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Der Glaube

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Punkt 3 meiner eigentlichen Definition der Schreibblockade aus dem ersten Kapitel war der »Glaube«. Es ist unheimlich wichtig, dass Sie beim Schreiben an sich glauben, um gerade nicht dem Verlangen zu erliegen, jeden Absatz erneut zu lesen. Dennoch sagt Ihnen im Normalfall niemand, dass Sie ein guter Autor oder Geschichtenerzähler sind. Wie auch, wenn Sie noch nichts geschrieben habe, dass wiederum andere hätten lesen können. Und ein guter Geschichtenerzähler zeichnet sich eigentlich mehr durch seine Unterhaltungsqualitäten aus, als durch den Inhalt. Durch Mimik, Gestik oder Aufforderung zum aktiven Zuhören durch Fragen beispielsweise. Das bedeutet, woher soll Ihr Glaube kommen? Von einem Lehrer aus Ihrer Schulzeit, der Ihnen einmal zu einem Aufsatz sagte, dass dieser ihm gut gefallen hat? Von Ihrer Bekannten, die Ihnen sagt, dass Sie eigentlich mal etwas schreiben sollten? Vielleicht ja, doch erinnern Sie sich an den Maurer und den Klempner aus unserem letzten Thema. Wie oft erhält man ein gut gemeintes Kompliment, eine gut gemeinte Aussage und wie wahr ist der Ausspruch »Das Gegenteil von gut ist gut gemeint«.

Wenn man auf alles hört, was einem so gesagt wird, verliert man nicht nur wertvolle Zeit, von der wir meistens nicht genug haben, sondern gibt sich auch einer Enttäuschung nach der anderen preis, was dazu führt, dass wir irgendwann denken, wir könnten nichts. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, schrecken Sie nicht vor möglichen Enttäuschungen zurück, das halbe Leben besteht daraus und aus Fehlern lernt man. Nicht umsonst unterscheiden erfolgreiche Menschen sich zu »semi-erfolgreichen« darin, dass die Erfolgreichen es immer wieder und wieder versucht haben, wie wenn ein Kind laufen lernt. Nun ist das Ziel, Laufen zu können, für das Kind im Normalfall/der Evolution überlebenswichtig. Soll heißen, suchen Sie sich Bereiche aus, in denen sich auch eine Enttäuschung lohnt, was gleichermaßen eben nicht bedeutet, einfach alles mal zu probieren. Wie auch bei der Inspiration kommt Ihr Glaube durch das, was Sie aufnehmen. Wenn Sie sich z. B. beruflich lange mit einer Thematik beschäftigt haben, glauben Sie ja auch, dass sie über ein fundiertes Wissen in dieser Thematik verfügen. Gleichermaßen verhält es sich mit dem Glauben beim Schreiben, je mehr Sie schreiben, je mehr Sie sich mit dem Schreiben beschäftigen und weiterbilden, desto stärker wird Ihr Glaube. Noch wurden Zeitreisen nicht erfunden, auch wenn gerade in der Quantenphysik schon erstaunliche Experimente diesbezüglich stattgefunden haben (vielleicht die Quelle meines Flux-Traumes), aber dies soll heißen, noch können Sie nicht an den Punkt springen, an dem Sie schon 10 Jahre geschrieben haben, um Ihren dadurch entstandenen Glauben mit zurückzunehmen zum Einstieg ins Kreative Schreiben.

Nun, der Glauben hat selbstverständlich etwas mit Ihrem Selbstbewusstsein zu tun. Sind Sie generell ein selbstbewusster Mensch, fällt Ihnen auch beim Schreiben einfacher an sich zu glauben. Doch was tun, wenn dies nicht der Fall ist oder wenn Sie sonst ein selbstbewusster Mensch sind, aber Ihnen dieses Selbstbewusstsein beim Schreiben fehlt?

Es gibt Mittel und Wege sowohl das allgemeine als auch das schreib-spezifische Selbstbewusstsein zu steigern. Angefangen von dem Besuch von Seminaren oder Schauspielkursen zu physischem Training/Fitness Training, bevor Sie schreiben, das Haus aufzuräumen, um sich zu erst einmal wieder in den eigenen vier Wänden wohlzufühlen, ein neuer Haarschnitt usw. oder eben eine Tätigkeit auszuüben, bei der Sie bereits dieses Selbstbewusstsein besitzen, bevor Sie schreiben, um diesen Schwung mitzunehmen.

Der Genuss von alkoholhaltigen Getränken oder anderen Substanzen birgt natürlich auch seine Vor- und Nachteile. Nicht umsonst ist der Stereotyp des Autors kettenrauchender Whiskytrinker, während er sich an der Schreibmaschine die Finger wund tippt.

Und JA es funktioniert, nicht umsonst war Wein bereits bei den antiken griechischen Philosophen ein beliebtes Getränk, um den Geist anzuregen. Zugegebenermaßen lässt irgendwann Ihre Motorik nach und es wird Zeit für das Bett. Doch entgegen der vermeintlichen Auffassung entstehen auch auf diese Weise qualitativ hochwertige Geschichten, die zwar einer ausgiebigen, verkaterten Rechtschreibkorrektur bedürfen, aber eben dadurch entstehen konnten, dass Sie den zweifelnden Verstand buchstäblich ausgeschaltet haben. Achten Sie dennoch darauf, sich auch an dieser Stelle keinen Rattenschwanz von Entschuldigungen aufzubauen UND sein Sie gewarnt, dass Letzteres nicht zu einer Regelmäßigkeit führen sollte, wenn Sie noch anderes in Ihrem Leben zu erledigen haben und Ihre Gesundheit Ihnen etwas Wert ist. Zudem wird Ihr Selbstbewusstsein und Ihre Motivation am Katertag zu einem gleichen Maß geringer ausfallen, wie sie am Vorabend gesteigert wurde. Daher rate ich ausdrücklich davon ab. Doch, vorausgesetzt Sie sind volljährig, spricht ansonsten auch nichts dagegen einmal in die Rolle des Film Noir-Autors zu schlüpfen.

Schlussendlich sollte es nicht darauf hinauslaufen, dass Sie etwas anderes benötigen als ein Blatt Papier und einen Stift, um zu schreiben. Dennoch leben wir in einem modernen Zeitalter, so können wir das Internet für Recherche nutzen und eben auch alle anderen uns zur Verfügung stehenden Mittel, um dem Glauben auf die Sprünge zu helfen.

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