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Der Weg in die Essstörung
ОглавлениеMan schätzt, dass bis zu 5 Prozent aller Jugendlichen von einer Essstörung betroffen sind: Magersucht (Anorexie), Bulimie oder Binge-Eating. Das Wort Bulimie klingt blumiger als der deutsche Ausdruck »Ess-Brech-Sucht«, doch wie bei der Magersucht steht auch hier ein verzerrtes Körper-Idealbild Pate und die Überzeugung, diesem Bild nicht zu entsprechen. Und dreimal dürfen Sie raten, was der beste Weg in diese Essstörung ist: Erraten! In 90 Prozent beginnt sie mit einer Diät. Oder auch mit Spielarten davon – auf dem Weg in die Anorexie lässt man mal Kohlenhydrate weg, dann Fette, zu guter Letzt den Rest.
Als Alarmsignale gelten die dauernde Beschäftigung mit dem Essen bzw. eher mit dem Nicht-Essen, das Studieren von Nährwert- und vor allem Kalorientabellen und die Einteilung von Lebensmitteln in »erlaubt« und »verboten«. Das kommt Ihnen bekannt vor? Bei der klassischen Anorexie wird dies ergänzt durch ein massiv verzerrtes Körperbild, sodass sich die – meist weiblichen – Personen selbst bei massivem Untergewicht im Spiegel als zu dick wahrnehmen.
Natürlich spielen eine ganze Reihe von Auslösern eine Rolle, wenn Jugendliche eine Essstörung entwickeln. Die Pubertät gilt schließlich nicht als die allereinfachste Zeit im Leben, der Körper beginnt sich zu verändern, und das nicht immer zur Freude des Körperbesitzers. Hinzu kommen der soziale Druck der Peergroup, aktuelle Schönheitsideale und sicher auch der Versuch, sich von den Eltern loszulösen. Etwa die Verweigerung der elterlichen Verordnung »Wenn du das brav aufisst, scheint morgen die Sonne«.
Die Anorexie als Extremform hat viele derartige Ursachen, gepaart mit hohen Ansprüchen an sich selbst und dem Versuch, Autonomie zu erlangen, indem man das Gefühl hat, Macht und Kontrolle über den eigenen Körper zu haben.
Eine weitere Spielart ist das Binge-Eating, jene Essstörung, die mit Heißhungerattacken ohne Erbrechen einhergeht und damit zwangsläufig zum Übergewicht führt.
Auch wenn Sie weder erbrechen noch von besorgten Ärzten an den Tropf gehängt werden, erkennen Sie wahrscheinlich den einen oder anderen Zug einer Sucht in Ihrem eigenen Essverhalten. Das ist ein guter Anknüpfungspunkt, um genau dort weiterzumachen. Übung macht den Meister und Sie wären nicht die erste Person, die von einer Diät in eine handfeste Essstörung rutscht.