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NEUGIERIG

1. Vorwort

Neugierig? Das war ich schon immer! Ich heiße Brigitte und bin jetzt sechsundvierzig Jahre jung! Schon sehr früh interessierte ich mich für Sex. Durch eine sehr strenge, katholische Erziehung wurde dieses Thema für mich sehr reizvoll, denn zuhause war es ein Tabu. Aus reiner Neugierde sammelte ich meine ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht schon mit dreizehn Jahren. Keine Ahnung von Zungenküssen oder Geschlechts-verkehr wollte ich es dennoch ausprobieren und wurde bitter enttäuscht. Es tat furchtbar weh, nicht gerade das, was ich mir vorgestellt hatte.

Danach folgten zwei flüchtige Bekanntschaften, bis ich schließlich meine Jugendliebe kennen lernte. Anfangs verstanden wir uns sehr gut, doch mit der Zeit wurde es in unserer Beziehung immer langweiliger. Er wollte ständig zuhause bleiben und vor der Glotze sitzen, ich wollte tanzen, feiern…einfach das Leben genießen. Unsere Interessen gingen in völlig verschiedene Richtungen auseinander. Wir trennten uns nach drei Jahren als Freunde. Etwas

später lernte er seine zukünftige Frau kennen… und ich habe die Beiden verkuppelt! Ich hatte ihn sehr gerne, deshalb war ich sehr froh, dass er wieder glücklich war. Doch nun freute ich mich auf mein neues Leben als Single! Ich war wieder neugierig…wie ist es wohl mit einem anderen Mann? Genauso langweilig? Was hat mir dieses Leben noch zu bieten? Nach meinem Ausbruch konnte man mich sicher nicht als ein Kind von Traurigkeit bezeichnen. Ich war neunzehn, besaß ein eigenes Auto und verdiente gut! Leben, du kannst kommen!

Endlich mein eigener Herr. Alles machen woran ich Spaß hatte. Ich sag nur eins, ich hatte sehr viel Spaß!! Verehrer gab es genug, meine schlanke Figur und meine lockigen, blonden Haare fielen in das Beuteschema der Männer. Ich studierte sie, und ich hatte Recht – es gab noch mehr zu erleben, viel mehr!! Ich hatte gute und schlechte Liebhaber. Gutaussehende Männer – oft die größte Enttäuschung im Bett! Unter meinen Liebhabern stach lediglich ein einziger hervor – ein leidenschaftlicher Italiener. Sex mit ihm – sehr gut! Er hatte nur zwei Fehler: Eifersucht und Besitzanspruch. Eine Woche, nachdem wir uns kennen lernten, „entführte“ er mich nach Verona. Ausgelassen tanzten wir an diesem Abend in der Disco. Gegen zwei Uhr morgens dachte ich, er bringt mich nach Hause. Er startete sein Auto und fuhr los, jedoch in eine völlig andere Richtung. Er meinte, er hätte eine große Überraschung für mich, ich solle ein wenig schlafen, die Fahrt dauere etwas länger. Der Trip endete in Verona! Ich war stinksauer! Wir besuchten seine Eltern und er stellte mich ihnen mit den Worten vor: „Das ist meine zukünftige Frau!“ Ich machte gute Miene zum bösen Spiel, bloß um wieder heil aus der Geschichte kommen.

Wieder zuhause beendete ich diese kurze Liaison. Die Zeit danach war schlimm. Er stellte mir nach, rief mindestens zehn Mal am Tag in meiner Arbeit an und beschwatzte mich, doch zu ihm zurückzukehren. Als sein Gesäusel bei mir nicht fruchtete, schlugen seine flehentlichen Bitten in massive Drohungen um. Ein halbes Jahr verkroch ich mich, bis ich die erlösende Nachricht erhielt, dass er einen neuen Job in einer weit entfernten Stadt angenommen hatte. Dieses heilsame Erlebnis dämpfte meine Neugier ganz extrem. Ich wünschte mir einen Mann mit dem ich alt werden könnte. Lieb, nett und zuverlässig sollte er sein, wie mein erster, fester Freund, nur nicht so langweilig.

Walter, ein Jahr älter als ich, schien mir der Richtige zu sein. Er führte mich zum Tanzen aus, wir gingen gut essen, der Sex mittelmäßig, doch der Rest stimmte. Dachte ich…. Nach drei Monaten stellte ich mit Entsetzen fest: ich war schwanger. Meine Spirale war vollkommen in Ordnung, lag richtig, hatte nur anscheinend einmal ein Nickerchen gemacht, anstatt zu arbeiten. „Du bekommst das Kind auf jeden Fall! Wir heiraten sowieso! Ist doch egal, ob unser Kind früher oder später kommt! Nachwuchs ist etwas Schönes! Ich freue mich so sehr!“ Das waren Walters Worte. Mein Arzt entfernte die Spirale, jetzt gab es kein Zurück. Walter war schlagartig nicht mehr der Mann, den ich vor der Schwangerschaft kannte. Meine gute Menschenkenntnis hatte mich im Stich gelassen. Drei Jahre ging ich durch die Hölle mit diesem Mann. Mein Selbstwertgefühl sank weit unter null. Für unser gemeinsames Kind wollte ich die Familienidylle erhalten, ich dachte immer ein Kind braucht doch seinen Vater. Im Grunde genommen hatte ihn weder seine Tochter noch ich wirklich interessiert. Für ihn war es lediglich wichtig versorgt zu sein. Waschen, putzen, kochen und baldmöglichst wieder zur Arbeit zu gehen, das war seine Devise. Das Kind kann die Oma hüten – so war sein Plan. Sex? Was sollten wir noch Sex miteinander haben? Auch dieses Thema war zu Beginn der Schwangerschaft schon gegessen: „Bekomm Du erst einmal Dein Kind, dann sehen wir weiter!“ Das musste ich mir anhören, als ich wieder einmal einen Versuch startete ihn zu verführen. Auch nach der Geburt behielt er sein Klosterleben bei, spät nachts schlich ich oft aus unserem Schlafzimmer um im etwas weiter entfernten Bad mir selbst eine kleine Erlösung zu verschaffen. Ich will nicht viel mehr darüber schreiben, nur so viel – im dritten Jahr dieser Horrorzeit, wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert. Ich konnte nicht mehr schlucken, im Bauchraum durfte mich niemand mehr berühren, so starke Schmerzen hatte ich dort. Langwierige Untersuchungen brachten kein Ergebnis. Letzter Versuch war eine Untersuchung beim Frauenarzt. Kein Befund. Doch dann blickte er mir tief in die Augen und meinte mit ruhiger, sanfter Stimme: „Ich denke, Sie sind eine sehr unglückliche Frau, ich sehe es in Ihren Augen.“ Das war der Auslöser. Hemmungslos brachen die vielen, unterdrückten Tränen aus mir heraus, der Arzt nahm mich in seine Arme und hielt mich fest, während mein Leid aus mir heraussprudelte. Er war es, der mir den dringenden Rat mit auf den Weg gab, mich von meinem Partner zu trennen. Noch heute bin ich sehr dankbar, einen Menschen gehabt zu haben, der mir den notwendigen Schub gab, diesen Mann zu verlassen.

NEUGIERIG

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