Читать книгу Vom Zucker-Junkie zur Zuckerfrei-Heldin - Birgit Böhm - Страница 12
ОглавлениеDie Wirkung von Zucker
Je mehr Zucker du isst, desto mehr Zucker verlangt dein Körper.
Wie du bereits weißt, bin ich von Beruf weder Ernährungsberaterin noch Diätologin, sondern Dipl. Lebens- und Sozialberaterin. Die Grenze an der die Psychologische Beratung endet und die Ernährungsberatung beginnt, verläuft für mich nicht fließend, sondern ist klar definiert. Ich habe nach drei Jahren zuckerfreier Ernährungsweise zwar sehr viel Wissen über Zucker und seine Wirkungen auf den Körper erlangt, dennoch halte ich mich besonders im beruflichen Kontext gewissenhaft an das Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“. Da ich dir dennoch die grundlegendsten Fakten der körperlichen Prozesse nicht vorenthalten möchte, lasse ich in diesem Kapitel gerne auch einen Ernährungsexperten zu Wort kommen.
Meine Suche nach einer gut verständlichen Erklärung dafür, was in unserem Körper vorgeht, wenn wir Zucker essen, führte mich zu Felix Olschewski. Er ist Autor und Gründer von Urgeschmack, einer Plattform auf der sich alles um „Natürlich essen – gesund leben“ dreht. Felix erklärt in einem seiner YouTube-Videos, wie der Körper auf einen übermäßigen Zuckerkonsum reagiert, wie das mit dem Insulin ist und warum Zucker dick macht.
Genau das habe ich für dich zusammengefasst:
Nach der Verdauung landen Kohlenhydrate als Glucose im Blut. Der Blutzuckerspiegel steigt an. Die Bauchspeicheldrüse schüttet Insulin aus. Vereinfacht ausgedrückt sagt dieses Hormon unseren Zellen, dass sie die Glucose aufnehmen sollen. Wenn der Blutzuckerspiegel wieder im Normalbereich ist, räumt Insulin den Platz. Soviel zum natürlichen Vorgang.
Doch was passiert bei einem übermäßigen Zuckerkonsum? Dabei gelangt sehr schnell, sehr viel Glucose ins Blut. Der Blutzuckerspiegel steigt. Um dem entgegenzuwirken, gibt die Bauchspeicheldrüse extra viel Insulin ab. In diesem Fall fordert es die Zellen besonders energisch auf, dass sie die Glucose aufnehmen sollen. Sobald sich die Situation entspannt hat und der Blutzuckerspiegel in einem normalen Bereich ist, zieht sich Insulin wieder zurück. Es ist allerdings nicht besonders schnell. Denn wenn der Blutzuckerspiegel im normalen Bereich angekommen ist, ist immer noch etwas Insulin da. Der Blutzuckerspiegel wird weiter gesenkt – unterhalb des normalen Bereiches. Das wird als Unterzuckerung bezeichnet. Ich denke, du kennst diesen Zustand: Du bist unruhig, angespannt, fühlst dich antriebslos oder hast eine Heißhungerattacke. Dein Körper verlangt wieder etwas extrem Zuckerhaltiges. Der Kreislauf beginnt von Neuem. Ich nenne das „Zuckerbetrieb“. Durch zu viel Zucker kann das Hormonsystem erheblich aus dem Gleichgewicht geraten.
Nun stellt sich die Frage: „Warum macht Zucker dick?“ Grundsätzlich gilt, wenn der Körper mehr Energie speichert, als er verbraucht, legt er sie als Fettpolster an.
Felix sagt: „Glucose ist eine Energiequelle für uns Menschen. Als Blutzucker landet Glucose über den Blutstrom überall dort, wo wir sie gebrauchen können. Zum Beispiel in den Muskeln – oder im Gehirn. Ohne Glucose gingen dort die Lichter aus, denn unsere grauen Zellen kommen ohne diesen Stoff nicht aus. Daher stammt vielleicht auch der Mythos, man müsse unbedingt Zucker essen. Dank eines Vorgangs, den wir Gluconeogenese nennen, kann unser Körper allerdings Glucose aus anderen Nährstoffen herstellen und wir sind bestens fähig, ganz ohne Zucker oder andere Kohlenhydrate im Essen zu überleben. Gelangt allerdings zu viel Zucker ins Blut, dann kann uns das umhauen. Das ist tatsächlich giftig. Damit das nicht passiert, reguliert das Hormon Insulin den Blutzuckerspiegel. Gerät zu viel Zucker ins Blut, treibt Insulin ihn raus aus dem Blut und rein ins Gewebe. Es speichert den Zucker. Wenn man das lange und oft genug macht, wird man dick. Was dem Eisbären gut steht, finden wir an uns selbst nicht so schmuck. Viel schlimmer als die überflüssigen Kilos am Körper sind jedoch die Nebenwirkungen. Auf Dauer leiert der Insulin-Mechanismus aus. Unsere Empfindlichkeit für Insulin sinkt; wir benötigen immer mehr Insulin für die gleiche Aufgabe; irgendwann werden wir insulinresistent und dann stehen wir plötzlich mit Diabetes da. Die Bauchspeicheldrüse ist frittiert und wir müssen per Insulinspritze nachhelfen. Wen das nicht stört, sollte spätestens durch den Blick auf die Liste der Folgekrankheiten aufwachen: Erhöhte Risiken für Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Nervenschäden sind nur der Anfang des langen Kassenzettels für das heimische Süßigkeitenregal."
Das war unser gemeinsamer Ausflug in das Zucker-Thema, der dir die allerwichtigsten Fakten liefern und einen kleinen Überblick verschaffen soll. Falls du in das Thema Ernährung tiefer eintauchen möchtest, so findest du auf Seite 231 eine Liste mit Expertinnen. Eine Empfehlung habe ich an dieser Stelle noch für dich: Schau in den nächsten Wochen vermehrt auf die Nährwerttabellen der Nahrungsmittel, die du einkaufst. Achte auf den Zuckergehalt, also auch auf die Kohlenhydrate. So bekommst du ein Gefühl dafür, wo wie viel Zucker drin steckt. Du kannst beim Einkaufen außerdem auf die Nährwerttabellen von Produkten achten, die du nicht kaufst. All das ermöglicht dir, einen Eindruck vom Zuckergehalt in Lebensmitteln zu gewinnen.
Bevor ich dieses Kapitel nun abschließe, lasse ich dich noch meine ganz persönliche Definition von Zucker wissen. Bedenke aber, meine Definition von Zucker ist meine persönliche Definition. Meine Vorgehensweise ist auf KEINEN Fall als Empfehlung zu verstehen. Jeder darf und soll seine eigene Definition finden. Wenn hundert Menschen sagen, dass sie zuckerfrei leben, dann sind das in der Regel hundert unterschiedliche Versionen von „zuckerfrei“. Für manche ist es das Vermeiden von Industriezucker, für andere das zusätzliche Weglassen von Honig, Agavendicksaft, Birkenzucker & Co, für wieder andere ist es der Verzicht auf Industriezucker und schnell verfügbare Kohlenhydrate. Jeder Mensch entscheidet für sich, was für ihn gut ist und Sinn macht. Es kommt immer darauf an, was du mit dem Verzicht auf Zucker für dich erreichen möchtest.
Mir persönlich bekommt es sehr gut, wenn ich auf das Folgende verzichte:
• Haushaltszucker sowie alle Zuckeralternativen, ausgenommen Erythrit.
• Obst, ausgenommen Himbeeren, Heidelbeeren und Erdbeeren, weil diese wenig Zucker enthalten.
• Kohlenhydrate wie Reis, Kartoffeln, Nudeln und Brot.
Ich achte darauf, nicht mehr als 30 Gramm Kohlenhydrate pro Tag zu mir zu nehmen. Dabei bin ich allerdings nicht dogmatisch. Es gibt Zeiten, da achte ich mehr darauf, und dann lasse ich wieder etwas locker.