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Die Schizophrenie des Autors
ОглавлениеDieser Frage werde ich mich in diesem Kapitel widmen und Ihnen praktische Ansätze vorstellen, die sich nicht darauf beziehen, dass Sie erst einmal zu sich selbst finden müssen, bevor Sie eine gute Geschichte schreiben können.
Vergessen Sie den göttlichen Funken oder die Schizophrenie des Autors (ja, die Überschrift)!
Letzteres bezieht sich auf das Phänomen, mehrere Seiten zu schreiben und im Nachhinein nicht mehr in der Lage zu sein, zu erklären, wie man darauf gekommen ist, als hätte man beim Schreiben einen »Blackout« gehabt und buchstäblich jemand anderes diese Zeilen geschrieben. Selbstverständlich ist es faszinierend und auch vergleichbar mit religiösen Erfahrungen, wie im Zen-Buddhismus z. B., in dem durch tiefe Mediation (Zazen) ein Gefühlszustand erreicht wird, der durch Ausübende als »Eins mit allem sein« beschrieben wird, wobei zu beachten ist, dass es eben auch eine Tugend darstellt, nicht zu versuchen diesen Zustand in Worte zu fassen. Doch auch, wenn der Autor dieses Buches selbst lange Zeit durch diese Schizophrenie des Autors begeistert war, gerade in den Anfängen ein Grund das Schreiben weiter zu verfolgen, weil es etwas Spannendes darstellte, so hilft es dem Schreibenden wenig, ihm zu sagen »Du musst schizophren werden!«
Dies ist zwar humoristisch gemeint, jedoch handelt es sich bei der Geisteskrankheit der Schizophrenie um ein ernstes Thema. Des Weiteren sei darauf hingewiesen, dass es sich bei Schizophrenie nicht um multiple Persönlichkeit handelt, weshalb diese Betitelung darüber hinaus nur begrenzt korrekt ist. Ebenso wenig hilft es, jemandem diese Erfahrung zu schildern, der sie selbst noch nicht hatte, um ihm oder ihr dabei zu helfen zu schreiben. Also vergessen Sie sie!
Es gibt keine Magie oder spirituelle Kraft, die Ihnen beim Schreiben hilft. Das einzige Resultat aus diesem Denken ist, das Sie die Verantwortung »etwas anderem« zu schreiben, als hätten Sie eben keine Kontrolle darüber. Doch die haben Sie!
Wenn Ihnen eine ganze Wand mit Motivationszitaten natürlich weiterhilft, hindere ich Sie nicht daran, neu zu tapezieren. Wenn Sie einen 12-wöchigen Kurs absolvieren möchten, um Ihre Kreativität frei fließen zu lassen, wird an vielen Stellen das Buch »Der Weg des Künstlers« empfohlen. Jedoch ist das Ziel dieses Buches praktische Ansätze zu liefern, wie Sie JETZT schreiben, ohne dass Sie erst vor die Aufgabe gestellt werden, den in weiten Kreisen missverstandenen und durchaus überschätzten Sinn in Ihrem Leben zu finden.