Читать книгу Die Tränen der Rocky Mountain Eiche - Charles M. Shawin - Страница 12

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Mr Blackmore

Cuthbert redete nicht darüber. Er ging Dave aus dem Weg, aber er erwähnte niemandem gegenüber den Kampf. Clarissa verhielt sich nach wie vor abweisend. Nur einmal, als Dave mit dem Verlegen des Scheunenbodens beschäftigt war, kam sie zu ihm. „Sie sind sicher der Meinung, ich sei ein Flittchen”, sagte sie offen. „Vielleicht bin ich das – wen aber kümmert es? Ändert sich deswegen etwas in dieser verdammten Welt? Nichts ändert sich. Jeder ist seines Glückes Schmied. Weshalb nicht auch ich. Weil mein Weg zum Glück anders ist als andere Wege? Die, die in ihren vornehmen Villen in ihren vornehmen Sesseln sitzen, die scheren sich nichts um Moral und Anstand, weil man ihnen nicht auf die Füße tritt. Sehen Sie, Dave, deshalb wünsche ich mir nichts sehnlicher, als reich zu sein. Weil ich dann mein Leben führen kann, wie ich es möchte. Ist das so falsch?”

Er wusste nicht, was er sagen sollte, und schwieg.

Zwei Tage später kam ihr Mann zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Clarissa in Gedanken längst von ihm getrennt. Sie hatte erkennen müssen, dass auch Upton ihre Sehnsucht nicht stillen konnte. Cuthbert war ein neuer Versuch auf ihrem langen Weg zum Glück.Sie konnte ihre Gefühle nicht mehr unterdrücken und stritt andauernd mit ihrem Mann. Zwar wohnte sie noch im Hause ihres Mannes, traf sich aber immer noch heimlich mit Cuthbert. Später versuchte sie es nicht einmal mehr zu verheimlichen. Und auch Mr Upton blieb es nun nicht länger verborgen, wenn er es im Stillen auch schon bemerkt haben mochte.

Die Arbeit in der Scheune zog sich in die Länge. Schon früh war der Winter in diesem Jahr ins Land gezogen. Dave hatte große Mühe, den Boden, der teils beachtliche Mulden aufwies, zu ebnen, um darauf eine Grundlage aus Balken zu schaffen. Ein Feuer zu entzünden war wegen der gelagerten Felle zu gefährlich. Mit Pickel und Stechscheit kämpfte er gegen die vereiste Erde. Doch selbst nach einer Woche waren seine Fortschritte erbärmlich.

Clarissa bekam er nur selten zu Gesicht. Es verlangte ihn auch nicht danach, sie zu sehen.

Mr Upton ritt fast täglich in die Stadt, um Geschäftliches zu erledigen oder um seine Angestellten aufzusuchen. Manchmal kam er aber auch zu Dave in die Scheune und blieb dann oft stundenlang sitzen. Er redete nie über seine Frau. Trotzdem schien es ihm gutzutun, sich mit Dave über den Pelzhandel zu unterhalten. Das brachte ihn zumindest auf andere Gedanken.

Während der Weihnachtstage unterbrach Dave seine Arbeit. Kurz vorher hatte es über Nacht zu schneien begonnen. Drei Tage lang tanzten dicke Flocken vom Himmel und hüllten das Land in eine flaumige Decke. Als dann die Sonne hervorkam, glitzerte und funkelte alles und erstrahlte in lebendigem Licht.

Den Heiligen Abend verbrachte er bei Mr Blackmore. Zu Mittag

hatte es eine gebratene Gans gegeben, und als die Nacht anbrach,

saßen sie am Kaminfeuer, tranken heißen Grog und schlugen sich den Bauch mit Rosinenplätzchen voll, die ihnen Mrs Clara Gardner gebracht hatte.

Wie so oft in der letzten Zeit, sprach Mr Blackmore von Cuthbert. Wenn er sich auch nach außen hin gleichgültig gab, so betrübte ihn das Verhältnis zu seinem Sohn doch sehr. Und dass er am Heiligen Abend nicht bei ihm war, kam ihm hart an.

„Wie kann ich ihm böse sein, er ist und bleibt mein Fleisch und Blut”, murmelte er. Die krampfhaft eingekehrten Finger zitterten, als er sich verzweifelt über das vergrämte Gesicht fuhr. „Vielleicht sollte ich ihm das Geld geben.” Er seufzte. „Aber das würde ihn auch nicht zurückbringen. Ich habe meinen Sohn verloren.”

Als er und Dave am Neujahrstag von der Kirche kamen, saß Cuthbert unerwartet in der Küche. Weil Dave dachte, eine Unterredung täte beiden gut, ließ er sie allein und ging in seine Hütte. Auch am Abend, als er wieder ins Haus kam, um das Essen zu richten, war Cuthbert noch da. Mr Blackmores Augen waren feucht, aber weder er noch Cuthbert schnitten das Thema an, über das sie vorher geredet hatten. Aber es schien, als kämen sich Vater und Sohn nun endlich wieder näher.

Am Tag darauf nahm Dave seine Arbeit in der Scheune wieder auf. Der Boden war nun so weit geglättet, dass er seinen Ansprüchen genügte. Als Nchstes war eine Grundlage aus Balken zu zimmern, womit er rasch voran kam.

Am 3. Januar 1831 suchte Mr Blackmore Dave auf. Da er nur sehr selten hier heraus kam, noch dazu jetzt, wo der Schnee kniehoch lag, musste ihn etwas Außergewöhnliches dazu bewogen haben.

„Cuthbert ist weg”, stieß er nach Atem ringend hervor. Sein heftiger Atem quoll an der Luft zu winzigen Eiskristallen; das ausgemergelte Gesicht war rot von der Kälte und der Anstrengung. Außer Kräften sank er auf einen der Balken nieder.

„Vielleicht will er nur etwas besorgen”, versuchte Dave ihn zu beruhigen, doch Blackmore schüttelte mit starrem Blick den Kopf. „Ich war bei Todd gewesen, um mir Leder für meine Stiefel zu holen. Du weißt, sie sind seit Tagen kaputt. Dann war ich noch im Saloon. Etwa zwei Stunden war ich weg. Als ich heimwärts lief, sah ich ihn in unserer guten Kutsche wegfahren. Eine Frau war bei ihm. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, doch dann schoss mir ein schlimmer Gedanke in den Kopf. Ich sah in dem Versteck nach – das Geld ist weg! Alles!”

„Oje! Wusste er von dem Versteck?”

Blackmore stierte mit leeren Augen zu Boden. Leise sagte er: „Er tat mir so Leid. Am Neujahrstag bat er mich um fünf Dollar. Um lächerliche fünf Dollar! Er könne sich nicht einmal einen Whisky kaufen, sagte er. Ich holte ihm zwanzig Dollar aus dem Versteck, dabei muss er mich beobachtet haben.”

Zuerst hatten ihn Wut und Enttäuschung gepackt, doch jetzt saß er nur da und sah traurig zu Boden. Sein Sohn hatte ihn beraubt, das war ihm aber nicht das Schlimmste. Viel schlimmer war, dass er Cuthbert vermutlich nie wiedersehen würde.

Cuthbert war tatsächlich weg. Eine Zeit lang hoffte Blackmore, er käme wieder, und er hätte ihm auch verziehen; doch nach einer

Woche war Cuthbert nicht zurück und auch nicht nach einem Monat.Die Frau, die ihn begleitet hatte, war Clarissa Upton. Dave hatte es von Anfang an vermutet. Bemerkt hätte er es vielleicht längere Zeit nicht, er hatte sie die letzten Wochen nur noch sehr selten gesehen, doch zwei Tage nach ihrem Verschwinden sagte es ihm Upton selbst.

„Ich weine ihr nicht nach”, behauptete er, doch Dave sah, dass tiefe Ränder unter seinen Augen lagen. „Sie wollte nie mit hierher. Nun ja, sie tat ja immer, was sie wollte. Vermutlich sind sie in den Osten.”

Mehr sagte er nicht, und er sprach auch nie wieder davon.

Dave verachtete Clarissa deswegen nicht, er empfand nur Mitleid. Er zweifelte aber daran, dass sie bei Cuthbert jenes Glück finden würde, nach dem sie immer auf der Suche gewesen war.

Anstelle von Cuthbert erfüllte nun Dave den Vertrag. Es würde nun länger dauern, weil ihm helfende Hände fehlten, doch Upton meinte, dass er sich mit der Scheune, dem Stall und der Schmiede ruhig Zeit lassen dürfe. Und das Haus falle sowieso weg. Ihm genüge es so. Großzügig sah er über das Geld hinweg, das für das Haus bereits entrichtet worden war. Er wusste von Cuthberts Diebstahl, und da ihm Dave trotz allem ans Herz gewachsen war, wollte er ihm nicht mit zusätzlicher Last das Leben unnötig schwer machen. Upton schien Geld in Massen zu besitzen, und auf hundert Dollar hin oder her kam es ihm nicht an. Dass aber die Arbeiten ordnungsgemäß erledigt würden, darauf legte er immer noch großen Wert.

Für Dave und Mr Blackmore änderte sich nun vieles. Sie besaßen keinen Cent, und für die Arbeit bei Upton waren sie schon bezahlt worden. Dagegen standen noch Bennrys Lohn und die Holzkosten der Sägemühle aus. Und von irgendetwas mussten sie ja schließlich leben. Dave nahm deshalb zusätzlich Arbeit an. Carl Hill, der alte

Fischer, nutzte den Winter, um die Netze und Reusen und seine Boote in Ordnung zu bringen. Er hatte vier Töchter, was er immer als Segen empfunden hatte, doch beim Reparieren der Boote waren sie ihm keine Hilfe. Er war deshalb dankbar, dass ihm Dave half.

Außerdem konnte Dave bei Jack Mueller, dem neuen Hufschmied, und Samuel E. Maddock, dem Schlachter, die Ställe ausmisten. Alles in allem bekam er gerade so viel, um sich und Mr Blackmore mit dem Nötigsten zu versorgen. Für ihre Außenstände bei Bennry und der Sägemühle langte es aber hinten und vorne nicht.

Ben Bennry erwies sich jetzt als wahrer Freund. Als er bei einem Besuch in der Stadt von ihrer Not erfuhr, verzichtete er sofort auf seinen Lohn. Es seien ohnehin nur zwei Tage gewesen, meinte er und lachte unbekümmert. Dave sah es zwar ungern, den Freund leer ausgehen zu lassen, nahm das Angebot aber dankend an. Wenn es ihm irgendwann möglich sein würde, versicherte er, würde er Ben den schuldigen Lohn bezahlen.

Mr Blackmore sank in tiefe Kümmernis. Einst hatte er zu den reichsten Männern der Stadt gehört. Jetzt war er froh, wenn abends ein Teller Brotsuppe auf dem Tisch stand. Die Armut selbst kam ihm aber noch am wenigsten an. Deprimierend war, dass Marcell, der Cuthbert das Holz gesägt hatte, ihn hin und wieder aufsuchte, um sein Geld zu fordern. Blackmore musste ihn stets vertrösten. Es war gegen seine Ehre, die Schulden nicht bezahlen zu können, und er litt darunter. Auch das schwere Rheuma machte es nicht besser. Von den Fingern und Ellenbogen hatte es sich inzwischen über die Hüfte bis zu den Knien vorgefressen. Die Schmerzen waren manchmal schier unerträglich. Wären es nur die körperlichen Schmerzen gewesen, hätte er die Zähne zusammengebissen und sie geduldig ertragen. Aber wegen dieser Krankheit war es ihm unmöglich, zum Unterhalt beizutragen, und dass ein anderer ihn versorgen musste, brach sein stolzes Herz. Mit beklemmender Wehmut sah er Dave schon sehr früh am Morgen das Haus verlassen und spät in der Nacht von der Arbeit heimkehren, während er verdammt war zum Nichtstun. Dieses seelische Leid war viel grausamer als der Hunger und das Rheuma. Es bohrte sich heimtückisch in den Leib und zermürbte das

Gehirn.

Blackmore wurde sonderbar und störrisch. Vor einem halben Jahr hatte Gott ihm die Frau genommen, und als sei das noch nicht genug, verlor er jetzt den Sohn und sein gutes Ansehen. Er fing an zu trinken. Als ob ihm der Whiskey zu neuem Lebensmut verhelfen könnte, klammerte er sich an ihn, wie sich ein Kind an den Vater klammerte. Und tatsächlich schienen ihm die Stunden im Saloon sein Leid vergessen zu lassen. Doch es war ein Teufelszeug, von dem er Hilfe erhoffte, und auf Dauer musste er daran zugrunde gehen. So oder so.

Anfang März wurde ihm der Whiskey zum Henker. Es war später Nachmittag, als er betrunken nach Hause torkelte. Die Menschen, die ihm begegneten, erkannten ihn nicht oder wollten ihn nicht mehr erkennen. Selbst Clara Gardner, die auf dem Weg zum Bibelkreis war, grüßte nur flüchtig. Erst als Blackmore sich an ihrem Mantel festklammerte, weil er jemanden brauchte, mit dem er sich unterhalten konnte, blieb sie stehen. In ihren Augen, die ihn stumm anstierten, erkannte Blackmore nur Mitleid. Nichts weiter als Mitleid mit einem armen Teufel. Er stieß sie weg und ließ sie gehen.

Seit Wochen hatte es nicht mehr geschneit. Bräunlicher Matsch lag auf der Straße; milder Wind wehte vom Osten und trieb leichten Graupel vor sich her. Es war ungemütlich draußen, und die einbrechende Dunkelheit ließ die Stadt trostlos wirken.

Als er dann in seinem Hof stand, schwankend wie eine vom Wind gebeutelte Eiche, war er allein. Blackmore fand, dass auch sein Haus trostlos wirkte. Der Stall, der Fuhrwagen, die Werkstatt waren nutzlos geworden, wie er selbst nutzlos geworden war. Sie entbehrten jeder Aufgabe, jeden Sinns.

Schwankend hob er sein Haupt, starrte geradewegs hinauf in den wolkenverhangenen Himmel und schickte einen Fluch dorthin, wo er die Ursache seines Übels zu wissen glaubte. Der Graupel schmolz auf seinem erhitzten Gesicht; es schien, als weine er.

Als er seinen Kopf nun wieder senkte, streifte sein Blick das Hausdach, auf dem er zwei lose Bretter bemerkte. Er seufzte tief. Dann richtete sich sein beleibter Körper auf, als fahre neue Kraft in ihn. Seine Augen leuchteten, als er jetzt lallend in die Dunkelheit rief: „Ich bin noch immer Hastings Blackmore, der beste Zimmermann, den St. Louis je sah!”

Flache Mulden in den Matsch stampfend, lief er hinüber zur Werkstatt, suchte einen Hammer und Nägel und holte aus dem Stall die Leiter. Als er sie an das Dach lehnte und seine knorpeligen Finger die Sprossen umklammerten, fuhr ihm ein stechender Schmerz in die Glieder. Er biss sich auf die Lippen und knurrte verzweifelt.

„Du besiegst mich nicht!”, schrie er wieder in den Himmel. „Du kannst mich quälen, aber du besiegst mich nicht!”

Der Alkohol half, die Schmerzen zu ertragen. Sprosse um Sprosse kämpfte er sich die Leiter bis zur Traufe hinauf. Keuchend sah er in die Tiefe. Er hatte es geschafft. Trotz des Rheumas, trotz der Schmerzen hatte er es geschafft. Und er hatte sich bewiesen: Er war noch längst nicht nutzlos. Ein heroisches, selbstherrliches Gefühl erfüllte ihn. Er lachte wie im Wahn.

Mit dem Ärmel wischte er den nassen Schnee von den losen Brettern, die wie gebogene Weidenruten emporstanden. Nun konnte er sie festnageln. Er holte den Hammer aus der Tasche, seine geschwollenen Finger schlangen sich vor Schmerzen zitternd um den Stiel, beugte sich hinüber zu den Brettern, wollte mit der anderen Hand einen Nagel ansetzen, als die Leiter unter seinen Füßen wegrutschte. Er stürzte fünf Yard tief. Hart schlug sein Körper auf. Wie ein verkrüppeltes Gebilde, ungelenk wie seine rheumatischen Finger, lag der Leib im hässlich-braunen Matsch, als wolle Gott ihn symbolisch für seine ungläubige Lästerei strafen. Mr Hastings Blackmore, der beste Zimmermann der Stadt, war tot.

Dave wusste von dem Drama nichts. Er war mit der Scheune gut

vorangekommen und musterte sein Werk: Der Boden war gelegt, und drei Seiten der Wände waren mit Braunkohlenteer bestrichenen Brettern beschlagen. Er hatte sich von Upton eine Öllampe geliehen, die er bei anbrechender Dämmerung anzündete, um so bis spät in die Nacht arbeiten zu können. Noch zwei, drei Tage für die Scheune, rechnete er sich aus, dann noch insgesamt eine Woche für den Stall und die Schmiede, an denen nur Kleinigkeiten zu erledigen waren. Anschließend würde er wieder frei sein. Uptons Auftrag wäre erfüllt, eine Strafe also nicht fällig, und Dave könnte sich wieder neuen Arbeiten zuwenden, die Geld einbrachten.

Phil Lapteek fand Dave an jenem 4. März 1831 in Uptons Scheune beim Aufräumen des Werkzeugs, als er ihm die Nachricht von

Hastings Blackmores Tod brachte. Lapteek selbst hatte den Zimmermann zufällig entdeckt und sofort Doktor Finn gerufen, der aber nur noch den Tod hatte feststellen können.

Dave wollte zuerst nicht glauben, was ihm da gesagt wurde. Doch Lapteek war nicht der Mann, der üble Scherze machte; so rannte er hinaus in die Graupelnacht, lief durch die Stadt, bis er völlig außer Atem vor Blackmores Haus ankam.

Mr Blackmore, der väterliche Freund, lag noch immer da, wie er gestorben war: die Glieder grotesk verkrümmt, das Gesicht im schmutzigen Matsch. Dave erschauderte.

Nur allmählich begriff er, dass er nun vollkommen allein war. Vor sieben Jahren war seine Mutter gestorben, er hatte sich sehr einsam gefühlt damals, doch es war immer noch Hastings Blackmore dagewesen. Zu ihm hatte er sich hingezogen gefühlt wie zu einem Vater. Und nun war auch er tot.

War der plötzliche Tod an und für sich schon schmerzhaft für Dave, so sank er in tiefe Betrübnis, weil er Mr Blackmore nicht einmal eine anständige Beerdigung bezahlen konnte. In einer schmucklosen Holzkiste ließ man den Leichnam in ein achtlos ausgehobenes Loch. Einst hatte der Zimmermann zu den reichsten Bürgern von St. Louis gezählt, die meisten kannten und achteten ihn, doch an jenem nass-kalten Tag fanden sich nur eine Handvoll Trauergäste. Sogar Mrs Clara Gardner fehlte. Und Cuthbert.

Bis zuletzt hatte Mr Blackmore gehofft, seinen Sohn wiederzusehen. Sein Warten war vergebens gewesen. Jetzt war es zu spät. Dave fragte sich, ob Cuthbert je vom Tod seines Vaters erfahren würde. Und wenn ja, wie er es aufnehmen würde. Würde er im Nachhinein vielleicht seine Schandtat bereuen?

Daves Trauer war ehrlich und tief, dennoch wuchs mit der Zeit eine noch nie empfundene Zuversicht heran. Mit einem Mal begriff er: Er war frei. Nichts band ihn mehr an diese Stadt, die ihn verurteilt und ausgestoßen hatte.

Die Tränen der Rocky Mountain Eiche

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