Читать книгу Hexenjunge - Bo R. Holmberg - Страница 14
ОглавлениеOlof wurde in den dicht besetzten Saal geführt. Ganz vorn stand ein langer Tisch und daran saß eine Reihe Menschen. Viele waren schön gekleidet und hatten üppiges lockiges Haar, das ihnen bis zum Hals reichte, während andere wie Bauern aussahen. Der Mann in der Mitte saß etwas erhöht.
Der Pfarrer ließ Olofs Arm los und wies ihn an, sich auf eine der Bänke zu setzen. Er selbst ging zum Tisch und nahm auf einem leeren Stuhl Platz. Die meisten Bänke im Saal waren besetzt und rechts von dem großen Tisch standen einige Leute, die meisten waren Frauen, aber Olof erkannte unter ihnen Hindersons Knecht.
Niemand regte sich. Nur der Gruppe rechts vom Tisch war Unruhe anzumerken. Einige von ihnen konnten nicht still stehen. Hindersons Knecht blickte erstaunt.
Der Mann in der Mitte schlug mit einem Hammer auf den Tisch.
»Die Hexenkommission hat sich in dieser Gemeinde versammelt, um jene zu prüfen, die der Hexerei beschuldigt wurden.«
Eine der Frauen wurde vorgeführt. Olof erkannte die Frau mit dem Kopftuch, die Johan bezeichnet hatte. Jetzt sah er, wer es war. Es war Berit Hinderson.
Olofs Blick irrte hin und her, er suchte nach anderen, die er kannte. War jemand von Mårtenssons dabei?
Berit Hinderson stand ganz still, während der Richter sie musterte.
»Ehefrau Berit«, sagte er, »du wurdest vor dieses Gericht gerufen, um Rede und Antwort zu stehen. Jetzt frage ich dich, hast du dich dem Teufel verschworen, bist du zu seinem Gastmahl gereist und hast ihm beigeschlafen?«
Berit drehte sich unschlüssig um, als ob sie Halt bei denen suchte, die auf den Bänken saßen, dann breitete sie ihre Arme aus und beteuerte ihre Unschuld.
»Zweiundzwanzig Zeugen haben ausgesagt«, fuhr der Richter fort. »Wir lassen einige von ihnen aufrufen. Holt das Mädchen Kerstin aus Näs.«
Ein kleines Mädchen erhob sich und ging zögernd nach vorn zum Tisch.
Der Richter sah es streng an.
»Nun«, sagte er, »du siehst die angesprochene Frau Berit. Ist sie die Frau, die dich zum Satan und zum Blauen Hügel gebracht hat?«
Das Mädchen guckte auf seine Füße, aber dann warf es Berit einen Blick zu und begann zu sprechen. Leise sprach es, als ob es sich nicht ganz sicher wäre.
»Doch, sie ist es«, begann das Mädchen. »Im vorigen Jahr hat sie mich zum ersten Mal auf einer auf den Kopf gestellten Kuh dort hingebracht und dies geschah so auch ein zweites Mal. Sie erscheint und öffnet die Wand meiner Kammer, und dann holt sie mich heraus und legt einen Besen in mein Bett, damit niemand merkt, dass ich fort bin. Und in einem Horn hat sie eine Zaubersalbe.«
Das Mädchen verstummte. Der Richter betrachtete es aufmerksam. Als das Mädchen fortfuhr, klang seine Stimme fester und eifriger.
»Damit schmiert sie sich ein und dann fliegt sie durch die Luft. Die Salbe wird aus Kindern gemacht, die durch die Nase geboren werden, wie das bei Hexen üblich ist. Ich habe einen Silberlöffel als Gesindelohn bekommen und ...«
Der Richter unterbrach sie.
»Was tut Frau Berit, wenn sie hereinkommt?«
Es war ganz still im Raum. Berit sah verzweifelt aus. Olof konnte den Blick nicht von ihr reißen, aber er lauschte mit offenem Mund.
»Wenn sie zu dem Hässlichen hereinkommt, begrüßt sie ihn und nennt ihn Großer Vater. Dann geht sie mit dem Satan unter den Tisch und treibt Schändliches mit ihm. Manchmal tanzt sie, sie sägt und beißt an seiner Kette ...«
Erneut unterbrach der Richter das Mädchen und wandte sich an Berit.
»Hast du die Aussage gehört? Was sagst du dazu?«
Berit bekam kein Wort heraus. Zitternd stand sie da, ihre Augen irrten herum. Sie faltete ihre Hände und hob sie zur Decke.
Das Mädchen ging zurück an seinen Platz und ein anderes kam nach vorn. Es war noch jünger, bewegte sich aber sicherer. Es hieß Sigrid.
»Bist du von Frau Berit zur Wohnung des Teufels gebracht worden?«, fragte der Richter.
»Ja«, antwortete Sigrid. »Er wohnt in Utnäsaakern. Wir sind auf Katzen geritten bis zu einer großen Birke, dort waren alle Hexen versammelt. Hier lag der Hässliche. Frau Berit befahl mir, Verwünschungen aus einem Buch zu lesen, und dann sägte sie an der Kette, bis er frei war.«
»Der Teufel war also befreit?«
»Ja, und dann gingen sie in ein anderes Zimmer und dort schlief sie mit ihm. Einmal hing sie wie ein Leuchter im großen Raum, sie hing über Kopf von der Decke und auf ihrem Hintern waren Kerzen.«
Der Richter schlug mit dem Hammer auf den Tisch. Der Pfarrer erhob sich. Er ging zu den Bänken. Zu seinem Schrecken sah Olof, dass er auf ihn zukam. Der Pfarrer lächelte freundlich und beugte sich herab.
»Nun«, sagte er, »kannst du das Zeichen sehen? Oder möchtest du ein wenig näher herangehen? Ist es zu sehen?«
Berit drehte sich verwirrt um, sie folgte dem Pfarrer mit dem Blick, als ob sie Hilfe bei ihm suchte.
Olofs Herz klopfte heftig. Er konnte nichts sehen.
»Willst du nicht näher gehen?«, fragte der Pfarrer. »Sie ist ja schon bezeichnet, aber sicherheitshalber ...«
Der Pfarrer hob seine Hand.
Olof erhob sich. Seine Beine waren wie taub.
Pfarrer Peder hielt ihn an einem Arm und führte ihn zur Schranke. Alle hinter dem Tisch betrachteten ihn, nicht böswillig, sondern erwartungsvoll. Olof zitterte am ganzen Körper.
Berit Hinderson war jetzt ganz nah vor ihm. Ihre Augen leuchteten ihm entgegen, flehend, fragend. Ihr Mund stand halb offen.
Olof hatte einen trockenen Mund.
»Nun«, sagte der Pfarrer.
Er hob Berits Haare an. Ihre Stirn war schweißbedeckt.
Olof schluckte. In seinem Kopf drehte sich alles. Sollte er Ja sagen?
»Nun«, wiederholte der Pfarrer, »siehst du den Biss des Teufels?«
Der Richter schlug mit dem Hammer auf den Tisch.
»Ich bin kein Freund dieser Art der Überführung. Wir haben Zeugenaussagen gehört, das genügt mir.«
Der Pfarrer ließ Olofs Arm los und bedeutete ihm zu gehen.
Die Beine trugen ihn kaum. Er ging zu seiner Bank. Nicht weit vor ihm war die Tür. Zu beiden Seiten stand ein Mann Wache.
Er dachte an Flucht, setzte sich nicht, sondern ging auf den Ausgang zu. Die Wachen umringten ihn. Olof wäre fast hingefallen. Der eine der Männer hielt ihn fest.
»Ich brauche Luft«, flüsterte Olof.
Der andere Mann ging nach vorn zum Tisch, fragte etwas und kam dann wieder zurück. Sie öffneten die Tür und Olof wankte hinaus. Er musste sich übergeben. Nur verschwommen nahm er die Wachen wahr. Einer von ihnen schaute ihn an, der andere war wieder in den Saal zurückgegangen. Olof entfernte sich einige Meter. Er bückte sich, als müsste er sich wieder übergeben.
Und dann lief er.