Читать книгу Sherryl & Lynette - Regnum defende - Blossom Rydell - Страница 7

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Kapitel 5

Wie sich recht schnell herausstellte, hatte Bloomfield Recht, Lynette zu verdächtigen. Denn indem wir ihre Telefongespräche mithörten und E-Mails auswerteten, kamen wir ihr auf die Spur und ermittelten ihren Decknamen. Obendrein hatte er bewusst diverse Orte in der Stadt aufgesucht, um sich von Lynettes Agenten verfolgen zu lassen, die ihr am nächsten Morgen detailliert Bericht erstatteten.

Sie hatte ihm den wenig schmeichelhaften Decknamen ›Mistkäfer‹ verpasst, und seine Mitarbeiter, zu denen ich, wie ich erleichtert feststellte, nicht gehörte, hießen ›Stinkwanze‹, ›Libelle‹ und ›Schmeißfliege‹. Sie schien eine ausgesprochene Vorliebe für ekelhafte Insekten zu haben. Anscheinend hatte sich der ›Mistkäfer‹ nicht mit ›Mauerwespen‹ getroffen. – womit, wegen des Plurals, wohl ein bestimmter, außerhalb des Geheimdienstes stehender Personenkreis gemeint war. Jedenfalls wurde deutlich, dass er genauestens überwacht wurde, und ich fragte mich, weshalb? Wenngleich das natürlich seine Angelegenheit war und nicht meine.

Lynette hatte viele weitere Berichte erstellt, aber ich richtete mein Hauptaugenmerkt auf den, der sich auf den ›Mistkäfern‹ bezog – zumal mich Bloomfield damit beauftragt hatte, herauszufinden, wem sie Meldung erstattete. Der einzige konsistente Name, den ich aus all ihren Unterlagen herausziehen konnte, war ›Vojvodina‹, was für mich eindeutig nach Balkan klang – und sich nach kurzer Recherche als Name einer kleinen serbischen Stadt herausstellte. Nur warum sollte sie, eine geschätzte Mitarbeiterin der britischen Regierung, jemandem mit einem serbischen Städtenamen Bericht erstatten? Natürlich war es nur ein Code und nicht der richtige Name des Agenten – aber dennoch …

Mein ›Pager‹ meldete sich. Es war Lynette, die mich rief. Anstatt mich telefonisch bei ihr zu melden, eilte ich direkt zu ihrem Büro und klopfte an die Tür.

»Herein!«

Ich öffnete und trat ein.

Sie blickte auf und lächelte. »Ein kurzer Ruf und du kommst schon angerannt? Ich schätze das sehr an einer Frau. Ich sollte dich zu meiner Dauer-Sklavin machen ... Das du wie ich auf heiße Dessous stehst, weiß ich ja bereits. Vielleicht hast du ja auch einen Faible Lack, Leder und Latex?«

»Durchaus möglich. Finde es doch heraus«, erwiderte ich mit einem frechen Grinsen, ehe ich erklärte: »Ich war gerade in der Nähe. Es war einfacher herzukommen als anzurufen, … Mistress Lynette.« Ich schenkte ihr ein schelmisches Lächeln, knickste mädchenhaft und berührte kurz den Schal an meiner Kehle.

»Hmm … Würdest du mir bitte einen Gefallen tun?«

»Seit wann muss man eine Leibeigene um etwas bitten?«, grinste ich.

»Stimmt auch wieder. Mir gefällt deine Einstellung, Sherryl.« Sie lachte, wedelte mit meinem Höschen, das wie eine aufreizende Erinnerung an unsere gemeinsame Nacht neben ihrem Pott Kaffee lag und schnupperte daran, ehe sie ihre Trophäe wieder zur Seite legte. »Ich habe hier einige wichtige Transkriptionen, die dringend weitergeleitet werden müssen.« Sie deutete auf einen braunen Umschlag.

»Transkripte auf Papier?« Ich runzelte die Stirn.

»Diese sind zu brisant, um per E-Mail versendet zu werden. Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann.« Sie schaute mich fragend an. »Würdest du?«

»Wohin?« Ich wollte nicht zu eifrig erscheinen, ihre Unterlagen in die Hände zu bekommen. Also warf ich einen Blick auf die Aktenmappen, die ich bereits mit mir führte.

»Die müssten ins Untergeschoss, ›Section 6‹.«

Wie beiläufig zuckte ich die Achseln. »Ich muss eh noch in die ›Section 4‹.« Ich nickte zustimmend und fügte, um meinen Eifer weiter zu verwässern hinzu: »Ja, kann ich machen. Ich muss aber vorher noch im achten Stock etwas erledigen. Auf dem Weg runter kann ich die Transkripte mitnehmen.«

Sie nickte zufrieden und legte den Umschlag auf ihren Schreibtisch.

Mein Herz pochte heftig, als ich auf dem Weg zu einer fiktiven Erledigung mit dem Fahrstuhl zwei Etagen nach oben fuhr und einmal die gesamte Länge des Korridors durchquerte. Lynette vertraut mir wertvolle Informationen an, schoss es mir durch den Kopf.

Ging es in den Transkripten womöglich um den ›Mistkäfer‹? Dann machte ich mir bewusst, dass es sich auch um einen Test ihrerseits handeln konnte und beschloss Vorsicht walten zu lassen.

*

Zehn Minuten später nahm ich den Umschlag von Lynettes Schreibtisch.

»Wirf sie in das Fach ›Null-Achtzehn‹ ab, meine süße Sklavin«, bemerkte sie mit einem frechen Grinsen, ohne wirklich von ihrem Bildschirm zu mir aufzublicken.

»Ganz wie Mistress befiehlt.« Ich knickste und erwiderte ihr Grinsen, ehe ich aus ihrem Büro eilte.

*

Ich ignorierte den Aufzug und nahm stattdessen das Treppenhaus, weil mir dieser Weg ausreichend Zeit gab, den Umschlag auf dezente Weise zu untersuchen. Er war groß genug, um Druckerpapier im Standard-Briefformat aufzunehmen, und schien auf den ersten Blick unauffällig. Ich schnupperte am Siegel, leckte dann kurz an einer Stelle über die obere Einstecklasche und schmeckte Menthol. Wie hinterhältig, dachte ich. Dann entdeckte ich etwas am Inhalt, dass sich für mich nicht richtig anfühlte. Es kam mir so vor, als befände sich im Umschlag außer Papier noch etwas anderes. Die untere Klappe war frei von Menthol. Als ich sie geringfügig öffnete und hineinschaute, wurde die Falle offensichtlich. Bei einem unüberlegten Herausziehen der Lasche, hätte mich eine lilafarbene Staubwolke überzogen, die selbst dann, hätte ich sie von meiner Kleidung und Haut entfernen können, unter UV-Licht noch nachweisbar gewesen wäre. Mir blieb also nichts weiter übrig, als die Falle behutsam zu umgehen. Dabei achtete ich darauf, ob es noch eine gab und warf einen schnellen Blick auf die zehn Papierbögen.

Lächelnd stellte ich fest, dass sie sämtlich leer waren. Lynette hatte mich also tatsächlich einem Test unterzogen. Während ich den Umschlag wieder sorgsam schloss, achtete ich darauf, dass keine Spuren meines Öffnens sichtbar waren. Dann gab ich den Umschlag mit den angeblichen Transkriptionen ab und auch die übrigen Unterlagen, die ich bei mir hatte. Bevor ich wieder nach oben eilte, sammelte ich ein paar Aktenmappen in der ›Section 4‹ ein.

Ehe ich in den Korridor betrat, griff ich in meine Handtasche, brachte minimal etwas Wimperntusche in mein rechtes Auge ein und wartete, bis es zu tränen anfing. Dann machte ich mich auf den Weg zu Lynette.

*

Sie tippte immer noch auf der Tastatur ihres Laptops herum.

»Hör' zu, … ich habe mich gefragt …«, setzte ich an und verlieh meiner Stimme einen schüchternen Klang. »Wo … wo isst du normalerweise zu Mittag? Ich meine; Wenn du alleine essen möchtest, macht es mir natürlich nichts aus. Ich gehe ja meistens in die Kantine, und wenn du mich nicht in deiner Nähe haben möchtest, ist das in Ordnung. Ich … ich wollte auch nur fragen, ob du vielleicht … Also, du weißt schon …«

»Sherryl! Du musst zwischendurch auch mal Luft holen, um Gottes willen!«, reagierte Lynette gutmütig. »Wenn du mit mir zu Mittag essen willst, ist es in Ordnung. Normalerweise sitze ich draußen auf einer der Bänke am Themse-Ufer.«

»Am Ufer? Ja, klar, großartig. Da ist es sehr schön …« Ich wollte mich bereits abwenden, blieb aber stehen, als Lynette mit ihren Augen rollte.

»Hast du die Transkriptionen abgeliefert, wie ich dich gebeten habe?«

»Ja, sicher. War kein Problem. Die sind wohlbehalten in ›Null-Achtzehn‹ angekommen.« Ich schnippte mit den Fingern wie ein übereifriger Teenager.

»Was ist denn mit deinem Auge los, Sherryl?« Lynette runzelte die Stirn.

»Oh …« Ich wischte mir die Träne vom rechten Auge. »Muss wohl Staub reinbekommen haben, denke ich, oder eine Wimper.« Ich versteifte mich, als Lynette um den Schreibtisch herumging und meine Wangen mit ihren Händen umschloss. Ihre Fingernägel stachen mir leicht in den Nacken, als sie mein tränendes Auge genau betrachtete.

Einen Moment später winkte sie wie eine Ärztin mit einem Stift vor meinem Gesicht und leuchtete es mit ultraviolettem Licht aus. Erneut runzelte sie ihre Stirn und inspizierte mein Auge noch einen kurzen Moment, ehe sie mich wieder losließ. Ich stieß ein eingeschüchtertes Quietschen aus.

»Ich kann nichts sehen, Sherryl«, konstatierte sie, bevor ich sie nach dem leuchtenden Stift fragen konnte. »Es treiben sich mal wieder üble Viren rum. Aber es scheint dir ja soweit gut zu gehen. Wenn es eine Wimper war, ist sie jedenfalls wieder raus.«

»Kannst du mit dem Ding Viren erkennen?« Ich stellte mich dumm und deutete auf das UV-Lämpchen.

»Einige Viren fluoreszieren«, behauptete sie und ging zurück zu ihrem Schreibtisch. »Wir wollen doch nicht, dass du gerade jetzt krank wirst, oder?«

»Nein. Sicher. Natürlich nicht.«

»Du scheinst nervös zu sein, Sherryl. Stimmt etwas nicht?«

Ich senkte meinen Blick auf meine Schuhspitzen. »Letzte Nacht …«, flüsterte ich. »Ich stehe noch immer etwas neben mir.« Ich hob meinen Kopf und grinste. »Und bin sowas von müde. Aber es war so unbeschreiblich schön … und seit deiner Frage, ob ich vielleicht auch Lack, Leder und Latex schätze, habe ich Kopfkino.«

»Ach ja?« Lynette lächelte mich an. »Dann spiele deine Karten richtig aus, Sherryl, und wir erleben schon bald eine weitere Nacht? Dann kannst du mir auch ein wenig von dem Film erzählen, der in deinem hübschen Köpfchen abläuft.«

»Das würde mir sehr gefallen.« Ich legte meine gespreizte Hand an meinen Hals. »Solange du mich nicht wieder umbringen willst.«

»Das werde ich nicht. Versprochen … Hat das Vergnügen den Schmerz wenigstens wettgemacht, den ich dir angetan habe?«

Ich grinste wie ein Teenager. »Ja … und noch viel mehr.«

»Das freut mich.« Sie wandte sich wieder ihrem Bildschirm zu. »Kann ich dich noch einmal einspannen, wenn ich einen diskreten Boten brauche?«

»Du kannst mich jederzeit einspannen, wenn du einen diskreten Boten brauchst.«

Lynette seufzte bei meiner ungeschickten Alliteration. »Wir sehen uns zum Mittagessen, Sherryl.«

***

Sherryl & Lynette - Regnum defende

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