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Eltern-Typologie

Nicht nur die Eltern lernen verschiedene Lehrer-Typen kennen, auch die Lehrer treffen in ihrem Arbeitsleben auf unterschiedlichste Kategorien von Eltern. Diese Typen stehen in ihrer Vielfalt den Lehrern in nichts nach.

1. Die Vorstadteltern

Diese Form der Eltern stellt die normalste Art dar. Der Vater ist meist mittlerer Angestellter in einem Unternehmen oder im öffentlichen Dienst tätig. Er geht einer »geordneten« Tätigkeit nach und trägt im Beruf Verantwortung, aber nicht übermäßig viel. Am Wochenende wird der Rasen gepflegt, in den Ferien fliegt die Familie in den Pauschalurlaub.

Pünktlich auf die Minute kommt der Vater täglich nach Hause, wo die Frau bereits fleißig gekocht hat. Die Kinder sehen ihn beim gemeinsamen abendlichen Essen, wo üblicherweise die Auswertung seines Tages stattfindet. Zum Glück für die Kinder sind Schulfragen eher selten. Er überlässt die Erziehung im Wesentlichen seiner Frau.

Die Frau geht in ihrer Rolle als Mutter und Ehefrau auf.

Sie definiert sich über den Status ihres Mannes. »Mein Mann sagt«, geht ihr häufig über die Lippen.

Mit einer Leichtigkeit meistert sie den Haushalt, kreiert nebenbei wunderbar duftende Kuchen und trifft sich mit Freundinnen, um Tipps und Tricks zur Fleckenbekämpfung der Wäsche zu besprechen. Das Bügeleisen glüht, jede Socke wird gebügelt. Sie betreut die Kinder bei den Hausaufgaben, bringt den Sohn zum Fußball, die Tochter zum Ballett. Der Alltag ist hervorragend organisiert, ihre eigenen Interessen stellt sie zurück. Stets hält die Mutter den Kontakt zur Schule, steht als Hilfskraft für den Kuchenbasar und bei Klassenfahrten als Begleitung jederzeit bereit.

Zum Elternabend gehen die Eltern gemeinsam. Der Lehrer wird mit jener Autorität behandelt, die sie selbst als Kinder erlebten.

In der Lehrerschaft sind derartige Eltern sehr beliebt, denn sie fallen nicht durch unangenehmes Verhalten auf, beklagen sich nie und sind nicht aufmüpfig.

2. Helikopter-Eltern

Beide Elternteile gehen einem gehobenen Beruf nach, in dem sie eine hohe Verantwortung tragen. Sie sind es gewohnt, ihren Untergebenen zu überwachen, was sie zu Hause bei ihren Kindern auch nicht lassen können. Was die Entwicklung ihrer Sprösslinge betrifft, haben sie klare Ziele. Es versteht sich, dass sie von ihren Kindern eine ähnliche erfolgreiche Laufbahn wie ihre eigene erwarten. Die beste Schule ist für ihre Kinder gerade gut genug, wobei die Kriterien für GUT äußerst anspruchsvoll sind. Ihre Kinder sind Überflieger.

Aus diesem Grund wird auch für eine gut strukturierte Freizeitgestaltung gesorgt. Zum Leidwesen ihrer Kinder kontrollieren die Eltern nicht nur ihre schulischen Aktivitäten, sie mischen sich überall ein. Eine Drei in der Mathearbeit ist für sie genauso schlimm, wie beim sonntäglichen Fußballspiel auf der Auswechselbank zu sitzen. Eins ist für sie klar: Der Trainer wie auch der Lehrer in der Schule würdigen die überragenden Talente ihrer Kinder nicht ausreichend. Aus ihrer Sicht sind die Kinder eine Kreuzung aus einem Spitzensportler und Albert Einstein.

Für den Lehrer ist es besonders unangenehm, dass sie einen intensiven Kontakt zum Direktor pflegen.

Beim Elternabend fallen sie höchstens durch ständiges Nörgeln auf, bei Schulveranstaltungen glänzen sie durch Abwesenheit.

3. Die Althippies


Vater und Mutter haben sich in einem Ashram in Goa kennengelernt. Sie pflegen einen alternativen Lebensstil. Durch ihre meist sporadische Arbeit gehören sie eher nicht zu den gut betuchten Bürgern unseres Landes.

Ihre Kinder erziehen sie frühzeitig zur Selbstständigkeit.

Beim Frühstück werden die Kinder nicht von ihren Eltern genervt, denn diese schlafen noch. Den Schulweg kennen die Kinder früh genug. Das Essen stammt mit Sicherheit aus dem Bioladen.

Da die Eltern sämtliche Autoritäten, Lehrer inklusive, ablehnen, fallen sie auf Elternabenden nicht auf, denn sie erscheinen dort nie.

4. Die Alleinerziehende

Diese Einzelkämpferin ist eine ausgesprochene Löwenmutter. Von dem Vater hat sie sich schon früh getrennt. Sie managt ihr Leben mit Bravour und bringt Beruf, Haushalt und Kindererziehung unter einen Hut, was häufig nicht sehr einfach ist.

Daher konzentriert sie sich auf die relevanten Themen des Lebens. Auf Elternversammlungen ist sie diejenige, die die wichtigen Fragen stellt. Manchmal schafft sie es sogar, den Lehrer auf Schulveranstaltungen zu unterstützen. Wird ihr Kind allerdings ihrer Meinung nach ungerecht behandelt, kommt ihr Charakter als Übermutter voll zur Geltung.

5. Die Chantal-Eltern

Den Großteil ihres Alltags verbringen sie vor dem Fernseher, ihre Kinder kennen alle Sendungen nach 22 Uhr.

Der Schultag interessiert sie genauso wenig wie der Besuch einer Bibliothek oder eines klassischen Konzertes. Von der Schule erwarten diese Eltern, dass sie ihnen die schwierige Erziehungsarbeit abnimmt.

Die Kinder finden wenig Unterstützung, da das Wissen aus dem Privatfernsehen selten abgefragt wird.

Den Elternabend betrachten sie als überflüssig. Zeitlich fällt er ohnehin auf die Hauptsendezeiten der spannendsten Shows.

8. Die Lehrer-Eltern

»Lehrerskinder, Pfarrers Vieh gelingen selten oder nie …!«

Diese Eltern verfügen natürlich über eine fundierte Ausbildung auf pädagogischem Gebiet. Probleme machen in ihren Augen immer nur fremde Kinder, nie die eigenen. Je nach Typ zeigen sie auf Elternabenden Verständnis für ihre Kollegen oder stellen schlimmstenfalls eine besondere Gefahr für die Schule ihrer eigenen Kinder dar. Der größte Albtraum, den Schulkinder erleben können, ist es, an der gleichen Schule zu lernen, an der ihre Eltern arbeiten. Diese armen Kinder sind doppelt gestraft. Einerseits werden sie von den Mitschülern gemobbt, anderseits erfahren die Eltern von ihren Kollegen jede noch so kleine Entgleisung, die ihnen als Schülern unterläuft. Diese Kinder sind einfach nur zu bedauern.

Auf Elternabenden halten sich die Lehrer-Eltern zurück, da sie mit ihren Kollegen bereits alle Fragen im Tagesgeschäft besprochen haben.

Schlachtfeld Elternabend

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