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Prof. Dr. Jürgen Althans

Gute Jobaussichten für guten Nachwuchs

[str] Prof. Dr. Jürgen Althans (Jahrgang 1950) leitet die Personal-und Managemententwicklung bei „Gruner und Jahr“. Darüber hinaus ist er seit 1992 Lehrbeauftragter und seit 1998 Honorarprofessor für Marketing an der Universität Rostock.

Wie das Verlagshaus der Zukunft aussieht, wie sich der Wandel des Berufsbilds „Journalist“ auf die Ausbildung auswirkt und warum Althans die Zukunft des journalistischen Nachwuchses nicht so schwarz sieht, wie viele andere – das haben wir ihn gefragt.

Wie sieht der Journalist von morgen aus?

Neugierig, hartnäckig, mutig, investigativ, kreativ, ehrlich und fair – genauso wie heute. Er ist in Zukunft, aber auch schon jetzt nicht mehr „nur“ Sammler, Auswähler und Interpretierer von Informationen, sondern bezieht den Nutzer stärker mit ein: „User generated content“ ergänzt sein segensreiches Tun immer selbstverständlicher. Außerdem schreibt oder produziert ein Journalist nicht mehr nur für Print oder Online, sondern für alle Medienplattformen, auch Video- und Audiobeiträge. Nach dem Motto „One Brand, all Media“ (zu deutsch: „Eine Marke, alle Medien“, Anmerkung der Redaktion), das sich die „Financial Times Deutschland“ bereits seit 2000 treffend auf die Fahnen schreibt.

Digitalisierung, Multitasking- und Multimediajournalismus sind Stichworte, wenn es darum geht, den Wandel des Berufsbildes „Journalist“ zu beschreiben. Wirken sich diese Entwicklungen auf die Aus- und Weiterbildung bei „Gruner und Jahr“ aus?

Die „Henri-Nannen-Schule“ hat diese Aspekte vollständig in ihr Lehrangebot integriert. In der Personalentwicklung haben wir neben den Fortbildungsbausteinen „Redaktionswissen“, „Verlagswissen“, „Methoden- und Führungskompetenz“, „Gesund-

heitsmanagement“, „Sprachen“, „Informationstechnologie“, „Business Coaching“ auch die Rubrik „Neue Medien/Multimedia“.

Was kann man sich unter dieser Fortbildungsrubrik vorstellen?

Darunter reihen sich Angebote wie die Vortragsreihe „Experts of New Media“, die Seminare „Print goes Multimedia“, „Web-Videos für Printmagazine“ und viele andere mehr. Darüber hinaus vermitteln wir Fremdseminare, die wir aus Kapazitäts- und Kompetenzgründen selbst nicht herstellen und anbieten, beispielsweise zu den Themen „Breitband“, „Videostreaming“ und „Podcasting“.

Gibt es auch Seminare, Tagungen oder Workshops für freie Mitarbeiter?

Darauf kann ich pauschal nicht antworten. Die Entscheidung darüber liegt bei den jeweiligen Verantwortlichen und Vorgesetzten, zum Beispiel bei den Kostenstellenleitern, oder Profitcenter-Verantwortlichen. Sie müssen selbst entscheiden, bei fest angestellten genauso wie bei freien Mitarbeitern, ob und was sie in punkto Weiterbildung investieren können und wollen.

Prof. Weischenberg fand in seiner Studie „Journalismus in Deutschland 2“ heraus, dass Journalisten zunehmend auch organisatorische sowie technische Aufgaben übernehmen und für mehrere Medien arbeiten – darunter leide die Recherche. Was sagen Sie dazu?

Diese Aussage von Prof. Weischenberg ist für mich Diskutieren in Extremen. Das akzeptiere ich nicht. Wettbewerbs- und Kostendruck entsteht nicht ausschließlich in Verlegerhirnen, sondern auch durch uns, die Nutzer, die Mediennachfrager. Dem müssen sich die Medien stellen in der Abwägung zwischen Machbarem und Vertretbarem.

Die meisten Verlage entwickeln und/oder produzieren gerade zunehmend crossmedial. Wie sieht Ihr Verlagshaus der Zukunft aus?

Unser Schwerpunkt wird auch in Zukunft das Zeitschriftengeschäft sein. Darüber hinaus werden neue Geschäftsfelder an Bedeutung für das Wachstum gewinnen, wie Online- und Mobilangebote, Merchandising, Fernsehen, Digitalfernsehen, sowie weitere Plattformen beziehungsweise Verwendungsbereiche für das Kerngeschäft „Inhalte“.

Sind Sie mit der Ausbildung der Nachwuchsjournalisten, die sich bei „Gruner und Jahr“ bewerben, zufrieden?

Ja, „Gruner und Jahr“ ist unverändert ein sehr attraktiver Arbeitgeber für die Spitzenjournalisten der Republik. Das zeigt die Qualität der Bewerber.

Was empfehlen Sie Studenten, um sich aufs Berufsleben vorzubereiten?

Bei der Studienwahl sollte man ganz genau darauf achten, dass es eine gesunde Mischung zwischen Theorie und Praxis gibt. Sollte das nicht der Fall sein, gilt es, anderweitig Praxis-

erfahrung zu sammeln, sei es durch Praktika, freie Mitarbeit oder ähnliches. Ganz wichtig in globalisierten Welt sind Sprachen, nur Englisch sprechen zu können, reicht heute nicht mehr unbedingt aus. Ein dritter Punkt: Studenten sollten sich während ihrer Campuszeit außeruniversitär engagieren, sei es in Sportvereinen, Arbeitsgruppen, im Kirchenchor, oder, oder, oder. So zeigen sie, dass sie einerseits mehr gemacht haben als unbedingt nötig und das sehr wahrscheinlich in Zukunft auch tun werden; andererseits lässt es Rückschlüsse auf Softskills zu.

Praxiserfahrung zu sammeln, ist ein gutes Stichwort. Welche Möglichkeiten dazu bietet „Gruner und Jahr“?

Wir bieten Studenten im redaktionellen, grafischen, kaufmännischen und multimedialen Bereich Praktika an. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, seine Diplomarbeit bei uns zu schreiben.

Gibt es bei „Gruner und Jahr“ so etwas wie einen Talentpool oder ein Praktikantenbindungsprogramm?

Ja, um gute Praktikanten oder Hospitanten „kümmern“ wir uns.

Generell: Was halten Sie von einem Medienpraktikum?

Im Grundsatz sind Praktika immer eine gute und richtige Sache. Und, da wir ein „people’s business“ sind, kann ein Praktikum gut, lehrreich und spannend sein, ein anderes das genaue Gegenteil davon, Ausbeutung oder ähnliches.

Wie schätzen Sie die Berufsauschancen der heutigen Nachwuchsjournalisten ein?

Für gute und engagierte Leute sehe ich unverändert gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Was veranlasst Sie zu dieser optimistischen Einschätzung?

Für das, was ein guter Journalist leistet, nämlich mich gut zu informieren, zu beraten und zu unterhalten, wird es immer einen Markt geben.

Menschen. Medien. Macher.

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