Читать книгу Hexenjunge - Bo R. Holmberg - Страница 5

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Vor zwei Jahren hatte Olof am Ufer gestanden und zugesehen, wie die Männer das Boot mit kräftigen Schlägen stromabwärts ruderten, bis es winzig klein geworden war und er es nicht mehr sehen, sich nur noch an das blutige Gesicht seiner Mutter erinnern konnte.

Danach hatte er eine Nacht im Haus geschlafen und in der darauf folgenden war es niedergebrannt worden, als ob das auch zum Urteil über sie gehörte, und er hatte nicht gewusst wohin.

Er war zu Mårtenssons, zu Didrik und Karin gegangen und dort durfte er den Sommer über bleiben.

Und dort war Lisbet.

Er erinnerte sich gut an sie. Sie war in seinem Alter, nur einige Monate jünger, und hatte helle lockige Haare. Er erinnerte sich daran, wie er oft nur dagesessen war und Lisbet betrachtet hatte. Die Sonne hatte geschienen, er war immer mit der Sense vorangegangen und sie mit dem Rechen hinterher. Den Sommer würde er nie vergessen. Aber als der Herbst kam, musste er sie verlassen. Lisbet durfte bleiben, sie war schon lange auf dem Hof, aber er musste zusehen, wie er allein zurechtkam. Bis vor einigen Tagen, als er seinen Bruder wieder traf.

Es war auf dem Marktplatz auf der anderen Seite des Flusses gewesen. Olof hatte dösend hinter einem Wagen gelegen, während der Hunger wie ein Schmerz in ihm mahlte, als er eine Stimme hörte, die er kannte. Er hatte sich aufgerappelt, sich zwischen die Menschen gedrängt, und dort stand er. Sein Bruder. Er hatte sich nicht verändert. Er war von Menschen umgeben, die ihm zuhörten. Er erzählte von den Engelskammern, davon, wie er selbst Engel hervorlocken konnte, die durch den Raum schritten und mit den lieblichsten Stimmen wisperten, die man sich vorstellen konnte.

Er sah nicht aus, als ob er Hunger gelitten hätte, sein Gesicht war wohlgenährt und Arme und Beine waren stark. Es war sein Bruder.

Olof ging auf ihn zu. Er erinnerte sich an die Freude, die er empfunden hatte. Und jetzt waren sie zusammen. Nach so einer langen Zeit.

Die Erinnerungen an früher waren zurückgekehrt, an die Zeit, als sie alle drei in dem kleinen Haus am Fluss gewohnt hatten, er, Johan und Mutter. Aber Mutter war beschäftigt gewesen. Sie hatte ihren Ausschank und abends war das Haus voller Männer gewesen. Sie füllten es mit ihren Stimmen und er erinnerte sich an Mutters Gesicht, das häufig offen und fröhlich gewesen war.

Als man sie wegbrachte, war die Einrichtung verbrannt worden, nicht von denen, die tags darauf das Haus angezündet hatten. Nicht von Hindersons Knechten. Es waren die Wachen, die ein Feuer gemacht hatten, aus Tisch, Bänken und Mutters Bett.

Aber vorher war alles gut gewesen. Oft hatte es zu essen gegeben. Nur manchmal war sie besorgt und schwer ansprechbar gewesen.

Er erinnerte sich auch an die Male, wenn die Stimmen im Haus zu laut und zu gewaltsam geworden waren.

Dann hat Johan sich um mich gekümmert, dachte Olof.

Und jetzt waren sie wieder zusammen. Jetzt würde vielleicht alles wie früher werden und Johan würde auf ihn aufpassen und ihm helfen. Wie früher.

Er hat mich damals nur verlassen, weil er die Zeichen des Teufels lernen wollte, dachte er, nur darum.

Er erinnerte sich an kalte Winternächte im Haus, als Johan nah bei ihm gelegen und ihm lange Geschichten erzählt hatte. Von der Wasserfrau und der Waldfrau und den kleinen Wesen, die unter den Häusern und im Stall wohnten. Sie waren grau gekleidet und lebten ein ganz eigenes Leben. Und von Jona, der im Bauch eines Wales war, und von Simson mit dem Haar, das ihm Kraft gab.

Stundenlang konnten sie daliegen, während das Eis draußen auf dem Fluss krachte, und Johan erzählte eine Geschichte nach der anderen.

Daran erinnerte er sich. Und an Mutter.

Nach ihr hatte er Johan als Erstes gefragt. Ob er Mutter gesehen hatte. Er war doch in Härnösand gewesen.

Sie hatten den Marktplatz kaum verlassen, da fragte er schon. Aber Johan hatte nur den Kopf geschüttelt. Und dann sprachen sie nicht mehr darüber.

Hexenjunge

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