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HERBSTABEND IM BURREN

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Oughtmama Valley, The Burren, County Clare, Irland | 11. Oktober | 18.03 Uhr

Während manche Bilder, wie man auf den vorherigen Seiten gesehen hat, sehr viel Zeit zur Verwirklichung brauchen, präsentieren sich andere sehr plötzlich und überraschend.

Das Oughtmama Valley ist ein weites Tal im Herzen der Kalkstein-Karstlandschaft des Burren. Der Talboden besteht aus Feldern, die von den für die Gegend typischen Steinmauern und einigen Hecken und Baumreihen voneinander abgegrenzt werden. Die umgebenden Berge in ihrem Kalkstein-Grau bilden einen kontrastreichen Gegensatz zu den üppigen Farben des Tales.

Das Ziel meines nachmittäglichen Ausflugs waren die Überreste einer frühchristlichen Klostersiedlung, die sich in dem Tal befinden. Von der nächsten Straße bis zu den Klosterruinen ist es eine knappe Stunde zu Fuß, über einen sich windenden Feldweg und querfeldein. Das Glück war allerdings an diesem Tag auf meiner Seite: Ein Bauer, der einige der Felder im Tal bewirtschaftet, bot mir eine Mitfahrgelegenheit auf seinen Traktor an, was mir, beladen mit Kameras, Objektiven und Stativ, sehr gelegen kam.

Im Verlauf des Nachmittags bevölkerte sich der blaue Himmel zusehends mit Wolken und die warme Herbstsonne verschwand schließlich hinter einer dichten Wolkendecke: Zeit, mich nach einem angenehmen und produktiven Nachmittag auf den Rückweg zu machen, diesmal zu Fuß und ohne Landwirtschaftstaxi.

Als ich die Felder hinter mir gelassen und den Feldweg erreicht hatte, zeigten sich Lücken in der Wolkendecke und die untergehende Sonne warf für kurze Momente ihr Licht in das Tal. Das ließ bei mir die Alarmglocken läuten.

Die Mauer und die Hecke entlang des Feldweges versperrten den Blick auf den Eingang des Tals. Ich brauchte also einen höheren Standpunkt. So schlug ich mich querfeldein und hangaufwärts. Das Sonnenlicht brach nun regelmäßig durch die Wolken, allerdings näherte sich die Sonne auch beängstigend schnell der Bergkette am Horizont. Meine Zeit, bevor die Sonne hinter den Bergen verschwinden würde und mit ihr meine Möglichkeit, hier ein Bild zu verwirklichen, war also sehr begrenzt. Sobald ich einen freien Blick über das Tal hatte und ich sehen konnte, dass sich die Mauern und Hecken nicht mehr überlappten, beschloss ich, meinen Standpunkt erreicht zu haben.

Von hier aus nahm das Bild sehr schnell Gestalt an. Der Feldweg und der Talboden leiten den Blick durch das Bild zu den Bergen und zu der untergehenden Sonne am Horizont. Die sanft geschwungenen Wolken reflektieren die Form der Landschaft, was dem Bild eine besondere Harmonie verleiht. Eine wichtige, wenn auch nicht offensichtliche Rolle spielen das braune Farnkraut im Vordergrund und die Baumreihe in der Mitte des Bildes. Beide bilden einen visuellen Ankerpunkt, an dem sich das Auge kurz ausruhen kann. Der Hauptdarsteller hier ist aber ohne Zweifel das durch die Wolken fallende warme Abendlicht. Ohne dieses Licht wäre die Landschaft kalt, kontur- und farblos. Der im Schatten liegende Berg und das Stück blauer Himmel bilden schließlich einen wichtigen Gegensatz zu den ansonsten sehr warmen Farbtönen.


Canon EOS 5D III mit Canon 24mm TS-E 24/3,5 | 24 mm | ISO 100 | f/14 | 1/8 s | Polfilter, Grauverlauffilter

Auf der technischen Seite bestand die größte Herausforderung darin, die Spitzlichter in Schach zu halten. Um auf der sicheren Seite zu sein, fertigte ich mehrere Belichtungsreihen an und benutzte verschiedene Grauverlauffilter. Ein mittlerer Grauverlauffilter, eine leichte Unterbelichtung und etwas Nacharbeit am Computer reichten schließlich, um ein ausgewogen belichtetes Bild zu erzielen.

Die Sonne verschwand schließlich hinter den Bergen. Zwielicht legte sich über das Tal, und es war Zeit, nach Hause zu gehen.

Licht, Farbe und Form in der Landschaft

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