Читать книгу Sherryl & Lynette - Regnum defende - Blossom Rydell - Страница 10

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Kapitel 8

Den ganzen Nachmittag über verursachte mir mein Missgeschick Bauchschmerzen. Aber was hätte ich schon noch tun können? Den Fehler ungeschehen zu machen war schließlich nicht möglich. Mir blieb also nichts anderes übrig als abzuwarten, ob es der Empfänger bemerkte. Natürlich hoffte ich, dass genau das nicht passierte. Und wenn ja, dessen war ich mir absolut sicher, würde es in einem Desaster enden und sehr wahrscheinlich zum Verlust meines Lebens unter Lynettes geschmeidigen, aber äußerst tödlichen Fingern führen. Plötzlich schoss mir ein anderer, nicht minder schrecklicher Gedanke durch den Kopf. Was, wenn auch die leeren Seiten im ersten Umschlag mit diesem Markierungsmittel behandelt worden waren? Ich hatte sie so schnell wieder zurückgeschoben, dass ich nicht darauf geachtet hatte.

»So eine verdammte Scheiße!«, fluchte ich lautlos in mich hinein und fügte im Flüsterton hinzu: »Ohne Handschuhe schaffe ich mir extreme Probleme.«

Bloomfield schien mit der Kopie der Transkription zufrieden gewesen zu sein, wenngleich er wegen der rötlichen Fingerabdrücke nachgehakt und ich ihm versichert hatte, sich deswegen keine Sorgen zu machen. Aber als mein ›Pager‹ piepste und mir Lynettes Code anzeigte, war ich mir sicher, aufgeflogen zu sein. Noch in derselben Sekunde stieg eine Übelkeit in mir auf, die mich in den ›Ladies' Room‹ rennen ließ, wo ich mein Mittagessen erbrach – und wahrscheinlich auch noch den größten Teil meines Frühstücks.

»Okay, Sherryl! Ganz ruhig!«, machte ich meinem blassen Spiegelbild Mut. Mit auf dem kalten Waschbecken abgestützten Händen, schob ich meine Schultern nach oben, und als ob als ob mein Hals mit den Blutergüssen nicht schon übel genug aussah, brannte er jetzt auch noch vor Galle.

Ich kontrollierte den Sitz meiner Armbanduhr und betrachtete den versteckt darin angebrachten ›Panic Button‹. Wenn alles schieflaufen sollte, bot er mir zumindest eine gewisse Chance auf Hilfe. Immer vorausgesetzt, Bloomfields Leute erreichten mich vor Lynette. Ich zog meinen Jackenärmel herunter und inspizierte mich im Spiegel, korrigierte ein wenig mein Make-up und sorgte für ein halbwegs passables Aussehen.

»Auf geht's …« Mit zitternden Beinen verließ ich die Damentoilette und schritt den langen Korridor hinunter zu Lynettes Büro. Ganz sicher weiß sie bereits, was ich getan habe, redete ich mir ein, und hat mich deshalb zu sich gerufen. Mental stellte ich mich darauf ein, gleich von zwei kräftigen Burschen gepackt zu werden, die bereits auf mich warteten. In diesem Fall würde ich sofort auf meinen ›Panic Button‹ drücken und den Spuk beenden. Natürlich würde dann jeder wissen, dass mich Bloomfield auf Lynette angesetzt hatte, weil er vermutete, dass sie ihn ausspionierte – und meine geheimdienstliche Karriere war beendet, noch ehe sie überhaupt richtig begonnen hatte. Als ich an ihre Tür klopfte, eintrat, und mit einem Finger meine Uhr streichelte, glaubte ich, mein Herz würde mir jeden Moment aus der Brust springen

Wie fast immer saß Lynette hinter ihrem beladenen Schreibtisch und klopfte auf einen Umschlag in üblicher Briefgröße.

»Mistress wünscht ihre unterwürfige Sklavin zu sehen?« Ich überspielte meine Unsicherheit mit einem frechen Grinsen.

»Ich habe hier noch ein weiteres Kuvert für dich, Sherryl.« Sie überging meine Anspielung und blieb dienstlich. »Bitte wie zuvor, ›Section 6‹, Fach ›Null-Achtzehn‹.«

»Wird sofort erledigt, Mistress«, bestätigte ich schnell und konnte mein Glück kaum fassen. Sie hatte es also nicht bemerkt – jedenfalls bislang nicht. Zumindest für den Moment war ich damit noch in Sicherheit. Dieses Mal würde ich es weniger stümperhaft angehen und Handschuhe benutzen, sagte ich mir und nahm den Umschlag an mich. Ich wollte bereits davoneilen, als sie mich zurückhielt.

»Sherryl?!«

Ich blieb abrupt stehen und fluchte in mich hinein. »Ja?«

»Die anderen Abteilungen, für die du gearbeitet hast: Was hast du da gemacht?« Sie schob die Finger ihrer Hände ineinander, stützte ihr Kinn darauf und beobachtete mich genau.

»Nichts wirklich Aufregendes. Man hat mich fast ausschließlich nur Akten sichten und sortieren lassen.« Ich zuckte beiläufig die Achseln und machte mich bereit meine Cover-Story abzuspulen – von der einiges durchaus zutraf, denn ich schleppte ja tatsächlich jede Menge Akten hin und her. Die Arbeit hätte auch ein weitaus weniger qualifizierter Mitarbeiter erledigen können, aber ich war eine Opportunistin und konnte mich bedenkenlos einer geforderten Lage anpassen. Abgesehen davon gab es mir Zeit, freundliche Gespräche mit den Kollegen anderer Abteilungen an Wasserkühlern oder einer Teeküche zu führen und Kontakte zu knüpfen – was sich manchmal auszahlte.

»Ich habe mit Hank Leatherwood gesprochen. Er scheint sich nicht an dich zu erinnern.«

»Hank?!« Ich lachte und machte eine abwinkende Handbewegung. »Der hat doch immer nur seine Angeltouren im Kopf. Erst letztens will er wieder einen mordsmäßig großen Fisch an Land geholt haben.« Ich deutete die Größe mit meinen Händen an. »Das übliche Anglerlatein.« Ich grinste und dachte an all die zahlreichen Fotos an den Wänden seines Büros, die ihn bei seinen Ausflügen zeigten. »Aber Amanda Nicholls hatte mich ja vor ihm gewarnt und gemeint, ich solle ausreichend Abstand halten, wenn ich mir von ihm nicht die Ohren vollquasseln lassen wollte. Diese Angler-Geschichten sind echt nicht mein Ding. Und richtig ekelig finde ich ja seine Wurmzucht. So wie er von den Viechern spricht, würde es mich nicht wundern, wenn er ihnen Namen auch noch Namen gibt.«

»Ja, die gute Amanda«, merkte Lynette an.

Ich lächelte und nickte. »Zwei Kinder, zwei Katzen. Ihr SUV ist gerade in der Werkstatt, weil sie beim Zurücksetzen einen Betonpoller vor dem Kindergarten übersehen hat.« In diesem Augenblick zahlten sich das Tratschen aus.

»Ja, die Sache mit dem Poller ist mir auch schon zu Ohren gekommen. Passiert halt, wenn der Wagen leicht überdimensioniert ist.« Lynette verdrehte die Augen. »Okay, Sherryl! Vielen Dank.«

»Kein Problem.« Ich spürte, dass ihr Verhör meine Beine hatte weich werden lassen, als ich meine Rolle weiterspielend, spaßeshalber vor ihr knickste.

»Na, das mit dem Knicksen üben wir aber noch, Missy«, schmunzelte sie.

»Entschuldigung, Mistress.«

Sie lachte. »Na, zumindest klappt es mit der Anrede. Und jetzt los!« Sie machte eine fortscheuchende Handbewegung.

*

Mit heftig klopfendem Herzen huschte ich zum Treppenhaus. Aber als ich die Flügeltür aufstieß, standen dort drei Männer und unterhielten sich flüsternd. Also zog ich mich zurück, suchte noch einmal den ›Ladies' Room‹ auf und begab mich in eine der freien Kabinen. Dieses Mal untersuchte ich das Kuvert mit Handschuhen nach irgendwelchen Fallen, ehe ich es behutsam öffnete.

Im Inneren befanden sich mehre Transkripte – nur, dass es sich diesmal um einen mündlichen Bericht von jemanden über eine Observierung handelte. Die vorherigen waren getippte Telefongespräche gewesen. In dem Rapport wurde mehrfach der ›Mistkäfer‹ erwähnt, der dabei beobachtet worden war, wie er sich mit einer ›Mauerwespe‹ getroffen hatte. Anscheinend hatte jeder von Bloomfields Verfolgern Mühe gehabt, ihn nicht aus den Augen zu verlieren, da er wohl alles unternommen hatte, sie abzuhängen. Unwillkürlich fragte ich mich, warum mein Vorgesetzter das tun sollte. Ging es ihm nicht angeblich darum, an Lynettes Spione heranzukommen?

Ich las weiter:

›Mistkäfer‹ unterhielt sich in einem kleinen Café neun Minuten lang mit einer ›Mauerwespe‹. Trank dabei einen ›Espresso‹, bekam einen kleinen weißen Umschlag und steckte ihn ein.‹

Im weiteren Verlauf hatte Lynettes Mann versucht, der ›Mauerwespe‹ zu folgen, sie aber schnell verloren. Entweder war der Mann schlecht ausgebildet, dachte ich, oder die andere Seite war sehr gut in dem, was sie tat.

*

Das Treppenhaus war frei, als ich es zum zweiten Mal versuchte. Ich lief nach unten, erstellte Kopien und versetzte den Umschlag mit den Papieren wieder in seinem Originalzustand, ehe ich ihn ablieferte. Aus einem unerfindlichen Grund warnte mich mein Bauch diesmal aber davor, die Kopien weiterzuleiten, und ich entschied mich, sie unter einem Stapel Kopierpapier-Kartons zu verstecken, um die Dinge einmal gründlich zu durchdenken.

***

Sherryl & Lynette - Regnum defende

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