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EIN MORGEN AM SHANNON

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The Shannon, O’Briensbridge, County Clare, Irland | 24. August | 7.22 Uhr

Wasserflächen, Nebel und ein wenig sanftes Licht sind fast immer eine gelungene Kombination. Mein Ziel an diesem Morgen waren die kleine Ortschaft O’Briensbridge und der Shannon, Irlands längster Fluss. Vom Ortsrand aus führt ein schmaler Fußpfad entlang des Flusses, und ich hoffte, hier einige gute Motive zu entdecken.

Nach einer neunzigminütigen Anfahrt erreichte ich schließlich mein Ziel und fand mich umgeben von einer weißen, wabernden Wand. Ich hatte zwar auf ein wenig Nebel gehofft, das Nebelmonster, das ich antraf, war dann aber doch etwas zu viel des Guten. Es waren noch etwa zwanzig Minuten bis zum Sonnenaufgang, und ich begann, mich langsam am Flussufer voranzutasten. Ich konnte kaum etwas sehen, und nach einigen Hundert Metern beschloss ich zu warten: Weder wollte ich potenzielle Motive verpassen noch wollte ich unfreiwillig im Fluss enden.

Die Stille war perfekt. Kein Windhauch, und da es ein Sonntagmorgen war, vernahm ich auch keine menschlichen Stimmen oder Motorenlärm aus der nahen Ortschaft. Nur die Rufe der im Nebel unsichtbaren Blässhühner unterbrachen die Stille von Zeit zu Zeit.

Warten ist fester Bestandteil im Dasein eines Landschaftsfotografen. Manchmal ist dieses Warten sehr ungemütlich, an diesem Morgen jedoch konnte ich mir keinen besseren Zeitvertreib vorstellen.

Kurz nach Sonnenaufgang wurde die Nebelwand schließlich etwas durchsichtiger und ich nahm meine Motivsuche wieder auf. Was mir hier zuerst ins Auge fiel, war das taubehangene Spinnennetz. Leider musste ich meine erste Idee, das Spinnennetz aus kurzer Distanz und damit dominierend als Vordergrund zu fotografieren, sehr schnell aufgeben: Ich hätte mit Sicherheit äußerst nasse Füße bekommen und außerdem durch die von mir verursachte Bewegung der Gräser das Netz zerstört.

Während ich mein mögliches Motiv aus sicherer Entfernung und von verschiedenen Blickwinkeln aus untersuchte, begann die Sonne durch den Nebel zu scheinen. Es wurde heller, der Nebel wurde durchsichtiger und die Umrisse des gegenüberliegenden Flussufers begannen sich zu offenbaren. Ich hatte mein Bild.

Ein Ziel des Fotografen ist es, in jedem Bild ein Gleichgewicht zwischen den Bildelementen zu schaffen. Hier hatte ich mein Gleichgewicht zwischen den jeweils gegenüberliegenden Bildecken. Das Hauptaugenmerk des Bildes liegt auf den Gräsern in der linken unteren Ecke und den Bäumen in rechten oberen Bildecke. Die rechte untere und die linke obere Bildecke beinhalten nicht viel oder gar nichts. Insgesamt gibt das dem Bild das gewünschte Gleichgewicht. Das Spinnennetz fällt nicht sofort ins Auge, ist aber zusammen mit dem weichen Licht und Nebel ein wichtiger Bestandteil der Geschichte, die das Bild erzählt.

Licht, Farbe und Form in der Landschaft

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