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2. Große Liebe

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Die Zeit danach war nicht gerade einfach. Wohnungssuche, Umzug, ganztägig in der Arbeit, dazu noch die Organisation der Betreuung meiner zweijährigen Tochter, Stress ohne Ende! Ich magerte auf bedenkliche 45 Kilo ab, bei einer Größe von 1,65 cm! Ausgehen konnte ich nur, wenn es mir gelang einen Babysitter zu organisieren. Ab und zu konnte ich so meinem Alltag entfliehen. Nach ein paar Monaten lernte ich einen Mann kennen. Ganz nett, total vernarrt in die Kleine, doch kribbeln im Bauch hatte ich nie. Sechs Wochen nachdem ich diesen Mann kennen lernte, war ich abends nach der Arbeit zu Besuch bei meinem Vater und seiner Freundin. Ich blätterte in der lokalen Zeitung, unter den Bekanntschaftsanzeigen, war zu lesen:

Lieber Weihnachtsmann!

Diesmal bin ich mit meinem Wunsch früh dran. Du weißt, mir fehlt das Wichtigste: Die richtige Frau…! Noch hast Du Zeit, also schau Dich um… Emanzen, Grüne, Intellektuelle pack in den anderen Sack! Die Schnuckelige aber, mit dem guten Gesicht und was noch so alles dazu gehört…Na, Du weißt schon – die halte fest! Sag, was für mich wichtig ist: Geborgenheit, Vertrauen, Zärtlichkeit. Sag dass ich ein sehr musischer, humorvoller 37jähriger, sportlicher und gut aussehender Lebenskünstler bin (schlank, 1,76 cm). Sag auch, dass ich es genieße, zeitlich und finanziell unabhängig zu sein. Da das Geschenk für mich nicht umgetauscht wird, sollten bitte ausschließlich Bildzuschriften erfolgen. Auf dass bald jeden Tag Weihnachten ist!

Ich las diesen Text gleich zweimal, Die Freundin meines Vaters las mit und meinte: „Diesem Mann würde ich schreiben, so ein schönes Inserat!“ Ich antwortete: „Komisch, ich habe so ein Gefühl, als ob er zu mir passen würde, aber – ich bin 24 Jahre alt, er ist schon 37! Weiß der Teufel wie der aussieht, wahrscheinlich hässlich und fett mit Glatze! Außerdem habe ich gerade einen Freund!“ Sie meinte jedoch: „ Du musst ihm schreiben, sonst schreibe ich…grins!“ Ich schnitt das Inserat sorgfältig mit einer Schere aus und ließ es in meiner Handtasche verschwinden. Eine Woche trug ich es mit mir herum, immer wieder kramte ich es hervor und las es, und immer öfter hatte ich das Gefühl – der passt zu mir! Am darauf folgenden Sonntag besuchte mich eine enge Freundin zum Kaffeeklatsch. Ich zeigte ihr den Zeitungsausschnitt, sie las und danach begann sie sofort zu überlegen, was ich antworten könnte. Es wurde noch ein spaßiger Nachmittag mit folgendem Resultat: Lieber Unbekannter!

Heute kam der Weihnachtsmann an meine Tür, und brachte einen schönen Brief zu mir! Ein Mann sucht eine Frau, das passt auf mich genau! Ich bin 1,65cm groß und schlank, und würde mich über Deinen Anruf sehr freuen!

Feinsäuberlich schrieb ich diese Zeilen zuhause nieder und legte mein Lieblingsbild bei. Nach vier Tagen brachte ich diesen Brief dann endlich zur Post. Anfang November ging mein Brief an den Unbekannten, Tage später wartete ich schon gespannt auf seinen Anruf. Nie zuvor hatte ich auf ein Inserat geantwortet, die Aufregung war täglich präsent. Drei Wochen vergingen, der Unbekannte rief nicht an. Meinen Freund wollte ich auch nicht mehr sehen, so deprimierte es mich. Ich redete mir ein, dass ich doch tatsächlich nicht in der Lage sei, auf ein Inserat so zu antworten, dass derjenige sich dann auch meldet. Ich hätte mich ohrfeigen können, dass ich mein Lieblingsbild aus der Hand gegeben hatte. Nun wollte ich es wissen. Ich schrieb ein kleines Inserat (Bin 24 Jahre, 1,65cm groß, schlank und suche einen Mann), gab es an die Lokalzeitung und erhielt 87 Zuschriften! Es folgte eine lustige Zeit. Schöne Telefonate, ein paar Dates, gut essen gehen, gefunkt hat es leider bei keinem der Männer! Ende Januar dann die große Überraschung. Ich saß abends vor dem Fernseher, als mein Telefon klingelte. „Hallo, ich bin es, Michael! Du kennst mich nicht und es ist schon eine Weile her, da hast Du auf mein Inserat geantwortet! Wollen wir uns einmal treffen?“ Ich war überrumpelt, hatte gerade Grippe und verschob ein Treffen auf das nächste Wochenende. Er wollte sich wieder melden. Überpünktlich kam sein Anruf und wir verabredeten einen Treffpunkt in der Stadt. Der Zufall wollte es, dass wir beinahe identisch angezogen waren, damals sehr modern – enge Röhrenjeans, schwarze Stiefeletten, schwarze Lederjacke, genau das trugen wir Beide - darunter trug er einen roten Pulli, ich hatte eine Bluse an. Welche Farbe? Rot, natürlich! Im Laufe des Abends entdeckten wir noch viele Gemeinsamkeiten, unter anderem, dass wir Beide allein erziehend waren. Seine Tochter war vier, meine zwei, er schlug vor dass die Kleinen doch an einem Sonntag miteinander spielen könnten, während wir zwei Kaffee trinken. Ich war fasziniert von diesem Mann. Er sah wirklich gut aus, hatte perfekte Manieren, konnte viel erzählen und er hatte schon viele ferne Länder auf dieser Erde gesehen.

Ich hing an seinen Lippen und lauschte begeistert seinen Erzähl-ungen. Es war ein wunderschöner Abend. Viel zu schnell verlief die Zeit, ich musste nach Hause, den Babysitter ablösen. Er fuhr mich zurück zu meinem Auto. Ich erwartete, er würde nun darauf zurückkommen, am Sonntag Kaffee zu trinken und die Kinder zusammen spielen zu lassen. Nichts dergleichen kam über seine Lippen. Stattdessen lehnte er sich in seinem Autositz zurück und faselte lapidar: „Schön war es, wenn Du willst, dann kannst Du mich ja einmal anrufen! Meine Telefonnummer ist …“ er wollte sie gerade aussprechen, da verschloss ich mit meinem Zeigefinger seinen Mund und erwiderte: „Es reicht, dass Du meine Nummer hast, danke für das Essen, tschüss!“ Ich küsste ihn flüchtig auf die Wange und verließ so schnell wie möglich sein Auto. Was bildete dieser Kerl sich überhaupt ein…Ich sollte ihn anrufen, ich! So eine Unverschämtheit! Ich kochte vor Wut. Ich lag in meinem Bett, grübelte und gab ihm die übelsten Schimpfnamen die mir einfielen, das waren nicht gerade wenige. Erschöpft fiel ich einen tiefen Schlaf, wachte morgens auf und hatte plötzlich nur den einen Wunsch: Bitte lieber Gott, lass ihn heute anrufen! Verrückt, oder? Schon mittags ging mein Wunsch in Erfüllung. Er lud mich zu einem Abendessen in sein Haus ein. Liebevoll hatte er den Esszimmertisch gedeckt, geschmückt mit Blättern von roten Rosen. Wie romantisch! Er entpuppte sich als perfekter Gastgeber. Frisch gekochtes chinesisches Essen aus dem Wok, Vor- und Nachspeise, alles nach meinem Geschmack. Wir unterhielten uns anschließend angeregt auf seiner Wohnzimmercouch. Jeder hatte eine Ecke der Couch besetzt. Nach geraumer Zeit meinte er, dass es für mich doch bequemer sein müsste, in seinen Armen zu liegen. Ich rechnete ich jeden Augenblick damit, dass er mich küssen würde, doch nichts geschah. Plötzlich drehte er seinen Arm in dem mein Kopf lag, schaute auf die Uhr und meinte: „So, jetzt ist es 23 Uhr, nun zeige ich dir meine oberen Räume!“ Entrüstet antwortete ich: „Du hast mich ja noch nicht einmal geküsst!“ Nach dem Motto, das kann schnell erledig werden, drückte er mir einen dicken Kuss auf meinen Mund und trug mich die Treppe hoch zu seinem Schlafzimmer. Dies war die einzigartigste Nacht meines bisherigen Sexuallebens. Wir harmonierten in diesem Bereich, wie ich es mit keinem anderen Mann erlebt hatte. Er leckte so lange und intensiv an meiner Muschi, dass mich mehrere Orgasmen nacheinander übermannten. Nie zuvor hatte ein Mann solche Freude daran mir Lust zu bereiten. Die Nacht war lang und intensiv. Frühmorgens fuhr ich überglücklich nach Hause. Ich hatte ein Gefühl als würde ich schweben.

Nun bin ich 30 Jahre jung, seit über sechs Jahren mit meinem Traummann Michael zusammen, seit drei Jahren überaus glücklich verheiratet. Die Mädchen spielen nicht nur sonntags zusammen, sondern jeden Tag – wir sind eine tolle Patchworkfamilie. Wir führten ein ruhiges Leben mit viel Sex, genauso wie ich es mir immer gewünscht hatte. Mein Hobby war der Reitsport, den ich auf einem Pflegepferd ausübte. Sehnsüchtig wünschte ich mir oft ein eigenes Pferd. Dann die Überraschung – an meinem 31. Geburtstag schenkte mir mein Schatz ein eigenes, edles Pferd. Dies war einer der schönsten Tage meines Lebens. So viel Glück, ich konnte es kaum fassen. Nie im Leben hätte ich meine Ehe für einen anderen Mann auf´s Spiel gesetzt. Andere Männer existierten nicht mehr in meinem Leben und auch nicht in meinen Gedanken. Mein Leben war ausgefüllt mit meiner Familie, meinem Pferd und unserem Hund, ich war eigentlich rund um die Uhr beschäftigt. So befriedigt wie ich wurde, hätte ich mir nie träumen lassen, dass es eine Steigerung geben könnte. Aber es sollte anders kommen….

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