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5. »Inspiration & Glaube« oder »Wie versetzt man einen Berg?«
ОглавлениеNicht umsonst trifft man, wenn man sich ein wenig mit dem Thema »Kreatives Schreiben« beschäftigt, Interviews von erfolgreichen Autoren liest oder Fachliteratur zurate zieht, besonders, wenn es um den Schaffungsprozess geht, immer wieder auf mystische Ansätze.
Schon früh wurde die Idee, der spontan aufsprudelnde Gedanke, einer göttlichen Eingebung zugeschrieben. Psychologen sprechen vom Unterbewusstsein, das all unsere Erfahrungen und Eindrücke seit dem Moment unserer Geburt verarbeitet. Alles, wobei nichts verloren geht, wo durch Hypnose beispielsweise, die als Anwendung durchaus umstritten ist, auf verborgene Erinnerungen zugegriffen werden kann. Esoterik, ein kollektives Unterbewusstsein, Aberglaube usw.
Nach wie vor wissen wir nicht, wo Ideen herkommen, doch indem wir es als göttlichen Funken akzeptieren, werden wir dies auch nicht herausfinden, geschweige denn uns einer eventuellen Antwort überhaupt annähern. Das heißt, wenn ich einfach auf die Muse warte, weiß ich nicht, wann sie mich küssen wird und ob überhaupt. Ich sitze vor dem leeren Blatt und warte. Wie so oft verwende ich auch in diesem Zusammenhang gerne das Gegenteil als Definition, dergestalt, dass, je mehr Antworten ausgeschlossen werden können, man der Lösung desto näher kommt. Darauf zu warten, dass mir der Gedanke zufliegt, ist nicht nur langweilig, sondern schlichtweg kontraproduktiv. Und kann dementsprechend ausgeschlossen werden.
Doch wie verführe ich die Muse? Oder locke eben Apollon als semi-adäquates männliches Pendant?