Читать книгу Damaris (Band 2): Der Ring des Fürsten - C. M. Spoerri - Страница 14
Kapitel 6 - DAMARIS
ОглавлениеNachdem ich eine Weile ins Feuer gestarrt habe, atme ich tief durch. »Was war das, was mich angegriffen hat?«, stelle ich eine Frage, die mir auf der Zunge brennt. »Und wie bei den Göttern hast du es besiegt? Es war vollkommen immun gegen meine Magie und ich konnte es auch nicht anderweitig verletzen.«
»Du nicht, ich schon«, entgegnet Adrién, der etwas entfernt die Knochen des Hasen im Sand vergräbt. »Ich habe ihm ein paar Giftgase in die hässliche Nase gesprüht und ihn dann unter einem Felsen begraben.« Unwillkürlich schaue ich mich um. »Ich habe uns etwa eine halbe Stunde weiter weg gebracht«, erklärt er, als ich nirgendwo einen Felsbrocken sehe, der groß genug wäre, diese Bestie zu zermalmen.
»Das ist gut.« Ich schlinge die Arme um meinen Leib, da ich mit einem Mal friere.
»Leider habe ich ebenfalls keine Ahnung, was es war«, erklärt er nachdenklich und kehrt zu mir zurück. »Vielleicht irgendein Geist oder Dämon? Wobei ich mich frage, wie der hierherkam. Normalerweise werden diese Biester mit grauer Magie beschworen.«
Ich fröstle, als ich daran denke, dass mich ein Dämon angegriffen haben könnte. »Nun, wichtig ist, dass er weg ist«, erwidere ich. »Ist er doch, oder?« Ich sehe Adrién forschend an.
Dieser nickt langsam, aber in seinen Augen erkenne ich etwas, das mir nicht gefällt. Doch bevor ich es richtig benennen kann, ist es verschwunden.
»Wirst du nun in die Talmeren zurückfliegen?«, wechselt er das Thema.
»Ja«, antworte ich freiheraus. »In Chakas hält mich nichts mehr.« Als er nichts antwortet, atme ich erneut tief durch. »Was? Du willst doch etwas sagen, das sehe ich dir an.«
Adrién zuckt mit den Schultern und fährt sich mit der Hand durch das kurze Haar. Eine Geste, die mich an Cilian erinnert und mein Herz schwer werden lässt. »Ich finde es nicht richtig, dass du Chakas den Rücken kehrst«, murmelt er und sein Blick trifft auf meinen. »Du weißt, dass das gleichbedeutend ist mit dem Untergang des Greifenordens?«
Jetzt ist es an mir, zu schnauben. »Ach komm, als ob du dem Greifenorden nachtrauern würdest«, stoße ich aus. »Ich werde bestimmt nicht in meinen sicheren Tod gehen dafür. Zudem sollte es dir doch zugutekommen, oder? Du wärst frei, könntest tun, was du willst. Vielleicht in Altra rumreisen, Abenteuer erleben …«
»Du scheinst vergessen zu haben, dass Silbersturm an diese Gegend gebunden ist. Er will Chakas nicht verlassen, also muss auch ich hierbleiben.« Er wischt eine kleine Fliege, die es sich auf seinem Oberarm bequem gemacht hat, zur Seite. Dabei fällt mein Blick wieder auf seinen nackten Oberkörper und ich beiße mir unwillkürlich auf die Unterlippe. »Zudem will ich meine Schwester und meinen Bruder nicht im Stich lassen.«
»Trotzdem bist du hier und nicht bei ihnen«, gebe ich zu bedenken. »Wieso eigentlich? Müssten wir nicht damit rechnen, dass Cilian jede Minute hier aufkreuzt? So wie er uns schon bei der Steinrochenhöhle aufgespürt hat?«
Adrién schüttelt den Kopf. »Ich habe ihm von Auralie ausrichten lassen, dass ich nach dir suche. Er hat genug mit den Vorbereitungen des Wettkampfes zu tun, sodass er dir nicht hinterherfliegen kann.«
Erneut fühle ich dieses Stechen in meiner Brust, das definitiv nicht von der Dämonenklaue rührt. Cilian hat sich wirklich für den Zirkel und gegen mich entschieden. Noch vor einer Woche hätte er alles stehen und liegen gelassen, um mir zu folgen, aber nun … kümmert er sich lieber um seinen blöden Wettkampf und darum, den Greifenorden zu retten. Was ihm nicht gelingen wird – und ein bisschen fühle ich die Genugtuung dabei, dass ich ihm damit, dass ich zurück in die Talmeren fliege, einen Strich durch die Rechnung machen werde.
Ja, es ist gemein – aber er hat es nicht anders verdient, wenn er so rücksichtslos mit dem Leben und den Gefühlen anderer spielt.
»Wie konntest du mich überhaupt finden?«, will ich wissen.
Adrién sieht mich von der Seite an. »Das war nicht so schwer, ich musste dafür nicht einmal deine Fährte aufnehmen. Dass du klug genug bist, nicht durch die Wüste in die Talmeren zu fliegen, war mir klar. Und dann bleibt nur noch der Weg an der Küste entlang. Nicht viele Greifenreiter sind hier unterwegs – daher war es ein Leichtes, dich aufzuspüren.«
»Hm … dir ist klar, dass ich nicht nach Chakas zurückkehren werde?«, frage ich.
Adrién seufzt. »Ja. Dafür hast du einen zu harten Dickkopf.«
»Und hänge zu sehr an meinem Leben«, ergänze ich.
Eine Weile schauen wir ins Feuer, dann springe ich unvermittelt auf und Adrién fährt zusammen.
»Was zum Henker …«, stößt er hervor, während er mir perplex dabei zusieht, wie ich die Stiefel ausziehe.
Ich werfe ihm einen schiefen Blick zu. »Ich war noch nie im Meer«, erkläre ich. »Und ehe ich zurück im Gebirge bin, will ich wenigstens einmal hineingehen.«
»In all den Monaten warst du nie im Wasser?« Er zieht verblüfft die Augenbrauen hoch. »Es ist doch dein Element, du müsstest dafür brennen, da reinzugehen.«
»Tue ich auch.« Ich kremple die Hosenbeine hoch. »Aber dass ich keine Gelegenheit dazu hatte, habe ich unter anderem dir zu verdanken.«
»Ich kann nichts dafür, dass du unerlaubterweise den Zirkel verlassen hast«, brummt er. »Zumindest nicht fürs erste Mal.«
Ohne ihn noch einmal anzusehen, gehe ich schnurstracks auf das Wasser zu, das in leisen Wellen an den Strand spült. Es liegt schwarz und mystisch vor mir, wird nur vom Mondlicht erhellt.
Als ich davorstehe, atme ich tief die salzige Luft ein.
Das Element in mir regt sich, scheint mich regelrecht dazu bringen zu wollen, in die Fluten zu gehen. Es ist wie ein Sog, der mich da hineinzieht und mein Herz vor Aufregung zum Stolpern bringt.
Ein bisschen bereue ich es, dass es Nacht ist und ich den Horizont nur erahnen kann. Wäre es Tag, würde ich vor lauter Freude wohl jubeln.
Mit einem weiteren Atemzug hebe ich einen Fuß und setze ihn auf den feuchten Sand. Im nächsten Moment wird er vom Wasser umspült und ich keuche erschrocken, da es viel kälter ist, als ich gedacht hätte. Trotzdem trete ich auch mit dem zweiten Fuß ins Meer und gehe ein paar Schritte hinein.
»Du solltest am Ufer bleiben«, höre ich Adrién vom Lagerfeuer her rufen. »Das Meer ist in der Nacht tückisch.«
»Keine Sorge, ich werde schon nicht ertrinken«, gebe ich zurück, ohne mich umzudrehen.
»Das würde ich dir auch nicht raten«, erklingt seine Stimme, dieses Mal direkt neben mir. »Noch einmal werde ich dich nicht retten.«
Ich wende mich ihm zu und bemerke, dass auch er seine Stiefel ausgezogen und die Hosenbeine hochgekrempelt hat. Wie er so dasteht und das Licht des Mondes auf seinen nackten Oberkörper fällt, muss ich widerwillig zugeben, dass er wirklich gut aussieht. Das kurze Haar steht ihm noch besser als das lange und seine Augen funkeln mich geheimnisvoll an.
»Was ist? Hast du Angst, dass ein Fisch kommt und dich frisst?«, necke ich ihn und gehe demonstrativ so weit ins Wasser, dass es mir bis zu den Knien reicht.
Er zieht die Augenbrauen zusammen und folgt mir. »Um mich mache ich mir keine Sorgen.«
»Und um mich musst du dir ebenfalls keine machen«, erwidere ich.
»Schon klar«, murmelt er.
Aus einer Eingebung heraus beginne ich, meine Hose auszuziehen. Adriéns Hemd ist lang genug, um alles Nötige zu verdecken.
»Was tust du da?«, fragt er perplex.
»Wonach sieht es denn aus?«, gebe ich zurück und werfe meine Hose in einem weiten Bogen zurück an den Strand. »Ich will baden.«
»Das wirst du bleiben lassen«, sagt er in energischem Tonfall.
»Hindere mich doch daran.« Ich strecke ihm die Zunge raus und als er tatsächlich nach mir greifen will, mache ich einen Satz ins tiefere Wasser, das mir nun bis zur Mitte der Oberschenkel reicht. »Dreh dich um«, fordere ich.
»Du willst …« Seine Augen gleiten über meinen Körper und ich schmunzle.
»Will ich.« Ich beginne, das Hemd aufzuschnüren.
»Ris, das solltest du nicht tun«, versucht er mich von meinem Vorhaben abzubringen.
»Wie gesagt, du musst dir um mich keine Sorgen machen«, entgegne ich.
»Das ist es nicht.« Er kommt mir mit einem Gesichtsausdruck entgegen, der mich mitten in der Bewegung innehalten lässt. »Aber wenn du dich ausziehst, werde ich es ebenfalls tun.«
Unwillkürlich gleitet mein Blick über seinen Oberkörper nach unten zu seinem Hosenbund, an den er beide Hände gelegt hat.
»Ich habe schon nackte Männer gesehen«, erwidere ich, wenngleich etwas weniger mutig, als ich eigentlich wollte.
»Ich weiß.« Seine Stimme ist eine Oktave tiefer geworden.
»Wenn du glaubst, du jagst mir damit Angst ein …«
»Tu ich nicht«, raunt er und bleibt knapp vor mir stehen. »Also?« Er sieht mich mit schief gelegtem Kopf an. »Ziehst du das durch?«
Ich schlucke und starre auf seine Brustmuskeln, die sich anspannen, als er tatsächlich beginnt, seine Hose aufzuschnüren.
Er will mich herausfordern und sehen, wie weit ich gehen werde. Das ist mir klar. Doch da ist auch diese Anziehung zu ihm. Dieser Wunsch, die Hände auf seine Brust zu legen, mich an ihn zu schmiegen.
Mist, ich muss damit aufhören, solange ich noch kann. Und das ist jetzt!
Ohne ein weiteres Wort gehe ich an ihm vorbei zurück zum Strand. Hinter mir höre ich ein leises Lachen und knurre in mich hinein.
Ja, er hat gewonnen. Doch nur für den Moment. Ich werde ihm schon noch zeigen, dass ich keine Angst vor ihm habe – irgendwann. Aber nicht heute Abend.
Als ich die Hose und Stiefel wieder trage, setze ich mich erneut ans Feuer und wärme meine Hände daran auf. Dabei ignoriere ich die Tatsache, dass Adrién sich dichter zu mir setzt als vorhin. Stattdessen starre ich in die Flammen.
So habe ich mir mein erstes Bad im Meer definitiv nicht vorgestellt …
Nachdem wir eine Weile still nebeneinandergesessen haben, bricht Adrién das Schweigen.
»Die Bedingung ist lediglich, dass du an dem Wettkampf teilnimmst«, murmelt er. »Du musst nicht gewinnen oder dein Leben riskieren. Du kannst auch einfach in der Wüste rumsitzen und Däumchen drehen – das ist ziemlich ungefährlich. Sogar für jemanden mit so viel Ohnmachtspotenzial, wie du ihn besitzt.«
Ich verenge die Augen und wende mich ihm zu. »Du gibst nicht auf, oder?«
Sein Mund verzieht sich zu einem leichten Lächeln. »In keinerlei Hinsicht.« Schon wieder funkeln seine Augen so sehr, dass ich ihn nicht länger anschauen kann.
Was will er mir damit sagen? Dass er sich ebenfalls zu mir hingezogen fühlt? Was ist das nur zwischen uns?
Rasch bringe ich das Gespräch wieder auf ein anderes Thema. »Auralie hat etwas von Aufgaben erzählt, die schwierig zu bewältigen seien«, sage ich so unbefangen wie möglich. »Weißt du mehr darüber, was für Aufgaben es sein werden?«
»Ich habe versucht, es herauszufinden, bin mir aber nicht sicher«, antwortet Adrién stirnrunzelnd und beginnt, mit einem Ast in den Flammen vor uns herumzustochern, dass die Funken stieben. »Ich weiß, dass fünf Greifenreiter und fünf Magier ausgewählt wurden. Anscheinend wird jeder von ihnen einen Gegenstand erhalten. Die Magier dürfen eine Woche früher in die Wüste aufbrechen, da wir sie mit unseren Greifen sonst überholen würden. Sie reiten auf Kelmen, die wochenlang ohne Wasser auskommen können.«
»Wir müssen also erst in einer Woche aufbrechen?«, hake ich nach.
»Sofern meine Informationen stimmen, ja.« Er sieht mich mit schmalen Augen an. »War das etwa eine Zustimmung?«
Rasch schüttle ich den Kopf. »Mit Sicherheit nicht.«
Er nickt und holt tief Luft. »Dein Leben wird nicht in Gefahr sein – ich werde auf dich aufpassen.«
»Und das soll mich jetzt beruhigen, weil du mich ja bisher noch nie in Gefahr gebracht hast?« Ich hebe eine Augenbraue.
Er senkt den Kopf ein wenig, sodass er mir nun näher ist, und ich bin mir erneut bewusst, dass er halb nackt neben mir sitzt. »Ich habe dir lediglich geholfen. Das mit den Draugr in den Tunneln wusste ich nicht. Ich hätte dich sonst niemals dorthin geführt. Und dass dein Greif in die Steinrochenhöhle flog und du dich in der Taverne fast selbst in Eis verwandelt hättest, geht nicht auf meine Kappe. Das habt ihr zwei ganz alleine geschafft.«
»Trotzdem bin ich in deiner Gegenwart viel zu oft ohnmächtig«, erwidere ich. »Keine gute Voraussetzung, um diese dämliche Wettkampf-Sache in der Wüste heil zu überstehen.«
»Du sitzt jetzt immerhin geheilt neben mir, statt im Totenreich zu wandeln«, entgegnet er.
»Erwartest du schon wieder ein Danke?« Ich werfe ihm einen mürrischen Blick zu. »In meinen Augen genießt du das Held-Sein eeeetwas zu sehr.«
Er lacht leise und starrt in den Himmel, sodass ich sein Profil zu sehen bekomme. Mir ist noch nie aufgefallen, wie gerade seine Nase ist. Und wie voll seine Lippen wirken. Das liegt bestimmt am neuen Haarschnitt – sicher nicht daran, dass ich mit einem Mal diese komische Anziehung zwischen uns empfinde.
»Ich hatte gehofft, dass du mit mir in die Stadt zurückkehrst«, murmelt er.
»Mit dir?« Ich schenke ihm einen ungläubigen Blick. »Sosehr ich mich geschmeichelt fühle, aber …«
Er wendet mir den Kopf wieder zu und zieht die Augenbrauen zusammen. »Doch nicht meinetwegen«, knurrt er. »Sondern wegen des Ordens.«
Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. »Hä? Aber du bist doch der, der den Orden und die Magier so hasst.«
Adrién senkt den Blick. »Die Magier, ja. Aber der Greifenorden …« Er kratzt sich mit der Hand an der linken Schulter. Wahrscheinlich wurde er gerade von einer Mücke gestochen. »Der Greifenorden hat ein Potenzial, das man nicht unterschätzen sollte. Wenn es Cilian gelingt, Greifenreiter in ganz Altra zu verteilen, dann könnte das verhindern, dass die Magier jemals wieder zu mächtig werden und Normalsterbliche unterdrücken.«
»Und wieso wäre es besser, wenn Greifenreiter an der Macht sind?«, will ich wissen. »Sie sind auch Magier.«
»Das stimmt«, lenkt Adrién ein. »Aber sie sind an Greife gebunden. Zudem gibt es keinen einzigen Greifenreiter, der nach purer Macht strebt. Wir sind keine geborenen Tyrannen, sonst würde sich kein Greif mit uns verbinden. Denn diese Wesen sind edel und gerecht.«
Ich mustere ihn nachdenklich. Was er sagt, ergibt Sinn. Wenn Greifenreiter die Magier unter Kontrolle halten, könnte es das Gleichgewicht in Altra für immer stabilisieren. Ich weiß zwar nicht genau, wie das Leben vor dem Umbruch war, da meine Schwester und ich fernab von anderen Menschen aufwuchsen, aber mir ist bekannt, dass die Magier die Nicht-Magier unterdrückt haben.
»Ist es das, was Cilian die ganze Zeit bezwecken will?«, hake ich nach.
»Jetzt sag nur, dass ihr nie darüber gesprochen habt«, antwortet Adrién mit ungläubigem Gesichtsausdruck. »Habt ihr euch etwa nur im Bett vergnügt, ohne euch über ernstere Themen zu unterhalten?«
Ich verfinstere meine Miene. »Wir haben uns sehr wohl unterhalten. Und wir haben nur einmal miteinander geschlafen. Und zwar gestern, ehe …« Ich unterbreche mich selbst. »Wieso erzähle ich dir das überhaupt?! Das geht dich absolut nichts an!«
Adrién verzieht den Mund zu einem Grinsen, das jedoch freudlos wirkt. »Da hast du so was von recht.« Er schließt kurz die Augen und richtet sie dann wieder auf mich. »Also, dann bleibt die Entscheidung, welche nur du treffen kannst: Wirst du mit mir in die Stadt zurückkehren und verhindern, dass der Greifenorden geschlossen wird? Oder wirst du die verschmähte Geliebte spielen, die gekränkt in die Berge auswandert und nie wieder einen Mann ansieht?«
»Zu deiner Information: Ich wohne in den Bergen. Das ist mein Zuhause dort. Ich kann also nicht dorthin ›auswandern‹«, fahre ich ihn an. »Und ich hänge nun mal an meinem Leben!«
Er zuckt mit den Schultern. »Es werden auch andere Magierlehrlinge in den Wettkampf geschickt.«
»Und das soll mich jetzt überzeugen, weil …?«
»Weil du mit dem Rumflennen aufhören und endlich mal Rückgrat zeigen sollst. Zudem wäre ich ziemlich enttäuscht von dir, wenn du das Leid anderer in Kauf nimmst, nur weil ein Kerl zu dumm ist, zu sehen, was er an dir hat.« Adriéns finstere Miene wird noch düsterer. »Denn dann wärst du selbstsüchtig und herzlos – was dich von den Magiern nicht mehr unterscheiden würde.«
Ich starre ihn einen Moment lang perplex an, ehe ich den Blick senke und auf meine Finger sehe. »Ich muss eine Nacht darüber schlafen«, murmle ich.
»Du hast Glück, es ist Nacht – viel Erfolg.« Damit erhebt er sich und geht zu seinem Greif, um im Rucksack zu wühlen. Als er ein weiteres Hemd herauszieht und sich kurzerhand überstreift, fällt mir die Kinnlade runter.
»Sag bloß, du hast das die ganze Zeit dort drin gehabt«, stoße ich entgeistert aus.
Er legt den Kopf schief. »Bloß, du hast das die ganze Zeit dort drin gehabt«, echot er meine Worte und grinst. »Aber wenn ich es eher angezogen hätte, hätte ich nicht gesehen, wie du dich windest, nur um mich nicht anzustarren. Den Spaß war es mir wert. Und jetzt gute Nacht, Ris, ich bin müde vom Dich-Retten und Dich-Heilen.«
Noch während ich ihn sprachlos ansehe, holt er eine zweite Decke aus seinem Gepäck und breitet sie aus, ehe er sich darauflegt und mir den Rücken zudreht.
Dieser Kerl ist einfach die Höhe! Und ich werde mit Sicherheit nicht mit ihm zurück in den Zirkel fliegen! Das kann er sich so was von abschminken!