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Jürgen Hesse

Kenne deinen Marktwert!


[bw/sw] Jürgen Hesse ist geschäftsführender Diplom-Psychologe im Büro für Berufsstrategie in Berlin sowie Bestsellerautor von diversen Karriere- und Bewerbungsratgebern. Warum es wichtig ist, seinen Marktwert zu kennen, wie man den Personaler in 30 Sekunden überzeugen kann und was Nachwuchsjournalisten beim Einstieg in die Jobwelt noch alles beachten sollten, dazu haben wir ihn befragt.

Was sind die wichtigsten Kriterien für den Berufserfolg?

Da sind zunächst drei wichtige Aspekte zu nennen: Kompetenz, Leistungsmotivation und Persönlichkeit. Diese drei Faktoren bestimmen den Berufserfolg entscheidend. Des Weiteren sind Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit sowie eine gesunde Portion Selbstbewusstsein als Ausgangsbasis von grundsätzlicher Bedeutung.

Der erste Eindruck von einer Bewerbung bildet sich beim Personaler in durchschnittlich 30 Sekunden. Wie überzeugt man Sie in dieser kurzen Zeit, die Bewerbung nicht weg zu legen?

Ganz klar: Man überzeugt nur dann, wenn man vermittelt, dass man sich mit seiner Bewerbung wirklich Mühe gegeben hat. Die äußere Form und der Inhalt sind hierbei nahezu gleich wichtig, vielleicht ist das Äußere sogar im ersten Moment etwas wichtiger. Also ein sympathisches Foto, gutes Papier und natürlich das komplette Design der Unterlagen – dies alles gilt es nicht zu unterschätzen.

Die meisten Nachwuchsjournalisten lieben die deutsche Sprache und den kreativen Umgang damit. Was sagen Sie zu Kreativbewerbungen? Welche Formen sind geeignet, was ist tabu?

Kreativbewerbungen sind je nach Branche mehr oder weniger willkommen. In der Bankenwelt natürlich weniger, überraschender Weise aber auch in der Werbewelt. Insgesamt sollte man sich schon von der Masse deutlich unterscheiden. Lassen Sie es mich so formulieren: Ein wenig auffallen ist stets erlaubt, es darf nur nicht über bestimmte – für die jeweilige Branche geltenden – Regeln hinausschießen.

Andererseits, vergessen Sie nie: Jeder Personalentscheider hat seinen eigenen Geschmack, weshalb nicht jede Bewerbung jeden überzeugen kann.

Technikverständnis, das Beherrschen von mehreren Medien wird von Nachwuchsjournalisten immer öfter verlangt. Was ist von einer Videobewerbung zu halten und was ist dabei zu beachten?

Bei einer Bewerbung fürs Fernsehen mag eine Videobewerbung Sinn machen, wobei dies jedoch in keinem Fall eine schriftliche Bewerbung ersetzt. Sie lässt sich aber gut mit einer konventionellen Bewerbung kombinieren, zum Beispiel indem man die schriftliche Bewerbung um eine CD mit Videosequenzen ergänzt. Oder man legt bei einer Bewerbung für den Hörfunk eine CD mit Sprechproben, einer Reportage oder einem selbst erstellen Hörspiel bei. Wichtig ist, dass es konzeptionell zur Zielgruppe, also zum zukünftigen Arbeitgeber passt.

Stichwort Lebenslauf: Journalisten schreiben gerne. Sollte man den Lebenslauf ausformulieren?

Kurz geantwortet: Nein. Dies wirkt eher unglücklich. Besser einen besonders interessanten selbst geschriebenen Artikel oder eine andere Arbeitsprobe beilegen.

Arbeitsproben werden häufig erwünscht, wenn man sich um ein Praktikum, eine freie Mitarbeit oder ein Volontariat bewirbt. Was ist bei der Auswahl zu beachten?

Ich empfehle, sich vorab kritisch zu fragen: Bei welchem Medium bewerbe ich mich? Um welche Inhalte geht es hier? In welchem Bereich werden von mir in der Zukunft journalistische Arbeiten erwartet? Es geht auch hier wieder um eine zielgruppengerechte Auswahl. Und da ist Fingerspitzengefühl wichtig; ähnlich wie bei der Partnerwahl im richtigen Leben. Der zukünftigen Freundin oder dem Freund erzählt man beim Kennenlernen auch nur die Dinge, von denen man sich Begeisterung erhofft, die keinen verschrecken.

Konkreter Fall: Jemand, der sich um einen Job in einer Redaktion bewirbt, will eine Arbeitsprobe beilegen. Der Text, der ihm am besten gefällt, enthält einen Druckfehler (ob selbst verschuldet oder nicht). Was machen?

Dumm gelaufen. Also, wenn noch die Möglichkeit besteht, versuchen Sie, den Fehler zu korrigieren. Insgesamt ist so ein kleiner Fehler jedoch nicht überzubewerten. Eine Grundregel im Leben und auch im Bewerbungsverfahren lautet: Nichts ist absolut perfekt.

Assessmentcenter (AC) schrecken viele Bewerber auf. Was sollte man beachten?

Hier gilt wie bei allen anderen Bewerbungsverfahren: Vorbereitung ist alles. Das heißt, viel zum Thema AC lesen, die wichtigsten Übungen kennen und vor allem sich seine eigene Rolle klar machen. Fragen Sie sich immer: Welche Botschaften will ich den anderen vermitteln? Wie kann ich möglichst authentisch meine zur ausgeschriebenen Stelle passenden Kompetenzen, meine Leistungsmotivation und Persönlichkeit kommunizieren?

Der Personaler lädt mich zum Vorstellungsgespräch. Wie überzeuge ich?

In jedem Fall empfehle ich, eine gute Begründung für das Motiv seiner Bewerbung benennen zu können. Des Weiteren gilt es, das, was einen ausmacht kurz und prägnant zu vermitteln. Hierbei spielen Kompetenz, Leistungsmotivation und Persönlichkeit wie schon erwähnt die zentrale Rolle.

Was sollte man außerdem beachten?

Man sollte außerdem seine beruflichen Stationen erklären und die Erfolge und Fähigkeiten mit Argumenten und Beispielen anschaulich untermauern können. Eine weitere wichtige Regel lautet: Kenne deinen Marktwert. Wer also nicht weiß, was er wert ist, wird bei der Gehaltsverhandlung scheitern.

Probearbeiten: Üblich?

Natürlich, in Maßen schon. Hierbei gilt es jedoch, die Zeit im Auge zu behalten: Ein bis drei Monate sind okay, ein Jahr hingegen nicht. Auch wenn die einzelnen Stationen einer Karriereleiter sehr unterschiedlich sind und die berufliche Perspektive viel versprechend ist, so gilt es, sich auch nicht zu sehr ausnutzen zu lassen. Gute Arbeit sollte auch mittelfristig gut belohnt werden.

„Machen Sie doch erstmal ein Praktikum bei uns, dann sehen wir weiter.“ Wie reagiert man am besten?

Das hängt davon ab, wie lange so ein Praktikum sein soll und was dafür gezahlt wird. Insgesamt darf man hierbei nicht zu blauäugig sein und wenn Sie für umsonst arbeiten, dann nur für kurze Zeit. Eine Wertschätzung durch angemessene Entlohnung ist nicht nur fair, sondern steigert auch Ihre Motivation.

Softskills – ein Schlagwort, das man sehr oft hört. Was hat es damit auf sich?

Dies ist wie bei einem Computer: Da wird neben der Hard- auch die Software gebraucht. Ein Chirurg zum Beispiel kann die besten Operationen technisch gut ausführen. Wenn jedoch seine Softskills, also der Umgang mit den Kollegen und den Patienten, nicht stimmen, dann beeinflusst dies seine ganze Arbeit und somit auch seinen beruflichen Erfolg. Je nach Beruf und Branche sind manchmal die Hardskills, oftmals aber auch die Softskills wichtiger. Idealerweise sollte aber beides stimmen.

Menschen. Medien. Macher.

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