Читать книгу Adolescentia Aeterna - Bettina Kiraly - Страница 5

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1. Kapitel

Wien, Dezember 2012

»Du hast also nichts Neues erfahren?«, erkundigte Eva sich bei ihrem Vater.

Anun schüttelte den Kopf.

»Und du hast alle Informationskanäle angezapft?«

»Wie ich dir bereits erzählt habe, sie haben sich vor mir verborgen.«

Jul griff nach Evas Hand, doch sie schüttelte ihn ab und ignorierte seinen vorwurfsvollen Blick. »Meine Brüder könnten sich also überall aufhalten. Wir sollten uns vorbereiten.«

»Was genau stellst du dir vor?«, fragte Anun. »Ein Trainingscamp für die optimale Nutzung der Macht? Ich versichere dir, du hast die Kraft bereits gut im Griff.«

Warum wirkte ihr Vater bloß so amüsiert? Warum machte er sich keinerlei Sorgen? »Ich habe eher an eine Familienzusammenführung gedacht. Wenn sie mich erst kennengelernt haben, denken sie vielleicht anders über mich als … Vorsteherin von Adolescentia Aeterna

»Ich finde deinen weihnachtlichen Grundgedanken schön, aber ich fürchte, dass deine Brüder nicht der Sinn nach einer Familienzusammenführung steht.«

»Willst du ihnen deshalb keinen freundlichen Empfang bereiten?«

»Das habe ich nicht gesagt«, sagte Anun und schüttelte den Kopf. »Aber ich will nicht, dass deine Hoffnungen enttäuscht werden. Wir wissen nicht einmal, was deine Brüder geplant haben. Ihr Neid auf dich könnte größer sein, als wir annehmen.«

Eva schnaubte. »Ich bin diejenige, die Grund zur Eifersucht hat. Schließlich hatten sie das Privileg, mit einem Vater aufzuwachsen. Sogar Jul steht dir näher als ich.« Der Stachel saß tief.

Voller Mitgefühl sah er sie an. »Als ich erfahren habe, dass deine Mutter eine Tochter erwartet, war ich mir der Gefahr für euch bewusst. Wenn ich in eurer Nähe geblieben wäre, hätte ich die Aufmerksamkeit auf euch gelenkt.«

Sie starrte den grauhaarigen Fremden auf Juls Couch an. Seine Behauptungen hatten keine Bedeutung für sie. Sie hatte ihr Leben lang ihren Vater an ihrer Seite vermisst. Punkt. »Ich verstehe trotzdem nicht, wie du uns verlassen konntest.«

»Es tut mir leid, Eva.«

Sie kniff die Augen zusammen. Eine Entschuldigung reichte nicht. »Ich will mehr von meinen Brüdern erfahren. Erzähl mir etwas über sie.«

»Später, Tochter. Jetzt pack erst mal Juls Päckchen aus.«

Eva fühlte, wie die Wut als rotglühende Welle jeden vernünftigen Gedanken auslöschte. Anun hatte kein Recht, sie so zu bevormunden. Schließlich war er ihr niemals ein Vater gewesen.

Er schien ihre Verärgerung zu spüren, denn er fügte hinzu: »Entschuldige. Ich verstehe deine Aufregung über die Tatsache, plötzlich Geschwister zu haben.«

Das war nicht der Grund, weshalb sie mehr über ihre Brüder erfahren wollte. Eva ließ ihrem Vater das oberlehrerhafte Verhalten noch einmal durchgehen. Sie visualisierte ihre Wut und stellte sich vor, die dabei entstandene Säule zusammenzudrücken. Sie sperrte das Gefühl in eine Flasche und stöpselte sie zu.

»Willst du Jul nicht erlösen? Ich glaube, er möchte endlich wissen, was du von seinen Geschenken hältst.«

Die Lichter des in rosa und violett dekorierten Raumes spiegelten sich in Juls Augen wider. Sofort regte sich Besorgnis in Eva. Rührte der Glanz seiner Pupillen von Fieber her? Zeigte der misslungene Blutaustausch noch immer Auswirkungen? »Alles in Ordnung?«, flüsterte sie.

»Ich bin fit, Schatz.« Jul zwinkerte ihr zu. »Sobald sich an meinem Zustand etwas ändert, gebe ich dir Bescheid.«

Sie glaubte ihm. Also wandte sie sich wieder ihrem Vater zu. »Ich weiß nichts über meine Halbbrüder. Nicht einmal, wie sie heißen, was für Leben sie führen. Ich weiß nichts.«

Anun seufzte. »Wenn ich dir die Lebensgeschichte jedes Einzelnen erzählen würde, säßen wir noch in einem Jahr hier.«

»Dann verrate mir etwas über meinen ältesten Bruder. Wie heißt er?«

»Adam.«

»Wie Adam und Eva?«

Anun zuckte mit den Schultern. »Die ersten Menschen im Paradies. Meine Kinder, die ein neues Zeitalter für Adolescentia Aeterna einläuten könnten. Ich fand es passend.«

»Genau. Adam und Eva. Die ersten von Gott geschaffenen Menschen. Das sagt viel mehr über dich aus, als du denkst.«

»Stelle Anun nicht infrage, Eva«, mischte Jul sich ein. »Dein Vater ist ein großer Mann. Ohne ihn würde Adolescentia Aeterna nicht mehr existieren.«

Eva konnte die dunklen Wellen spüren, die von Jul ausgesandt wurden. Er hatte Angst vor Anun! Nach all den Jahren, die Anun im Exil verbracht hatte, besaß er immer noch Macht über ihren Liebsten!

»Schon in Ordnung, Jul. Vielleicht hat meine Tochter ja Recht.« Anun lächelte Eva an, obwohl sie eine Augenbraue hob.

»Da das nun geklärt ist, verrätst du mir die Namen meiner anderen Brüder?«

»Ihre Namen beginnen alle mit A. Nach Adam kamen Aaron, Agenor, Asan, Amaro, Achilles, Ahmad, Adalberto, Alaric, Afrim, Aiden, Aramis und zuletzt Akasch.«

»Hast du einen Reim, mit dem ich mir die Namen merken kann, oder hilft da nur auswendig lernen?«

Das Gesicht ihres Vaters zeigte endlich Missfallen. »Dies ist nicht die passende Zeit für Ironie.«

»Glaub mir, das Lachen ist mir längst vergangen, Dad.«

»Dad?« Ihr Vater runzelte die Stirn.

Eva grinste schief. »Ich hab in meinen Gedanken die verschiedenen Namen für dich ausprobiert: Papsch, Vater, Erzeuger, Papa … Dad gefiel mir am besten.«

»Dann werde ich damit leben müssen.«

»Du hast keine andere Wahl.« Eva war sich nicht sicher, ob er ernsthaft darüber enttäuscht war. Sie wurde einfach nicht schlau aus Anun. Sie spürte, wie Jul erneut nach ihrer Hand griff. Diesmal ließ sie es zu. »Lassen wir das mit meinen Brüdern. Wir müssen versuchen, herauszufinden, welche Auswirkungen meine Übernahme der Führung auf Adolescentia Aeterna haben könnte. Ich habe Bedenken, dass mein Blut die Schwierigkeiten nicht langfristig lösen wird.«

»Du machst dir zu viele Sorgen«, sagte Jul. »Auch die anderen Brüder fühlen die Macht durch dein Blut stärker als zuvor.«

Eva strich über Juls Wange. »Ich würde das gerne genauso sehen. Aber die Regeln von Adolescentia Aeterna sehen eine Frau als Älteste nicht vor. Sie verweigern Frauen sogar die Mitgliedschaft. All die strikten Vorschriften haben vielleicht ihre Gründe.«

»Die Ewige Jugend darf sich vor den evolutionsbedingt notwendigen Anpassungen nicht verschließen.« Anun griff nach einem Keks.

Evas Augen wurden schmal. »Und das ausgerechnet aus deinem Mund! – Hast du dich bei deinen Freunden nach dem Verbleib der Prophezeiung erkundigt? Vielleicht hat mit ihr das Rätselraten ein Ende.«

»Man hat sich rund um den Globus auf die Suche nach den Aufzeichnungen gemacht. Ich schätze, dass wir bald erste Antworten erhalten werden.«

»Ich will nicht wissen, wo sich das Ding befindet. Ich will den Text lesen.« Eva seufzte. »Erkläre mir bitte noch einmal ganz genau, wie diese Unterlagen verschwinden konnten. Aus deinen vagen Andeutungen bin ich bislang nicht schlau geworden.«

Anun schlug die Beine übereinander und richtete die Bundfalte seiner Hose. »Die Unterlagen wurden in einer Höhle aufbewahrt. Den genauen Ort kannten nur einer meiner Brüder und ich. Als wir 1460 erfahren haben, dass die Besiedlung dieses Gebietes rasch voranschreitet, habe ich meinen Bruder beauftragt, die Aufzeichnungen in Sicherheit zu bringen. Er ist von seiner Reise nicht wiedergekehrt.«

»Und das war’s? Die Prophezeiung, der du dein Leben gewidmet hast, ist futsch, und du forschst nicht weiter nach?«

Der Blick ihres Vaters durchbohrte Eva. »Ich habe Jahrhunderte mit der Suche nach Jusuf und den Aufzeichnungen verbracht. Ich habe damals nicht nur wertvolles Papier, sondern auch einen Freund verloren.«

Eva wusste nicht, ob sie Mitleid mit ihm haben sollte. »Wo war Jusufs letzter Aufenthaltsort?«

»Seine Spur führte nach Afrika. Ich habe die Unterkunft gefunden, in der er die Nacht verbracht hat, nachdem ich zuletzt von ihm gehört hatte. In der Gegend existiert die Legende, dass sich ein weiser Mann mit dem Wissen von Jahrtausenden auf der Durchreise befunden hat. Er soll Kranke geheilt und Notleidenden geholfen haben. Vielleicht hat Jusuf auf diese Art versucht, eine Spur zu hinterlassen.«

Ein Bruder, der die Möglichkeiten der Macht genutzt hat, um anderen zu helfen? Dieser Mann war ihr sympathisch. »Du meinst, er hat Brotkrumen zu seinem Versteck gestreut?«

»Das ist meine Vermutung. Ich habe versucht, geheime Hinweise in den Geschichten zu finden. Bislang ohne Erfolg.«

»Bei der Lösung dieses Rätsels möchte ich dir helfen«, verkündete Eva. »Kannst du mir zeigen, was du gesammelt hast?«

Ihr Dad nickte.

»Wann?«

»Wir könnten uns nach den Feiertagen zusammensetzen -«

»Die Zeit verrinnt. Ich verstehe nicht, warum wir sie verschwenden sollten.«

»Du benimmst dich nicht, wie es der Ersten der Bruderschaft zusteht.«

Eva starrte ihren Vater an. »Ich habe diese Position nicht haben wollen. Nur weil du zufällig der Mann bist, der meine Mutter geschwängert hat, wurde ich in dieses Spielchen hineingezogen. Ich habe dir gesagt, dass ich keine Ahnung habe, was von mir erwartet wird. Ich mache das alles nur für Jul.«

Die Luft war aufgeladen mit Emotionen. Eva selbst empfand nur Wut. Ihr Dad strömte stoische Ruhe aber auch Verärgerung aufgrund ihrer Ungeduld aus. Jul machte sich Vorwürfe, fühlte sich schlecht, weil sie so unglücklich zu sein schien. Dabei würde sie alles noch einmal so machen, wenn er nur bei ihr bliebe.

All diese Gefühle wurden von der Macht in Eva angesaugt wie ein Magnet. Sie war diesen Emotionen hilflos ausgeliefert. Nur langsam lernte sie, diesen Rausch zu kontrollieren.

Eva schüttelte den Kopf. An Weihnachten stritt man nicht. Niemand konnte sagen, wie oft sie den Weihnachtsabend noch mit Jul verbringen durfte. Die Erinnerung an ihr erstes gemeinsames Weihnachten sollte nicht von Unstimmigkeiten getrübt werden. Aber nach der überraschenden Erkenntnis, dass ihr Vater am Leben war, wollte sie ihre Familie dabeihaben. »Verschieben wir das auf ein andermal.«

»Gute Idee«, meinte Jul, dessen Anspannung sichtbar nachließ. »Sei brav und folge der Bitte deines Daddys. Schau dir deine Geschenke an.«

Das Aufblitzen von Schalk in seinen Augen brachte ihr Herz zum Klopfen. Sie trug die Verantwortung für seine Genesung. Keine Aufregungen mehr. »Mit welchem soll ich anfangen?«

»Beginn mit dem Kleinsten«, meinte er mit einem Lachen in der Stimme.

Eva ging zum Christbaum, unter dem drei Päckchen lagen. Das Kleinste also. Die Schachtel war groß genug für ein Schmuckstück, eine Kette … oder vielleicht einen Ring. Ihr Herz pochte gegen ihre Rippen. Sie ließ sich Zeit mit dem Öffnen. Ihr Blick wanderte von dem Geschenk in ihrer Hand zu Jul. Wann würde er sie fragen? Bevor sie den Deckel anhob oder danach?

Sie machte einen Schritt auf ihn zu, damit er sich nur noch hinknien musste. Er sollte sich in seinem geschwächten Zustand nicht anstrengen müssen. Dann klappte sie die Schachtel auf.

Kein Ring.

Stattdessen eine Goldkette samt Anhänger. Das Muster sah aus wie verknotete Seile. Offensichtlich ein sehr altes Schmuckstück. Vielleicht gotisch oder … Ach, wem machte sie etwas vor? Sie hatte keine Ahnung von Kunst, wusste nur, dass der Anblick ihr Herz berührte. Stellte der Anhänger einen unendlichen Knoten dar, der für seine nie endende Liebe stehen sollte? Dieses Geschenk hatte unzweifelhaft einen vielfach höheren symbolischen als materiellen Wert. Die Enttäuschung darüber, dass das Geschenk nichts mit einem Heiratsantrag zu tun hatte, verschwand. »Es ist wunderschön.«

»Es handelt sich um einen Anhänger meiner Mutter, den einzigen Schmuck, den mein Vater ihr geschenkt hat. Ich habe ihn vergolden lassen.«

»O Jul! Ich weiß nicht, ob ich …«

»Keine außer dir. Ich habe eigens für dich einen zusätzlichen Teil anfertigen lassen.«

Eva schob den Knoten zur Seite. Darunter eine einfache, ovale Goldplatte. Das ganze Schmuckstück hatte ungefähr die Größe einer Streichholzschachtel.

»Dreh den Anhänger um.«

Sie folgte seiner Aufforderung und entdeckte auf der Rückseite der Platte eine dünne, sanft geschwungene Inschrift:

»Ich will’s dem blauen Himmel sagen,

Ich will’s der dunklen Nacht vertrau’n,

Ich will’s als frohe Botschaft tragen,

Auf Bergeshöh’n, durch Heid und Au’n.

Die ganze Welt soll Zeuge sein:

Ja, du bist mein!

Und ewig mein!«

In Evas Augen brannten Tränen der Freude und der Rührung. Ein persönlicheres Geschenk hätte Jul ihr nicht machen können.

»Als ich das erste Mal diese Worte von Hoffmann von Fallersleben gelesen habe, hätte ich nicht für möglich gehalten, dass ich jemals so für eine Frau empfinden würde.«

Der Schwur auf dem Schmuckstück war genauso gut wie ein Gelübde vor dem Standesbeamten. Eva setzte sich auf Juls Schoß und legte ihm die Arme um den Hals. »Vielen Dank.«

Juls Lachen klang heiser. Als sich ein leiser Schmerzenslaut daruntermischte, rückte Eva von ihm ab. »Du hättest mich beinahe erdrückt«, beschwerte er sich.

»Aber nur mit meiner Liebe.«

»Wenn ich einmal sterben muss, dann will ich es auf genau diese Art und Weise.«

Eva legte ihren Zeigefinger auf seine Unterlippe. »Sprich heute nicht vom Sterben. Die Gefahr soll bis morgen warten.«

»Dann mach das Nächste auf«, murmelte Jul.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Zuerst kommt das Geschenk für … Anun.« Sie blickte zu ihrem Vater. Er schien von dem Schauspiel, das Jul und Eva ihm boten, amüsiert. Kurzfristig ein passendes Präsent für ihren Vater zu finden, hatte ihr einige Kopfschmerzen beschert. Sie holte das Päckchen zwischen den anderen Geschenken hervor und reichte es ihm.

»Es ist nur eine Kleinigkeit. Ich habe nicht mit dir …« Sie räusperte sich. »Ich hoffe, es gefällt dir.« Nachdem sie wieder auf Juls Sessellehne Platz genommen hatte, beobachtete sie, wie ihr Vater an dem Papier zog. Wenige Sekunden später hatte er den Bilderrahmen ausgewickelt.

»Du und deine Mutter«, murmelte Anun.

»Ich war ungefähr ein halbes Jahr alt. Mama hat einen Fotografen beauftragt.«

»Ein wunderschönes Bild.« Anun hob den Blick. »Und ein wundervolles Geschenk. Du bist das größte Geschenk, das ich jemals erhalten habe.«

Die Zuneigung in seinen Augen war eine Offenbarung. Vatergefühle. Sie hatte lange Zeit daran gezweifelt, dass er etwas Ähnliches für sie empfinden könnte. »Meine Entscheidung war nur das Foto«, meinte Eva mit einem unsicheren Lachen. »Vielleicht ergibt sich bald die Gelegenheit für ein aktuelles Familienfoto … Jul durfte noch kein Päckchen öffnen.«

»Es ist also nicht nur mir aufgefallen«, meldete sich Jul zu Wort. »Her mit den Geschenken.«

Eva lachte und holte das Päckchen für ihn. »Ich dachte, wir würden uns nichts Großes schenken, deshalb …«

»Wenn die Falten von deiner Stirn verschwinden würden, wäre ich darüber glücklicher als über einen Ferrari.« Er riss das Geschenkpapier auf. »Eine Kleinigkeit also«, meinte er kopfschüttelnd und hielt den Fossil Chronographen in die Höhe, den er beim letzten Schaufensterbummel bewundert hatte. Der Preis hatte für Eva keine Rolle gespielt.

»Neben deinem Anhänger stinkt ohnehin alles andere ab.« Das Strahlen seiner Augen brachte sie zum Lächeln. Sie hatte die richtige Wahl getroffen. Sie beobachtete, wie Jul die Uhr anlegte und sein Armgelenk drehte.

»Vielen Dank«, meinte er, als er seinen Blick endlich von der Uhr lösen konnte. »Du bist sehr großzügig.«

»Gerne, Schatz. Hätte der Ferrari in die Schachtel gepasst …«

Jul lachte und zog ihren Kopf zu sich. »Irgendwann sollten wir uns über die finanziellen Belange von Adolescentia Aeterna unterhalten.« Nach diesen Worten küsste er sie.

»Das ist nicht mehr dein Problem«, verkündete sie, als sie wieder Luft bekam. »Ich habe alles im Griff.«

»Falls du Hilfe brauchst …«

»… gebe ich dir Bescheid.«

»Dann schau inzwischen in das große Paket, das ich dir unter den Christbaum gelegt habe.«

Evas Blick wanderte zu ihrem Vater, der sich an der Bescherung nicht beteiligen konnte. »Vielleicht sollten wir das erst später …«

»Lasst euch von mir nicht stören«, bat Anun. »Ich nehme nur als Überraschungsgast teil und bin zufrieden mit meiner Rolle.«

Nur kurz zögerte Eva, bevor sie nach dem Geschenk griff. Sie war einfach zu neugierig, was sich in dem flachen, einen halben Meter hohen Paket befand. Eine Aktentasche, schwarzer, fester Stoff mit einem kleinen Logo. Das doppelte A.

»Da du jetzt als Immobilienmaklerin durchstartest, dachte ich, deine Unterlagen wären darin besser aufgehoben als in deiner Handtasche«, verkündete Jul. »Natürlich weiß ich nicht, ob du jetzt noch dort arbeiten -«

»Ich habe nicht vor zu kündigen. Die Kasse muss gefüllt werden.« Eva hielt den Atem an. Hoffentlich verstand Jul das nicht als Vorwurf. Er lächelte weiterhin. Sie stieß die Luft aus. »Immobilienmakler ist mein Traumberuf. Die Tasche wird mir gute Dienste leisten. Vielen Dank.«

»Schön. Das letzte Päckchen öffnen wir lieber erst heute Abend vor dem Zubettgehen.«

Hitze wärmte bei dieser Andeutung Evas Gesicht. Sie wagte nicht, zu ihrem Vater zu blicken. Jul wusste, wie er sie rumkriegte. Er musste nur grinsend eine Augenbraue heben, um ihr Begehren zu wecken.

Eva blickte auf die Uhr. »Es wird ohnehin langsam Zeit. Die anderen warten im Passion auf uns.«

Anun erhob sich. »Dann wünsche ich euch einen schönen Abend.«

»Du kommst natürlich mit«, meinte Eva. »Einige der Brüder wollen Neuigkeiten mit dir austauschen. Und die anderen sind neugierig auf dich.«

Ihr Vater zögerte. »Unser Vater-Tochter-Gespräch verlief nicht allzu positiv.«

Eva machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich bin erwachsen. Ich komme schon damit klar, dass wir nicht einer Meinung sind. Es würde mich freuen, wenn du den restlichen Abend mit uns verbringen würdest.«

Ihr Vater nickte. »Es fällt mir nicht im Traum ein, dich zu enttäuschen.«

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