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Prolog

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Es fühlt sich an wie ein Déjà-vu, als ich den Anruf meiner Mutter entgegennehme. Die belegte Stimme, das Schluchzen darin, das sie zu unterdrücken versucht. Und bevor ich das Gesagte überhaupt begreife, es realisieren kann, weiß ich bereits, was los ist. Ich weiß es einfach. Meine Gesichtszüge entgleisen, und mein Handy fällt mir aus der Hand wie in einem Film. Es landet mit dem Display nach unten auf dem Boden und ich höre das Knirschen zersplitternden Glases. Ich hebe es nicht auf. Einen Augenblick lang ist es ruhig, als hätte jemand auf die Pause-Taste gedrückt und die Welt zum Stillstand gebracht, dann beginnt meine Mutter erneut zu reden. Wortfetzen dringen wie durch Watte zu mir hindurch, doch ich höre sie kaum. Ein langer hoher Piepton dröhnt in meinen Ohren wie ein viel zu spät einsetzender Warnruf. Meine Sicht verschwimmt. Chemotherapie … geringe Chancen … das alles haben wir schon einmal durchgemacht. Nein, ist alles, was ich denken kann. Es darf nicht von vorn beginnen. Es darf einfach nicht. Wir haben heute Morgen noch geschrieben … und jetzt … ich sinke zu Boden und vergrabe meinen Kopf in meinen Händen. Wieso … wieso sie? Wieso das Einzige, was mir wirklich etwas bedeutet? Das Einzige, was mir geblieben ist? Sie hat mich zusammengehalten, nachdem alles auseinanderbrach. Sie ist das Kontinuierliche, der Fels in der Brandung und der beständige Wechsel aus Ebbe und Flut, der ihn umspült. Während ich sprunghaft und ruhelos bin. Ich bin wie der Wind, hat unsere Grandma immer gesagt. Unberechenbar, muss immer Neues sehen und ausprobieren, kann mich nicht festlegen, nicht binden. Aber für sie wollte ich das. Für sie bin ich immer wieder zurückgekommen. Denn dort, wo sie ist, ist mein Zuhause. Sie ist mein Zuhause. Und jetzt bekommt es Risse, beginnt zu bröckeln.

»Wieso?«, schreie ich wieder und wieder, bis meine Kehle schmerzt und kein Geräusch mehr hervordringt außer rasselndem Keuchen und ersticktem Schluchzen. Ich schreie, schreie mir stumm die Seele aus dem Leib, obwohl es nichts bringt. Obwohl es nichts daran ändert. Ich habe Angst, wie ich sie bisher nur ein einziges Mal in meinem Leben gehabt habe. Und diese Angst frisst mich auf, zerreißt mich von innen. Weil ich nichts tun kann. Ich kann nichts dagegen tun, dass der Krebs zurück ist.

Love or Lie

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