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DIE SCHWARZE HEXE

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Lestizia hatte sich nach dem Fiasko mit der Pantherin weit entfernt auf einer alten Eiche ausgeruht. Jetzt war sie auf dem Rückflug zum Düsterwald, wo sie sich niedergelassen hatte. Sie war so wütend, dass sie sich unbedingt abreagieren musste!

Und sie wusste auch schon wie!

Sie landete geräuschlos vor dem mit üppig rankenden Rosen bedeckten Holzhaus. Nachdem sie sich zurückverwandelt hatte, eilte sie die drei Stufen zum Eingang hinauf. Schwungvoll stieß sie die Tür auf und trat in die dahinterliegende Küche.

Die Katze Kassandra versuchte sich unter der Eckbank zu verstecken, doch ein gemeiner Tritt beförderte sie die schmale Treppe hinunter. Kläglich jaulend huschte sie davon.

„Blödes Vieh“, fluchte die Hexe. Mit beiden Händen ordnete sie ihr üppiges bordeauxrotes Haar, zog ihr tief ausgeschnittenes Mieder zurecht und griff nach dem bereitstehenden Korb. Aus einer Schublade holte sie ein angeschimmeltes halbes Brot und legte es in den Korb.

Dazu legte sie ein ranziges Stück Speck und einen wurmstichigen Apfel. Nachdem sie noch ein Gefäß mit Eintopf, in dem undefinierbare Fleischstücke schwammen, und eine Flasche Wasser dazu gestellt hatte, machte sie sich auf den Weg.

Sie hatte es nicht weit. Nur an dem alten Stall vorbei, aus dem ein trauriges Wiehern ertönte. Dann über die Wiese, an deren Südseite eine baufällige Hütte stand.

Die Hütte war Lestizias Ziel. Lautlos huschte sie zu der winzigen Kate. Hier stellte sie den Korb ab und ging zu einem versteckten Loch in der Wand.

Grinsend musterte sie ihren Gefangenen, der mit geschlossenen Augen auf dem sandigen Boden saß. Sein Rücken lehnte an der Wand. Fesseln waren nicht zu sehen, was eigentlich verwunderlich war.

Er ist wirklich sehr ansehnlich, dachte die Hexe. Groß und gut proportioniert, mit starken Muskeln und langen Beinen. Das kantige Gesicht mit den graublauen Augen, die jetzt geschlossen waren, wirkte ausgesprochen sympathisch und ließ auf einen guten Charakter schließen. Das volle blonde Haar trug der athletische Mann im Nacken zusammengebunden.

Sie hatte ihn vor ein paar Tagen im Wald getroffen und mit dem Vorschlag geködert, ihm seine Vorräte aufzufüllen. Der schönen jungen Frau, als die sie sich ihm präsentierte, hatte er sofort geglaubt. Mit einem Zauber war es ihr gelungen, ihn zu überlisten. Als er wieder zu sich kam, war er in der Hütte in unsichtbaren Fesseln gefangen.

Sie wusste noch nicht, was sie mit ihm machen würde. Zuerst jedoch wollte sie ihrer Bosheit freien Lauf lassen und sich an seiner Hilflosigkeit, seinem Ausgeliefertsein ergötzen. Ohne magische Hilfe konnte er nicht entkommen. Und der einzige Magier der von ihr wusste, war endlich tot.

Nur schade, dass die Magie seines Anhängers nicht auf sie übergegangen war. Sie hatte es versucht, nachdem sie Noldikian die Kette vom Hals gerissen hatte. Es war eine sehr schmerzhafte Erfahrung gewesen. Der magische Anhänger hatte sich gegen sie gewehrt. Wäre Noldikian ohne den Anhänger nicht geschwächt gewesen, hätte sie unterliegen können.

Sie schnaufte noch im Nachhinein vor Zorn. Der Dämon war wirklich schlau, das musste sie ihm zugestehen. Er hatte geahnt, dass sie diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen würde.

„Töte diesen Möchtegern-Zauberer, ich brauche ihn nicht mehr“, hatte er befohlen. „Danach nimm den Anhänger und bring ihn mir“.

Verdammt! Den hatte sie völlig vergessen!

Doch das durfte sie IHM auf keinen Fall sagen, wenn sie am Leben bleiben wollte. Und das wollte sie mit allen Mitteln, selbst dem der Lüge. Jetzt war sie schon wieder wütend! Sie musste ihre Wut unbedingt abreagieren. Sie grinste voller Vorfreude, denn ihre Entspannung wartete hier in der Hütte. Sie war jetzt zwei Tage fort gewesen. Er musste hungrig und sehr durstig sein. Sie griff nach ihrem Korb und öffnete die Tür.

Der Gefangene schlug bei dem Geräusch die Augen auf und sah sie an. „Ich dachte schon, du willst da draußen Wurzeln schlagen“, sagte er rau.

Lestizia schluckte. Ich bin doch so leise gewesen, wieso hat er mich gehört? dachte sie verärgert. „Ich hab dir was zu essen und zu trinken mitgebracht“, sagte sie unfreundlich.

„Wie nett. Und wann lässt du mich gehen?“

Lestizia lachte. „Wahrscheinlich gar nicht, mein Lieber. Vielleicht lasse ich dich genauso verschwinden wie deinen blöden Gaul.“

Der Mann erschrak sichtlich. Fein, das hat gesessen, dachte die Hexe vergnügt. Er hängt an dem Klepper. Gut zu wissen! Sie schob den Korb zu ihm hin. „Hier iss.“

„Wie denn? Mit gefesselten Händen?“

Er hofft auf eine Chance, erkannte die Hexe sehr richtig. Aber die bekommt er nicht, dachte sie gehässig. Sie löste die magische Fesselung nur an einer Hand und nur so weit, dass er in den Korb greifen und die Nahrung zum Mund führen konnte. Der Gefangene ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken und griff nach dem Eintopf.

„Was meinst du, Rowan. Ob das Fleisch darin wohl von deinem Zossen stammt?“, fragte sie kichernd.

Rowan starrte erschrocken auf den Holzlöffel in seiner Hand. Wenn meinem Wotan etwas passiert ist, dann bringe ich die Hexe um. Irgendwie wird es mir gelingen, schwor er fast berstend vor Hass.

„Na, ist dir der Appetit vergangen?“, fragte sie scheinheilig. „Sieh doch nur diese Köstlichkeiten:

Das wunderbar verschimmelte Brot, den ranzigen Speck, den vergammelten Apfel und dieses köstliche abgestandene Wasser. Und natürlich nicht zu vergessen dieser ungemein leckere Eintopf mit deinem Gaul darin, oder nicht?“

Rowan schluckte, doch er ließ sich die Angst um Wotan, seinen Hengst, nicht anmerken. Diesen Gefallen würde er diesem Miststück nicht tun. Und eines war klar, er musste diese Drecksnahrung essen, um bei Kräften zu bleiben. Also befahl er seinem Magen nicht zu streiken und langte zu.

Der Kristall

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