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SCHÖNHEITSWAHN – WAS SOLL DENN DAS?

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Und schlimme Geschichten erlebt und begleitet Kiefhaber viele – und sie erfährt dabei auch, welche Prioritäten manche Patientinnen zu Beginn einer Erkrankung haben. »Was mich wirklich traurig und zum Teil auch wütend macht, ist, wenn ich erlebe, wie Frauen, die sich ihr Leben lang darauf fokussiert haben, Konfektionsgröße 34 zu tragen, im Zuge ihrer Erkrankung Panik haben, dass sie ihre Haare verlieren, weil man ihnen dann ja ihre Krankheit ansehen könnte. Oder weil sie der Mann dann verlassen würde. Es gibt wirklich Frauen, die deshalb eine Chemotherapie ablehnen«, erzählt sie. »Das macht mich so wütend, was uns diese Schönheitsindustrie vorgaukelt und wie manche Frauen das wirklich unter Druck setzt. Besonders in meinem Alter, ab fünfzig: ewige Jugend, Schönheitswahn – was soll denn das? Natürlich sehe ich auch an mir die Zeichen der Zeit, aber die Knie lasse ich mir nicht liften, damit ich wieder einen Minirock tragen kann«, lacht Kiefhaber.

Bei ihr selbst habe sich mit den Jahren vieles verändert und verschoben diesbezüglich. »Wenn ich mich vergleiche zu früher, ich wäre früher nicht ungeschminkt aus dem Haus gegangen. Das hat sich total verschoben. Man kennt mich, die Haare hinten zusammengebunden, meist ungeschminkt. Weil mir das nicht wichtig ist. Das hat sicher viel mit meinem Beruf zu tun.« Wer so intensiv und tagtäglich mit den essenziellen Fragen konfrontiert wird, die auftauchen, wenn das Ende droht, will sich nicht mehr mit Oberflächlichem abgeben. »Es hat sicher auch mit meinem Alter zu tun, dass ich endlich gelernt habe, Nein zu sagen. Ich war ja eine begnadete Ja-Sagerin früher. Aber wenn ich jetzt nicht auf eine Abendveranstaltung gehen will, dann sage ich auch die Wahrheit – dass ich nicht will und lieber auf meinem Sofa liege. Ein lieber Freund meint, ich sei früher eine Menschenfreundin gewesen und eine Misanthropin geworden«, schmunzelt sie. Und da sei schon etwas dran, Oberflächlichkeit könne sie nicht mehr ertragen: »Mein Freundeskreis ist kleiner geworden. Und ich verbringe lieber einen Abend mit einer Patientin, so traurig ihre Geschichte auch sein mag, und rede mit ihr, als auf irgendeinem Event hundertmal zu hören: ›Wie geht’s Dir?‹, aber die Antwort will eh niemand wissen, weil es nur eine Floskel ist.« Mit den Jahren sei sie aber auch gelassener geworden, meint Kiefhaber. »Die Qualität meines Alters ist, dass ich zufrieden bin. Ich habe das Gefühl, nichts versäumt zu haben. Ich bin angekommen, beruflich wie privat.«

Und trotzdem bleibt ein Teil in ihr kämpferisch. »Ich glaube, dass wir Frauen in unseren Dreißigern naiv waren, was die Gleichberechtigung mit Männern betrifft. Ich glaube, dass wir in unserem Alter zum Teil resigniert haben, uns arrangiert haben, aber ein Teil von mir rebelliert immer noch. Das ist so eine Drittel-Drittel-Drittel-Geschichte und solange mein Herz schlägt, werde ich mich wehren, wenn es eine Ungerechtigkeit gibt, zum Beispiel in der Frage, ob eine Frau besser geeignet wäre für einen Job als ein Mann.« Erst in der übernächsten Generation, so glaubt Kiefhaber, werde es echte Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern geben. Wobei ihrer Meinung nach Frauen manchmal auch selbst daran schuld sind, wenn das vielzitierte 50 : 50 nicht funktioniert. »Die partnerschaftliche Aufteilung würde manchmal vielleicht sogar funktionieren, wenn wir Frauen Abstriche machen würden von unserem Perfektionismus. Mein Mann hätte zu Hause sicher auch die Hälfte übernommen, aber die Hälfte wurde so definiert: die Hälfte dessen, was notwendig ist. Aber ich hätte viel mehr als notwendig empfunden. Das hat sicher auch mit der weiblichen Emotion, mit unserer Zuwendung bis hin zur Aufopferung gerade für unsere Kinder zu tun«, räsoniert sie.

Kurswechsel bei 5.0

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