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Dr. Michael Ashauer

Welt des Radios

[str] Dr. Michael Ashauer ist Sachgebietsleiter für Personalentwicklung und Ausbildung beim Westdeutschen Rundfunk („WDR“) in Köln. Wie der Fernsehjournalist der Zukunft, wie die Ausbildungsmöglichkeiten bei dem öffentlich-rechtlichen Sender aussehen und was er sich von Auszubildenden in spe wünscht, haben wir ihn gefragt.

Der Fernsehjournalist von morgen...

arbeitet bimedial, wenn nicht sogar trimedial – für TV-Redaktionen, den Hörfunk und ab und zu auch für Onlineredaktionen. Den „reinen“ Fernsehjournalisten wird es in Zukunft beim „WDR“ seltener geben als bisher. Eher multimediale Allrounder mit fundierten technischen Kenntnissen und journalistischer Ausbildung.

Wie sieht die journalistische Ausbildung beim „WDR“ aus?

Das Programmvolontariat beim „WDR“ ist eine 18-monatige trimediale Ausbildung zum Journalisten in Hörfunk, Fernsehen und Internet. Seminare und Workshops wechseln sich ab mit Hospitanzen in Studios und Redaktionen. Die Hospitanzen machen etwa zwei Drittel der Ausbildungszeit aus. Nach den Pflichtstationen in den Regionalstudios des „WDR“ können durch die Zusammenstellung der Wahlstationen individuelle Schwerpunkte gesetzt werden – zum Beispiel Politik und Zeitgeschehen, Kultur und Wissenschaft, Fernsehfilm und Unterhaltung, Fachredaktionen und Regionalprogramme. Dabei bleibt eine breite journalistische Ausbildung oberstes Ziel. Die Seminare und Redaktionsaufenthalte finden in Köln, Düsseldorf und in den anderen „WDR“-Studios im Inland sowie in Brüssel statt.

Wie sieht es mit Übernahmechancen aus?

Es besteht Interesse, die Volontäre nach erfolgreich absolvierter Ausbildung in ein Arbeitsverhältnis zu übernehmen; eine Verpflichtung besteht jedoch nicht.

Gibt es Zahlen?

Ein Großteil der Volontäre wird auch nach der Ausbildung im „WDR“ beschäftigt, hiervon allerdings viele als freie Mitarbeiter.

Was erwarten Sie vom journalistischen Nachwuchs?

Von einem Bewerber um ein Programmvolontariat erwarten wir ein abgeschlossenes Hochschul- oder Fachhochschulstudium, gleich welcher Fachrichtung.

Demnach haben auch Bachelorabsolventen eine Chance.

Ja. Auch eine abgeschlossene Berufsausbildung wird akzeptiert, wenn sie durch langjährige journalistische Tätigkeit ergänzt wird. Außerdem setzen wir umfassende journalistische Praxis, bevorzugt in den elektronischen Medien voraus: Erwartet werden Redaktionshospitationen und breite, möglichst vielfältige Erfahrung in der freien Mitarbeit für Hörfunk, Fernsehen, Printmedien sowie Internetredaktionen dieser Medien.

Wie sieht es bei Praktika aus? Was muss man mitbringen, um an eine der beliebten Stellen zu kommen?

Praktika oder Hospitanzen, wie sie bei uns im redaktionellen Bereich heißen, bieten wir hauptsächlich für Studierende im Hauptstudium an. Erste journalistische Vorerfahrungen sind für Hospitanzen im redaktionellen Bereich erwünscht.

Praktika für Absolventen bieten Sie nicht an?

Nein – und zwar bewusst. Der „WDR“ hat sich der Initiative „Fair Company“ angeschlossen und garantiert, keine Vollzeitstellen durch Praktikanten, Volontäre oder Hospitanten zu substituieren, keinen Hochschulabsolventen mit einem Praktikum zu vertrösten, der sich auf eine feste Stelle beworben hat, keinen Praktikanten mit der vagen Aussicht auf eine anschließende Vollzeitstelle zu ködern und bieten Praktika vornehmlich zur beruflichen Orientierung während der Ausbildungsphase an. Natürlich zahlen wir Praktikanten auch eine adäquate Aufwandsentschädigung.

Die „Generation Praktikum“ ist mehr als ein gefühltes Phänomen?

Ja, es wird leider in der Medienbranche viel Schindluder getrieben. Meines Wissens allerdings nicht bei den Öffentlich-Rechtlichen, sondern eher bei privaten Medienunternehmen.

Das „ZDF“ zahlt seinen Praktikanten kein Entgelt.

Das mag sein. Ich bin trotzdem davon überzeugt, dass ein Praktikum dort fair ist, der Ausbildungsgedanke im Vordergrund steht, Ausbildungsplätze und Arbeitsplätze strikt voneinander getrennt werden und dass keine Absolventen für solche Pratikums-

plätze zugelassen werden.

Was bietet der „WDR“ Schülern?

Schülerpraktika. Allerdings nur solche, die von der Schule vorgeschrieben werden. Freiwillige Praktika während der Schulferien bieten wir nicht an.

In welchen Bereichen können Schulpraktika absolviert werden?

Redaktionelle Schülerpraktika bieten wir in unseren Jugendredaktionen „Lilipuz“, „Die Sendung mit der Maus“ oder bei „Eins Live“ an. Von Bewerbern erwarten wir neben den normalen Bewerbungsunterlagen den Nachweis journalistischen Engagements, zum Beispiel Kopien von Artikeln in der Schüler- oder Klassenzeitung.

Schülerpraktika im kaufmännisch-verwaltenden Bereich finden in begrenzter Anzahl zum Beispiel in unseren Bibliotheken, im Zentralen Einkauf, Innere Dienste oder im EDV-Bereich statt.

Sehr viele Schülerpraktika werden auch in der Direktion, Produktion und Technik und im Verwaltungsbereich angeboten.

Was bieten Sie Berufseinsteigern nach dem Schulabschluss?

Wir bilden in 16 Berufsbildern nach dem Berufsbildungsgesetz aus, zum Beispiel: Mediengestalter Bild und Ton, Berufskraftfahrer, Bühnenmaler, Kaufleute für audiovisuelle Medien, Kostümbildner, Maskenbildner und Tischler.

Wie sieht es hier mit den Übernahmechancen aus?

In den letzten Jahren konnten wir etwa 60 Prozent übernehmen.

Sind Sie mit der Ausbildung der Berufseinsteiger beim „WDR“ zufrieden?

Ja. Was mir bei Studenten ab und an ein wenig fehlt, ist Eigeninitiative. Einige gehen davon aus, dass sie für ein Programmvolontariat keine formalen Anforderungen erfüllen müssen was die Berufserfahrung angeht. Natürlich muss da schon etwas vorzuweisen sein: ob Praktika, freie Mitarbeit oder ähnliches.

Was mir auch ab und zu auffällt: Die Arbeitsproben, die der Bewerbung beiliegen, sind nicht aktuell. Das ist ein Fauxpas.

Wie sieht es bei den potenziellen Azubis aus? Gibt es dort Defizite?

Ja. Das fängt bei der Überschreitung der Bewerbungsfristen an und geht bei der inhaltlichen und sprachlichen Gestaltung der Anschreiben weiter. Das ist teilweise wirklich erschütternd: Dreizeiler, noch dazu mit Rechtschreibfehlern, sind leider keine Seltenheit. Es gibt auch Bewerber um eine Ausbildung zum Bankkaufmann beim „WDR“, die haben dann Probleme mit der Serienbrieffunktion gehabt.

Ich wünsche mir von Interessenten an einer Ausbildungsstelle Motivation, eine Begründung, warum sie diesen Ausbildungsberuf wählen wollen, warum sie beim „WDR“ einsteigen möchten und vielleicht zwei bis drei Zeilen zu Inhalten des Berufs, die sie besonders ansprechen. Wenn die Bewerbung dann noch von jemandem gegengelesen und vollständig ist, das heißt Lebenslauf, Zeugnisse und ein Lichtbild enthält, sind das Pluspunkte! Was mir auch aufgefallen ist: In den Auswahlgesprächen wissen Viele leider keine Antwort auf die Frage, warum sie der Beruf interessiert oder warum sie sich bei uns bewerben. Sie wissen oft gar nicht einmal, was sie bei uns erwartet. Es wäre schön, wenn sich die Bewerber über das „Wunsch“-Berufsbild vorab informieren würden. Sie sollen eigentlich nicht erst bei uns merken, vielleicht sogar während des Auswahlgesprächs, dass der Beruf eigentlich doch gar nichts für sie ist.

Menschen. Medien. Macher.

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