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Falsche Bilanzen?

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Mehr als die Hälfte der erwachsenen Europäer gilt als übergewichtig. Davon sind etwa 36 Prozent ein bisschen zu dick und rund 16 Prozent zu dick zu dick. Eine ziemlich beunruhigende Zahl abnormaler, kranker, behandlungsbedürftiger und gesellschaftlich bemitleideter Personen also. Sie alle werden Essens-Umschulungs-Programmen unterzogen, müssen sich in Diätcamps und Kuranstalten einfinden oder als Autodidakt durch das Selbststudium von Boulevardzeitschriften zu Diätprofis mutieren, um wieder in den Kreis der gewichtsmäßig unbescholtenen Bürger aufgenommen zu werden. Dass hier möglicherweise eher mit dem Grenzwert etwas nicht ganz stimmt, steht auf einem anderen Blatt (siehe Kapitel »Ideale Rechenbeispiele« >).

Wir haben es die letzten Jahrzehnte immer wieder zu hören bekommen: Essen ist ein Bilanzproblem! Klar, das Ganze lässt sich in Studien wunderbar kontrollieren. Allerdings nur in Extrembereichen! Gibt man einer Gruppe sehr viel zu essen und lässt sie keine Bewegung machen, der anderen Gruppe jedoch eine Menge Auslauf, ohne sie zu füttern, dann macht das schon einen Unterschied. Gibt man jedoch einer Gruppe über ein halbes Jahr 300 Kalorien weniger pro Tag zu essen, so werden einige wenig abnehmen, einige viel, bei einigen wird sich gar nichts tun und einige Unglückliche werden möglicherweise sogar zunehmen. Im Einzelfall stimmen die Bilanzen plötzlich ganz und gar nicht mehr.


Das Bilanzproblem ist ein Denkfehler, der so logisch klingt, dass man ihn gerne glaubt. Und darum hat er sich so lange gehalten.

Bernhard Ludwig

Anleitung zum Diätwahnsinn

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