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Es war ein stiller Tag. Die Sonne war hinter dünnem Dunst verborgen und das gelbe Laub raschelte nur leise. Die Hochmesse war vorüber und Johan und Olof hatten sich schon aufgestellt, sodass sie das Kirchenportal im Blick hatten. Der Pfarrer schritt aus dem Tor und näherte sich ihnen. Er war kraftvoller als Peder und hatte einen gelockten Backenbart. Er hatte sie nicht so wohlwollend aufgenommen wie Pfarrer Peder, sondern sie in der Knechthütte übernachten lassen.

Olof spürte die Unruhe wie ein schleichendes Unbehagen, aber Johan legte ihm einen Arm um die Schultern, wie um ihn zu stützen. Der Pfarrer nickte ihnen kurz zu.

»Ihr habt eine verantwortungsvolle Aufgabe«, sagte er.

Johan hatte die Ledermütze abgenommen und hielt sie in der Hand. Er atmete genauso heftig wie beim letzten Mal und presste Olofs Schultern. Jetzt kamen die Leute aus der Kirche. Sie gingen zögernd. Olof hatte den Eindruck, sie wüssten, was hier vor sich ging.

Der Pfarrer nickte ihnen noch einmal aufmunternd zu. Johan holte Luft, dann ging er rasch auf eine Frau zu und suchte nach ihrem Zeichen. Sie wurde sogleich an die Seite des Pfarrers gebracht. Johan schielte zu seinem Bruder. Olof zitterte am ganzen Körper. Er näherte sich einer Frau, lüftete ihr Tuch. Er strengte sich an, um etwas zu sehen, aber er konnte nichts entdecken.

Er drehte sich um und schüttelte den Kopf. Aber Johan ging schon auf zwei andere zu, eine Mutter und ihre Tochter. Das Mädchen schien kaum zehn Jahre alt zu sein und ihre Stirn war ganz nackt in Olofs Augen. Johan zerrte ihn am Arm und zog ihn mit sich. Jetzt kamen nicht mehr viele Menschen aus der Kirche. Johan kniff Olof in den Arm und ging rasch vorwärts. Olof holte tief Luft, wie er es bei seinem Bruder gehört hatte, und näherte sich einer Frau mit sehr hellen Haaren und einer Tracht, die etwas feiner aussah. Zitternd hob er den Zeigefinger und sagte:

»Ich sehe Satans Zeichen auf deiner Stirn.«

Für einen Augenblick erstarrte die Frau, dann hob sie ihre Hand und schlug zu. Auf seine Wange klatschte eine kräftige Ohrfeige. Er legte seine Hand auf die brennende Haut.

»Du Schlingel!«, schrie sie. »Ich bin keine Hexe.«

Der Pfarrer kam eilig herbeigelaufen. Sein Gesicht leuchtete rot.

»Meine Frau ist keine Hexe!«, rief er und es sah aus, als ob auch er Olof eine Ohrfeige verpassen wollte.

»Entschuldigung«, sagte Olof. »Ich habe mich getäuscht. Ich habe doch kein Zeichen gesehen. Die Sonne ... hat mich geblendet.«

Er sah Johan. Der hatte die Hände fest ineinander verschränkt und sein Gesicht war totenblass.

»Entschuldigung«, wiederholte Olof.

Verwirrt sah er sich um und entfernte sich rückwärts gehend langsam von der Kirche. Noch einmal blickte er in das Gesicht seines Bruders, dann lief er fort.

Hexenjunge

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