Читать книгу Anleitung zum Diätwahnsinn - Bernhard Ludwig - Страница 19

»Rauchen macht schlank« – das haben vor gar nicht allzu langer Zeit nicht nur pervertierte Knechte der Tabakindustrie, sondern auch vereinzelt Ärzte proklamiert, die ihre persönlichen Nikotinsucht schlecht verkraftet haben. Rauchen ist jedoch binnen weniger Jahre in Ungnade gefallen. Mussten früher die Nichtraucher aus dem Büro flüchten, um frische Luft zu schnappen, schickt man heute die Raucher vor die Tür. Angesichts dessen, dass die Folgen ungesunden Essens mindestens genauso schädlich sind, wird man möglicherweise bald auch diese Gäste ins Freie bitten …

Viele Menschen sind nach wie vor felsenfest davon überzeugt, dass Rauchen schlank macht. Das ist insofern korrekt, da man mit einer Zigarette im Mund Schwierigkeiten hat, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Auch geht der Setpoint bei Rauchern durchaus nach unten. Rund 150 Kalorien werden zusätzlich verbrannt. So weit, so verständlich und so naheliegend, diese Art der Diät zu empfehlen. Wenngleich einem die 150 Kalorien im Monat 150 Euro für Zigaretten wert sein müssen. Zudem erkauft man sich den höheren Energieumsatz mit Geschmacksverlust, Arterienverkalkung und COPD. Es handelt sich schlichtweg um einen simplen Tausch, Risiko gegen Risiko, bei dem Sie mit dem Rauchen mitunter vielleicht sogar das höhere Risiko gewählt haben.

DIÄTWAHNSINN-TIPP

Wenn Sie noch nicht rauchen, dann probieren Sie es einmal unverbindlich.

Aber selbst wenn Sie es unbedingt wollen – es ist nicht so leicht, ins Rauchen hineinzukommen. Man vergisst es gerne. Verknüpfen Sie es daher mit häufigen Tagesereignissen, einer Tasse Kaffee, einem Gläschen Wein, einem missmutigen Mitarbeiter, einem blöden Chef, rauchen Sie vor und nach einer missglückten Prüfung, vor und nach einer gelungenen Prüfung. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass Sie es mit etwas verknüpfen. Rauchen alleine kann nie dauerhaft befriedigen. Es braucht die Emotionen, die damit abgerufen werden können. Wenn Sie dies durchschaut haben, sind Sie voll auf der Linie unseres Buches.

Die Suchtverlagerung von Torte auf Tabak ist eine durchaus praktikable Methode, die in beide Richtungen funktioniert. Denn auch aus Frust über die entgangene Kalorienfreude kann man sich zum Trost eine Zigarette anzünden. Das führt wiederum zu schlechtem Gewissen und Unzufriedenheit – ideale Trigger für den Griff zur großen Tafel Schokolade.

Wenn Sie das Rauchen wirklich vollinhaltlich nutzen wollen, gibt es dazu einen Trick: Wenn Sie schon einmal rauchen, dann hören Sie vorübergehend damit auf. Silvester bietet sich an, ein Hochzeitstag oder auch eine Wette. Zwei, drei Monate nicht zu rauchen reichen ja meistens aus, dass man aufgeht wie ein Hefeteig. Wenn Ihnen dann in der Früh beim Zähneputzen ein fahles, aufgedunsenes, dickes Gesicht entgegenblickt, dann sagen Sie sich: »So möchte ich auch nicht aussehen, da rauch ich lieber wieder.« Sie greifen wieder zur Zigarette, brauchen mehr und stärkere als je zuvor und können voller Stolz sagen: Willkommen im Club der dicken Raucher.

So haben Sie im Bestreben, das eine Laster mit dem anderen Laster auszutreiben, nun beide Laster in der Garage stehen.

DIÄTWAHNSINN-TIPP

Sollten Sie sich vor dem Rauchen ekeln: Keine Sorge, man braucht es nicht unbedingt zum Dickwerden. Man kann auch gleich mit dem Essen anfangen.