Читать книгу Keiner zwischen uns - Carolin Hristev - Страница 5

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Ich stolpere über dieses verdammte Feld in diesem hässlichen Bundesland namens Mecklenburg-Vorpommern und kriege es einfach nicht in meinen Schädel. Wie kann man so derbe reinfallen?! Wie kann man sich so dermaßen täuschen?! Und wie kann jemand einen so eiskalt anlügen? Jemand, dem du mehr vertraut hast, als irgendwem sonst auf dieser verfickten Welt? Nelson, Bro. Wir sind Brüder, Nelson. Und ich Idiot hab das wirklich geglaubt. Mein Leben hätte ich Hamza anvertraut. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Zum zwanzigsten Mal bleibe ich an irgend so einer Kartoffelpflanze hängen oder was immer das für ein Zeugs ist, das hier wächst. Alter, wie konnten wir nur auf die unterirdisch bekloppte Idee kommen, die Klassenfahrt nach Mecklenburg-Vorpommern zu machen?! Ich sehe überhaupt nichts, es ist fast komplett dunkel. Meine Schuhe kann ich wahrscheinlich auch in den Müll schmeißen. Das heißt, wenn dieses beschissene Feld überhaupt irgendwann aufhören sollte. Ich habe keine Ahnung, in welcher Richtung die Jugendherberge liegt. Aber es interessiert mich auch nicht. Nicht im Geringsten. Auf meinem Handy öffne ich das Bild von Marie. Verdammt, ich finde kein Wort dafür, wie sehr mir mein Herz wehtut. Ich denke daran, wie sie vor drei Monaten neu in unsere Klasse gekommen ist. Ich weiß es noch, als ob es gestern gewesen wäre. Es war der Tag, der mein Leben in so was verwandelt hat, was zum Beispiel Gefangene auf Alcatraz statt einem Leben haben. In anderen Worten: Die Hölle.

Oh, verdammt, das Leben ist so ein Verräter! Nein, nicht das Leben. Jemand anderes ist der Verräter. Hamza ist der Verräter, und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr habe ich das Gefühl, gleich durchzudrehen. Ich bleibe stehen und schaue das Foto von Marie noch einmal ganz genau an. Ich habe es bei unserem Sportfest gemacht, und es sind noch ein paar andere aus der Klasse darauf. Ich vergrößere das Foto, sodass Maries Kopf den gesamten Bildschirm ausfüllt, und streiche mit dem Finger vorsichtig über ihr blondes Haar. Dann lösche ich es. Und dann lösche ich jedes einzelne Bild, das ich von Hamza habe. Es sind Hunderte. Eine halbe Stunde stehe ich mitten in der Nacht auf einem nach Jauche stinkenden Feld und lösche Fotos.

Verdammt, wer hätte geahnt, dass mein bester Freund ein Lügner und ein Verräter ist?!? Ein Heulen kommt aus meiner Brust, als ich das letzte Bild von ihm lösche. Ich fühle mich, als habe ich eine Blutsbrüderschaft aufgelöst. Und genau das habe ich ja auch getan.

Keiner zwischen uns

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