Читать книгу Im Zentrum der Spirale - Cecille Ravencraft - Страница 10

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Thomas wurde von Tag zu Tag stärker. Mrs. M. bereitete ihm wieder leckere Mahlzeiten zu, kochte aber kleinere Portionen.

Thomas erleichterte das sehr. Es war ganz schön schwierig gewesen, die riesigen Steaks, Koteletts und Schnitzel aufzuessen. Aber jetzt aßen sie alle fettarmer und weniger üppig, Fleisch gab es nur ein oder zweimal pro Woche. Es gab Tage, an denen ihm Mrs. M. eine Schale mit Cornflakes und Milch vor die Nase stellte, statt eines Tellers voll mit Speck und Eiern oder Waffeln mit viel süßem Sirup.

Er fühlte sich mehr und mehr wie ein Mitglied der Familie. Sogar der grimmige Mr. M redete nun mit ihm. Zuerst nur über das Wetter, aber er wurde von Tag zu Tag freundlicher.

Thomas verbrachte die Abende nun nicht mehr mit den Superman Comics in seinem Zimmer. Sie spielten Monopoly oder auch Karten. Thomas liebte diese Abende. Mrs. M. umarmte ihn morgens und vor dem Schlafengehen. Nach einigem Zögern tat ihr Mann es ihr nach. Thomas berührte das sehr. Er hätte nie gedacht, dass der alte Sack ein Herz hatte. Aber nach der Geschichte über Pete verstand er Mr. M. viel besser. Allerdings nannte Tom ihn nicht Pa, obwohl Mrs. M. ihn darum gebeten hatte.

Eines Abends, nachdem er beide M’s wieder einmal beim Monopoly geschlagen hatte, erklomm er die Stufen zu seinem Zimmer. Er war absolut nicht müde. Halbherzig durchforstete er die Videos und griff nach der Pete Kassette. Er wusste, dass es nicht okay war, herumzuschnüffeln, steckte sie aber trotzdem in den Rekorder und drehte die Lautstärke herunter, damit die M’s es nicht mitbekamen.

Tom erwartete, dass der Film mit einem kleinen Pete anfangen würde, vielleicht als Säugling. Es stand zwar »Pete mit 17« auf dem Etikett, aber bestimmt waren einige Babyszenen im Film. Wer nahm denn schon seinen Enkel erst mit siebzehn auf? Nun ja, vielleicht hatten sie damals noch keine Kamera.

Thomas streckte sich auf dem Bett aus. Vielleicht würde er jetzt den kleinen Pete sehen, wie er seine Hose nass machte und seine Großeltern darüber lachten. Aber der Film begann mit einem gewohnten Anblick, Mrs. M. im Garten. Zu dieser Zeit gab es noch kein Blumenbeet und der Rasen wies ein gesundes Grün auf.

Mrs. M. winkte fröhlich in die Kamera, und da kam Pete und legte ihr den Arm um die Schultern. Er war schlank und blond und trug eine Jeans und ein T-Shirt. Ein ganz normaler Siebzehnjähriger.

In der nächsten Szene waren Mr. M. und sein Enkel zu sehen, wie sie einen Grillabend vorbereiteten. Mr. M. legte dicke Steaks auf den Grill, während Pete den Tisch deckte. Er war jetzt etwas dicklicher und hatte ein Doppelkinn. Das Shirt, das er nun trug, war mindestens Größe XXL.

Nächste Szene, Mrs. M. und Pete beim Essen. Pete hatte schon zwei riesige Steaks auf seinem Teller, trotzdem legte Mrs. M. noch Knoblauchbrot und einen Maiskolben dazu. Pete schlug sich genussvoll den Wanst voll und beschwerte sich nicht. Nächste Szene, eine Geburtstagsparty im Innern des Hauses. Pete mit dicken Backen, vor einer Torte sitzend. Sie war mit einer großen Achtzehn aus Marzipan dekoriert, und Mrs. M. zündete die vielen Kerzen an. Pete pustete sie wieder aus. Die M’s applaudierten. Pete stand auf, um die Torte anzuschneiden. Sein dicker Bauch stieß beinahe den Tisch um. Thomas starrte mit hervorquellenden Augen auf den Bildschirm.

»Er feierte seinen achtzehnten Geburtstag im Krankenhaus und war zu schwach, die Kerzen auf seinem Kuchen auszupusten. Da wurde uns klar, dass er sterben würde«, hatte Mrs. M. gesagt.

Mrs. M. hatte gelogen.

Im Zentrum der Spirale

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