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Kapitel 1 - CILIAN

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Tag 2, Monat 9, 1 EP 10 923 – 333 Jahre zuvor …

Cilian, kommst du endlich? Das Abendessen wird kalt!«

Die Stimme, die an mein Ohr drang, ließ mich lächelnd das Buch über Wassermagie schließen, in welches ich seit Stunden versunken war. Ich hob den Blick und sah auf das Meer, das ruhig und still vor mir lag, fühlte den sanften Wind, der an meinem Haar zog und die Wärme etwas erträglicher machte. Das magische Licht, welches mir geholfen hatte, trotz der hereinbrechenden Dämmerung noch zu lesen, schwebte über mir, aber ich löschte es mit einer knappen Handbewegung aus, wandte mich in Richtung meines Hauses, das sich auf den Klippen, etwa eine Wegstunde von Chakas entfernt, befand.

Als mein Blick auf das helle Gebäude traf, das ich vor einem Jahr in aller Abgeschiedenheit hier hatte erbauen lassen, erkannte ich die schmale Silhouette meiner Gemahlin. So durfte ich sie seit sechs Monaten nennen und noch immer konnte ich mein Glück kaum fassen. Noch immer spürte ich dieses überwältigende Kribbeln im Bauch, wenn ich sie ansah. Vor allem, seit sie unter ihrem Herzen unser Kind trug.

Ja, die Götter hatten mich wahrlich gesegnet.

»Cilian!« Ihre Stimme wurde eindringlicher.

Ich erhob mich, ließ das Buch aber im Pavillon liegen – ich würde es morgen weiterlesen. »Bin schon unterwegs, Shaia!«, rief ich zurück und setzte mich in Bewegung.

Als ich näher kam, konnte ich das Funkeln in ihren wundervollen braunen Augen erkennen. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah mich tadelnd an. »Du und deine Bücher«, murmelte sie mit einem halbherzigen Lächeln. »Hätte ich gewusst, wie viel du liest, hätte ich …«

Ich unterbrach sie, indem ich sie an mich zog und auf den Mund küsste. »Was hättest du?«, raunte ich an ihren Lippen. »Mich nicht geheiratet?«

Sie stieß mich gespielt beleidigt von sich weg, aber ihr Lächeln wurde wärmer. »Als ob du das zugelassen hättest.«

»Hätte ich nicht.« Ich strich ihr mit dem Handrücken über die Wange, die stets etwas bleich wirkte und dadurch verriet, dass sie nicht aus Chakas stammte. Denn die Sonne bräunte sie nicht, sondern verbrannte sie. Ihr feuerrotes Haar bildete einen starken Kontrast zu ihrer hellen Hautfarbe, und ich hoffte sehr, dass unser gemeinsames Kind es von ihr erbte, denn ich mochte die Art, wie es im Sonnenschein funkelte. »Ich liebe dich, Shaia.«

»Ich dich auch«, antwortete sie, doch es kam zu schnell über ihre Lippen.

Mir war von Anfang an aufgefallen, dass ich sie mehr liebte als sie mich, aber das war mir gleichgültig. Solange sie an meiner Seite war, wusste ich, dass ich alles richtig machte, und nur das zählte.

»Komm rein, ich habe dein Lieblingsgericht gekocht«, sagte sie und wandte sich ab, um zurück ins Haus zu gehen.

»Hühnereintopf mit Reis und eingelegten Früchten?«, fragte ich, während ich ihr folgte.

Sie warf mir einen Blick über die Schulter zu und ich erkannte, wie sie ihre Stupsnase kräuselte. »Das andere.«

Ich roch den Schmorbraten und mir lief das Wasser im Mund zusammen, während mein Bauch ein leises Knurren von sich gab.

Natürlich hatte sie den Laut gehört und schenkte mir ein Schmunzeln. »Ich dachte, wenn ich dich von deinen Büchern losreißen will, dann muss ich gute Argumente vorbringen.«

»Höre ich da einen leisen Vorwurf?« Ich hob die Augenbrauen und betrachtete ihren Rücken, während sie zum Herd ging, um den Topf zu holen. Ich war im Eingang der kleinen Küche stehen geblieben, lehnte mich in den Türrahmen.

»Kein Vorwurf«, erwiderte sie und kam mit dem Schmorbraten zurück, ging an mir vorbei ins Esszimmer, wo sie den Tisch bereits gedeckt hatte. »Nur eine Tatsache.« Sie stellte den Topf hin und sah mich mit ihren braunen Knopfaugen an. »Manchmal wünschte ich, dass du mehr Zeit mit mir statt mit deinen Büchern verbringen würdest. Das ist alles.«

Ich trat zu ihr, zog sie mit dem Rücken an meine Brust und strich ihr über den Bauch, in dem unser Kind heranwuchs. »Ich tue das doch vor allem für euch beide«, murmelte ich an ihrem Ohr.

Sie seufzte leise. »Ich weiß. Deine Verpflichtungen im Zirkel und deinem Vater gegenüber.« Ihre Hand legte sich über meine. »Ich dachte, dass wir so weit von ihnen weg wohnen, hätte etwas geändert. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich dich mit jedem Tag, den wir ein Paar sind, mehr verliere.«

»Sag so etwas nicht.« Mein Herz zog sich zusammen und ich hielt sie fester. »Ich liebe dich und werde alles dafür tun, dass wir glücklich werden.«

Sie hob den Kopf ein wenig und sah mich an. »Versprochen?«

»Hoch und heilig.« Ich küsste sie auf die Wange, drehte sie zu mir herum und legte beide Hände an ihr Gesicht. »Sobald unser Kind da ist, gibt es nur noch euch beide in meinem Leben.«

Das Lächeln, das sich auf ihrem hübschen Mund ausbreitete, wärmte mein Innerstes. Oh ja, ich liebte sie. Liebte sie wie wahnsinnig. Und ich schwor mir, alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit dieses Lächeln niemals erlöschen würde.

Was für ein Narr ich war …

Damaris (Band 2): Der Ring des Fürsten

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