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Lifehack (Pain: Designed to Piss You Off)

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Lifehack, das hieß früher noch »Trick 17«. Egal. Aufpassen! Jetzt lernen Sie was.

Um unterhaltsam durchs Leben zu kommen, sollte man öfter genau das Gegenteil von dem tun, was einem geraten wird. Am besten von klein auf. Aber Obacht! Eltern haben eine ultimative rhetorische Allzweckwaffe entwickelt, die es in solchen Situationen zu überwinden gilt: die parentale apodiktische Behauptung. Eine Behauptung von schlagender Beweiskraft, die jedwede Art von Widerspruch im Keim erstickt oder vielmehr abfackelt und die übrig gebliebene Widerspruchsasche in alle Winde zerstreut.

Beispiel.

Mutter: »Wenn ich dich noch einmal beim Rauchen erwische, setzt’s was!«

Vierzehnjähriges, rebellisches Teenie-Ich: »Aber Papa raucht doch auch!«

Mutter: »DAS IST WAS ANDERES!«

Es setzte übrigens nie etwas, außer dass sich mein Vater mal zu uns setzte, um ’ne Kippe zu schnorren.

Verstehen Sie, was ich meine? Nein?

Hach … na gut. Zweites Beispiel.

Mutter: »Nein, du brichst die Schule nicht nach der Zehnten ab!«

Sechzehnjähriges, trotziges Kein-Bock-mehr-Ich: »Du sagst doch immer, Frauen sollten nicht arbeiten und sich lieber um die Familie kümmern. Dann muss ich doch gar nicht studieren!«

Mutter: »Ja, aber (Sie ahnen, was folgt) DAS IST WAS ANDERES!«

So weit klar? Gut. Dem muss man etwas entgegenhalten. In letzterem Fall hat mich weniger die überlegene Rhetorik meiner Mutter überzeugt, sondern die Tatsache, dass meine Motivation mit Einzug der Pubertät zeitweilig ausgezogen war. Ich habe quasi aus Faulheit und mangels greifbarer Alternativen Abi gemacht.

Was ich allerdings lange verdrängt habe, ist: Fast wäre ich damals schon dem beruflichen Schulwesen zum Opfer gefallen. In der zehnten Klasse kursierte nämlich das Gerücht, am dreijährigen beruflichen Gymnasium sei das Abitur viel einfacher zu schaffen. Das gelobte Land für faule und weniger begabte Schwererziehbare sozusagen. Bei gleichem Lohn und für weniger Arbeit! Ohne Latein! Ein Traum.

Also tingelte mein sechzehnjähriges, trotziges Kein-Bock-mehr-Ich zu jeder erdenklichen Informationsveranstaltung der beruflichen Gymnasien im Umkreis. Das waren eine ganze Menge. Das Ergebnis war dennoch niederschmetternd. Technisches Gymnasium, Wirtschaftsgymnasium, sozialwissenschaftliches Gymnasium, agrarwissenschaftliches Gymnasium (von uns liebevoll »Bauern-Gymnasium« genannt, und ja, in Baden-Württemberg gibt es für jeden Scheiß ein eigenes Gymnasium!) – alle verlangten einen Notendurchschnitt, von dem ich in der zehnten Klasse nicht einmal zu träumen wagte.

Wieder wurde ich trotzig: Was soll’s, bleib ich halt, wo ich bin! Wenn die mich nicht haben wollen … sind ja eh alles keine richtigen Gymnasien. Die mit ihrem beruflich-spezifischen Pseudo-Abi!

Endlich hatte ich es in die zwölfte Klasse geschafft (Latein abwählen, YES!). Nun riet mir mein Religionslehrer, ein seltenes Exemplar, den ich, trotz seines Faches, sehr schätzte, vehement davon ab, dasselbe zu werden wie er. Also – natürlich nicht Religionslehrerin, wo denken Sie hin. Lehrerin eben.

Er meinte es gut. Er hatte vermutlich einen besseren Draht zu seinen Schülern als zu Gott und wusste damals schon, dass gerade mir das Beamtenkorsett vielleicht irgendwann zu eng werden könnte. (Nein, ich bin nicht fett! Üben Sie sich in Metaphorik!) Trotzdem dachte ich auch da: Jetzt erst recht!

»Du rauchst zu viel!« – Jetzt erst recht!

»Du feierst zu viel!« – Jetzt erst recht!

»Du zockst zu viel!« – Jetzt erst recht!

»Du denkst zu viel!« – Jetzt erst recht!

So wird man Lehrerin – oder eine crackrauchende Nutte. Probieren Sie’s aus und lassen Sie sich überraschen.

Mich hat mein Trotz schließlich dahin gebracht, wo ich heute bin. Wo ich schon nach der Zehnten hinwollte (und dann doch nicht): ans berufliche Gymnasium. Gut, jetzt nicht absichtlich – aber ich kann Ihnen sagen, ganz so easy, wie die es uns damals verkaufen wollten, ist es nicht. Im Gegenteil! Es ist »Gymnasium mit Extras« statt »Gymnasium light«. Wenn unsere Schüler das Abi bekommen, haben sie nicht nur die langweilige Allgemeine Hochschulreife, sondern eine mit Gimmick! Bei uns ist das: Wirtschaft. Woanders was Sinnvolles. Und ganz schön schwer, sagen zumindest die Noten meiner Schüler. Und oft auch sie selbst.

So. Ich muss mich jetzt auf den jährlichen Informationsabend vorbereiten, der bald ansteht. Die Zehner kommen. Denen erzähle ich dann wieder, wie toll es bei uns ist und wie einfach man hier das Abi bekommt. Wir brauchen schließlich steigende Schülerzahlen!

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