Читать книгу Anleitung zum Diätwahnsinn - Bernhard Ludwig - Страница 18
ОглавлениеWIE SIE GARANTIERT SCHLECHTE LAUNE BEKOMMEN
Wie eingangs erwähnt, ist unser erklärtes Ziel nicht nur, dass Sie übergewichtig bleiben, sondern Sie sollen auch unglücklich werden und sich möglichst viel grämen. Dafür bekommen Sie in diesem Kapitel ein paar gute Tipps.
Das schlechte Gewissen als verlässlicher Begleiter
Was auch immer Sie tun: Tun Sie es mit einer ordentlichen Portion Selbsthass. Bezichtigen Sie sich selbst der Disziplinlosigkeit, der Todsünde der Völlerei, letztlich des Totalversagens in so gut wie allen Lebensbereichen. Spüren Sie das aufkeimende Gefühl der Hilflosigkeit und die übermächtige Welle, die jeden Anflug von Motivation im Keim erstickt.
Kleine Schritte sind etwas für Loser und für die großen sind Sie scheinbar nicht bereit. Das Leben meint es eben nicht gut mit Ihnen. Übrigens ein wunderbares Mantra, das Sie dreimal täglich vor sich hinmurmeln sollten.
Vergleichen macht unglücklich
Wenn es den Eseln zu gut geht, gehen sie aufs Eis tanzen. Und wenn wir zu glücklich sind, stellen wir Vergleiche mit anderen an.
Es hilft nichts, wenn wir bei näherem Überlegen feststellen, deutlich bessere Karten zu haben als 95 Prozent der restlichen Weltbevölkerung. Schließlich möchte man sich nicht mit Menschen vergleichen, die erfolgloser und unglücklicher sind. Unter den 5 verbleibenden Prozenten finden sich dagegen jede Menge Personen, die unseren Neid auch verdienen und bei denen man sich im direkten Vergleich so richtig mies fühlen kann.
Eine besonders moderne und gute Variante liefern die sozialen Medien. Kaum jemand postet einen langweiligen, verregneten Tag, das letzte Mobbing-Erlebnis, ungefiltertes Hüftgold oder ein völlig desolates Ich auf der Couch. Vielmehr wird eine Auswahl nachbearbeiteter persönlicher Highlights gezeigt: glücksselig in trauter Zweisamkeit mit Partner beim Sonnenuntergang am Strand, mit der Familie auf der Alm, im Zielbereich des Stadtmarathons, mit den hundert besten Freundinnen beim Abfeiern oder beim triumphalen Hochhalten der Oscar-Statue. Auch wenn dem zur Schau gestellten Glück meist ein wenig auf die Sprünge geholfen wird, etwa durch Sonnenuntergangs-Filter, Partner-Filter oder Oscar-Filter, ist für die Betrachter die Schau so real wie das Glück und die eigene Frustration vorprogrammiert (siehe Kapitel »Sein und Schein: Facebook und Co.« >).
Praktisches Beispiel: Penisgrößenvergleich
Dass die Wahrnehmung sehr subjektiv ist, liegt nicht zuletzt an der Perspektive. Dazu ein Beispiel, das die meisten Männer kennen, das aber auch für die meisten Frauen nachvollziehbar sein sollte.
Die meisten Männer nehmen am Pissoir den eigenen Penis kleiner wahr als den des Nebenpinklers. Minderwertigkeitskomplexe garantiert. Grund dafür ist der »Parallaxenfehler«, durch den das gute Stück bei der Sicht von oben im Vergleich zur Sicht von der Seite kleiner erscheint, als es tatsächlich ist.
Wie Sie sich im Vergleich zu anderen wahrnehmen, ist also immer eine Sache des Blickwinkels.