

Dürnsteiner Himmelfahrt

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