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Оглавление10. Unterwegs mit der Queen der Freeps
Dr. Percival Abo machte den Kofferraum seines Hondas auf und holte den Aktenkoffer voller Goldstücke raus. »Komm mit, Lucky«, rief er dem Hund zu, als er sich anschickte, über den heruntergekommenen Parkplatz das Gebäude anzusteuern, das einst Sabrinis Dodge-Autohaus gewesen war.
Die Wände des Gebäudes waren mit Graffiti, Plakaten und sich allmählich auflösenden Papierfetzen bedeckt. Das schon lange zerbrochene Glas der großen Fenster war durch milchig durchscheinende Plastikfolie ersetzt, die sich im unregelmäßigen Wind bauschte oder schlaff wurde. AMTSSITZ DER NICHT-REGIERUNG DER FREE ZONE war auf ein Schild über dem Eingang gepinselt. Daneben: DIE QUEEN DER FREEPS IST DA. Das Wort »DA« auf einem Extrastück Pappe, an einem Streifen Scotch Tape hängend, sodass es sich umdrehen ließ.
Im Haus fand er eine weitläufige, nicht unterteilte Fläche vor, vollgestellt mit alten Stahlschreibtischen. Männer und Frauen in Jeans und T-Shirt telefonierten, tippten an Computerterminals und verständigten sich lauthals über größere Entfernung hinweg. Überall lagen Papiere herum, der Boden war schmutzgefleckt.
»Was woll’n Sie?«, fragte gebieterisch eine stattliche Frau, als Dr. Abo zögernd in der Tür stehen blieb.
Er beugte sich runter, um seinem Hund die Sonnenbrille abzunehmen, nahm dann die eigene ab. »Ich bin mit Dusty McCullough verabredet. Um elf, wie ich glaube, ich …«
»Haben Sie einen Codenamen?«
»Eichhörnchen«, sagte Dr. Abo und kam sich albern dabei vor.
Sie tippte etwas ins Terminal auf ihrem Schreibtisch und sah ihn dann von oben bis unten an. »Okay, die Beschreibung passt. Kommen Sie mit.« Sie stand auf und führte ihn ans andere Ende des Raums.
Dusty hatte die Füße auf dem Schreibtisch, nippte an einem Proteindrink und drückte müßig einen Handtrainer. Ein schäbig gekleidetes Paar in den Fünfzigern stand aufgeregt fuchtelnd vor ihr. »Was ich nicht verstehe«, sagte die Frau, »ist, mit welchem Recht Sie, obwohl wir schon zehn Jahre auf dem Grundstück wohnen, von uns verlangen …«
»Mrs. Hinckel, es ist nicht mehr Ihr Land«, erklärte ihr Dusty. »Das müssten Sie doch inzwischen wissen. In der Free Zone gehört das Land der Gemeinschaft, und an die Gemeinschaft zahlen Sie Miete, die für was auch immer verwendet wird, wie es die Einwohner für richtig halten.«
»Wir haben das Geld nicht«, schaltete sich der Mann ein. Er sprach mit weinerlich gequetschter Stimme, sein Gesichtsausdruck von gewohnheitsmäßigem Übelnehmen geprägt. »Wir haben es einfach nicht.«
Dusty seufzte. Sie ließ den Handtrainer fallen. »Schauen Sie. Es gibt überhaupt keine Besteuerung mehr, weder staatliche noch kommunale. Alles, was wir brauchen, sind ein paar Dollar Grundstücksmiete für unbedingt erforderliche Dienstleistungen. Wenn Sie die nicht zahlen wollen, ist das Ihr Recht. Ich kann Ihnen nichts befehlen. Wenn Sie aber die Kanalisation und die Wasserversorgung und die Schule und das Krankenhaus und die Feuerwehr nutzen, zu deren Finanzierung unsere Nachbarn beitragen, dann werde ich Ihren Nachbarn erzählen, dass Sie nicht Ihren Anteil leisten. Sie können es dann mit denen ausmachen.«
»Aber die mögen uns nicht«, quengelte der Mann. »Sie warten nur auf eine Chance …«
»Das ist jammerschade, Mr. Hinckel. Ich hab zu arbeiten.« Sie wandte sich zu Dr. Abo. »Sie wollen mit mir sprechen?«
»Ja, das stimmt«, sagte Dr. Abo höflich, »doch ich glaube, diese Leute sind noch nicht fertig …«
Dusty stand auf, ignorierte das Paar. »Glauben Sie mir, sie sind fertig. Hey, ist Ihr Name Abo?«
»Ja, genau.« Er streckte die Hand aus.
Sie schüttelte sie, und in ihrem Händedruck spürte er große Körperkraft, achtsam zurückgenommen. Sie lächelte ihn an, es schien echtes Interesse darin mitzuschwingen.
»Wir werden das anderweitig vorbringen!«, redete Mr. Hinckel dazwischen.
»Wir gehen damit zum Fernsehen!«, schob seine Frau nach.
»Schön«, sagte Dusty. Sie drehte sich zu Dr. Abo zurück, als die Hinckels abmarschierten. »Was sagten Sie?«
Dr. Abo sah sich unbehaglich im Raum um. »Ich frage mich – kann man irgendwo etwas privater reden? In Ihrem Büro vielleicht?«
»Dies ist mein Büro. Wissen Sie, wenn eine Regierung anfängt, ihren Kram unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu regeln, hört sie für gewöhnlich auch damit auf, dem Volk zu dienen, das sie gewählt hat. Aber wir können draußen hinterm Haus etwas spazieren gehen.«
»Meinetwegen.« Dr. Abo verbeugte sich leicht. »Vielen Dank.«
Hinterm Haus war die Betonversiegelung aufgebrochen worden und durch einen Gemüsegarten ersetzt. Ein altersgebeugter Mann in den Siebzigern beschäftigte sich mit einigen der Pflanzen, sein langes weißes Haar wehte im Wind. »Der treibt hier etwas Forschung«, erklärte Dusty. »Versucht, Gemüsesorten mit UV-Resistenz zu züchten. Gensplicing – das ist doch Ihr Feld?«
Dr. Abo zwinkerte. »Woher wissen Sie das denn?«
Dusty zuckte die Achseln und sah auf Lucky hinunter. »Das ist Ihr Hund?«
»Ja. Genau deshalb bin ich zu Ihnen gekommen.« Er zögerte. »Sie haben recht, ich bin Gentechniker.«
»Aus Hawaii?«
Er sah sie scharf an. »Ich stamme von Hawaii. Japaner der zweiten Generation. Amerikanischer Bürger.«
»Aber Sie gingen woandershin?«
Dr. Abo zögerte. Wenn Dusty McCullough zwei Sachen über ihn wusste, wer könnte da wissen, was sie noch alles schon herausgefunden hatte? Die Wahrheit zu sagen, oder wenigstens einen Teil davon, schien die einzig taugliche Option zu sein. »Ich war Forschungsleiter bei Sow Lok Fok, einem Unternehmen in Hongkong«, erzählte er ihr mit bewusst leiser Stimme. »Durch eine Reihe glücklicher Zufälle kam ich auf einen Spleiß, der das Sprachzentrum des Gehirns bestimmter Säugetiere vergrößert. Insbesondere bei Hunden. Zugleich arbeitete mein Stab an der Vervollkommnung eines chirurgischen Eingriffs zur Veränderung des Hundekehlkopfs.«
Dusty nickte zum Hund hin. »Bei seinem?«
»Ganz recht. Er hat einen Wortschatz von vielleicht fünftausend Wörtern.«
Sie sah ihn skeptisch an. »In echt?«
Dr. Abo ging neben dem Cockerspaniel in die Hocke. »Sag Hallo zu Dusty.«
Lucky ging zu ihr, stellte sich auf die Hinterpfoten und stützte sich mit den Vorderpfoten auf ihren Oberschenkel. »Hallo, Dusty«, sagte er. »Wie geht es dir?«
Dusty lachte. »Phantastisch!«
»Seit Jahrhunderten werden Papageien als sprechende Haustiere gehalten«, sagte Dr. Abo. »Können Sie sich vorstellen, was für ein Potenzial im Markt für sprechende Hunde steckt?«
Dusty hielt nachdenklich inne. »Wie viel versteht er tatsächlich?«
»So viel wie jeder normale Hund. Der Unterschied ist, dass Lucky die Fähigkeit hat, in einer Weise zu antworten, die wir verstehen können.«
Dusty sah Lucky in die ausdruckslosen Augen. »Wie geht’s dir, Lucky?«
»Gut«, sagte Lucky. »Und wie geht es dir?« Er fiel wieder auf alle vier Beine und schnüffelte in der Luft. »Ich will Kaninchen jagen.«
Dusty drehte sich wieder zu Dr. Abo hin. »Okay, reden wir übers Geschäft. Was haben Sie, und was brauchen Sie?«
Dr. Abos Stirn war schweißnass vor Nervosität. Er wischte sie sich mit dem Taschentuch. »Ich benötige ein Kühlhaus, in dem ich Gewebeproben lagern kann, die ich von Hongkong mitgebracht habe, wo mein Unternehmen von den Behörden geschlossen wurde. Ich möchte meine Forschungen hier fortsetzen. Ich kann in Goldmünzen bezahlen.« Reflexhaft fasste er den Griff seines Aktenkoffers fester.
»Die haben Sie dichtgemacht?«
»Meine Forschungen an Säugetieren verletzten Richtlinien der Festlandchinesen. Sie könnten wohl auch hiesige Bundesgesetze zur rekombinanten DNA verletzen. Von einem Freund hörte ich, dass Ihre Free Zone so etwas womöglich zulässt.« Er sah sie hoffnungsvoll an.
Dusty zuckte die Achseln. »Solange es keine Gefahr für die Gemeinschaft darstellt … Aber wir haben Leute, die das überprüfen können.« Sie hielt inne. »Es gibt ein altes Lagerhaus für Fleisch, das könnte für Ihre Zwecke geeignet sein. Da ist Kühlung installiert, die noch funktionieren dürfte. Sofern es nicht schon Vandalen zum Opfer gefallen ist. Wollen Sie es sich ansehen?«
Dr. Abo entspannte sich sichtlich. »Danke. Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
Dusty nickte. »Kommen Sie mit.« Sie führte ihn zurück ins Gebäude.
»Dusty!«, rief jemand. »Anruf für dich auf zehn. Wichtig.«
»Einen Moment«, entschuldigte sie sich bei Dr. Abo. Sie ging zu ihrem Schreibtisch und nahm das Telefon auf. »Ja?«
Dr. Abo blieb stehen und sah zu. Während sie der Stimme am anderen Ende der Leitung zuhörte, veränderte sich ihr Ausdruck. Ihre Muskeln spannten sich an, es zuckte kurz in einer Wange.
»Das ist lächerlich, und das wissen Sie«, sagte sie schließlich. »Wir zahlen schon so viel, wie wir können.« Weitere Pause. »Das muss ich nicht mit einem Referendum klären. Es kommt überhaupt nicht infrage. Und drohen Sie mir bloß nicht!« Sie knallte den Hörer auf, stand einen langen Moment und sah schweigend vor sich hin.
»Entschuldigen Sie«, wagte sich Dr. Abo vor, »wenn ich hier zu so unpassender Zeit hereinplatze.«
Sie schien die Stimmung abzuschütteln, die sie erfasst hatte. »Schon gut. Sind Sie mit dem Auto hier?«
»Ja doch.«
Sie hielt die Hand auf. »Geben Sie mir die Schlüssel. Ich fahre.«
Dr. Abo saß auf dem Beifahrersitz, hielt nervös den Aktenkoffer auf den Knien, Lucky hüpfte hinten hinein. Dusty beschleunigte auf der Straße, winkte ein paar Einwohnern zu, die sie erkannten und ihr »Hi!« zuriefen.
»Das war der Bürgermeister von Los Angeles am Telefon«, erzählte sie Dr. Abo, als der kleine Wagen den schlaglöcherigen Highway entlangschaukelte. »Gestern Abend ist was passiert. Ein paar Ortsfremde haben unsere Grenze durchbrochen und wurden ziemlich übel zugerichtet von Einheimischen. Der Bürgermeister will mehr Geld.«
»Ach ja?«, sagte Dr. Abo, der offensichtlich nicht verstand, wovon sie redete.
»Wir zahlen dem Schweinehund schon eine Million die Woche.«
»Für Waren und Dienstleistungen?«
»Scheiße, nein! Schutzgeld. Damit er nicht mit der Nationalgarde hier einmarschiert und uns alle umbringt.« Sie kurvte scharf nach links, um an einem toten Maultier vorbeizukommen, das mitten auf der Straße lag.
»Sie sind sehr direkt«, sagte Dr. Abo.
»Die einzige Art, die ich kann.« Sie schaltete in den vierten Gang und passierte mit gleichmäßigen fünfzig eine Folge toter Verkehrsampeln. Vernagelte Ladenfronten huschten vorbei.
»Ich bedaure«, sagte Dr. Abo, »aber ich weiß nicht einmal Ihre offizielle Amtsbezeichnung. Oder wie genau diese Free Zone eigentlich entstanden ist.«
»Ich hab’ keinen Titel – es sei denn, Sie zählen Queen der Freeps als solchen, so nennen mich die Leute, wenn sie zu Späßen aufgelegt sind. »Freeps, das sind die Free People«, schob sie erklärend nach. »Aber ich hab’ hier keinerlei Macht. Jeden Tag wird ein TV-Referendum abgehalten zu dem, was zu entscheiden ist, die Einwohner können Einspruch erheben gegen was auch immer wir vorbringen, sie können auch das zukünftige politische Vorgehen verändern, wenn ihnen danach ist.« Sie fuhr langsamer, als sie sich einer Straße näherten, an der Marktstände aufgeschlagen waren und sich Einwohner mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs eindeckten.
»Aber Sie sind eine gewählte Amtsträgerin?«, bohrte Dr. Abo nach.
»Absolut nicht. Wissen Sie, die Free Zone begann als Stadtteilerneuerungsvorhaben, nach den Unruhen von fünfundneunzig. Die Stadt setzte mich als Projektleiterin ein. Das war unter Bürgermeister Simpson, der senil war und sich einen Scheißdreck drum kümmerte. Ich traf mich mit den Einwohnern, und wir zogen die Barrikade hoch und sagten Los Angeles, dass wir uns abspalten. Keine rechtliche Basis, aber was konnten sie machen? Sie hatten genug damit zu tun, sich mit den Regisseuren von Beverly Hills zu kabbeln. Und unsre Zone war nur ein abgebranntes Ödland, das sowieso niemand haben wollte. So kamen wir damit davon. Dann wurde Whitfield gewählt und fing an, uns unter Druck zu setzen, weil er ja sehen konnte, zu wie viel Geld wir kamen, hauptsächlich durch unsere Vergnügungsstätten für, äh, Erwachsene.«
Dr. Abo sah hinaus zu den Marktständen. Einige verkauften Obst und Gemüse, andere gebrauchtes Werkzeug, selbst genähte Kleidung sowie Waffen. »Ich komme mir vor wie im Wilden Westen«, sagte er und klang, als fühlte er sich etwas verloren.
»Das trifft es ungefähr«, stimmte Dusty zu. »Obwohl es noch viel schlimmer sein könnte. Es gibt Unruhen in Ohio und Michigan, wo die Menschen wirtschaftlich richtig arm dran sind. Pleiten im Corn Belt durch den Klimawandel. Hier haben wir militante Anhänger von Beklopptensekten und einen gnadenlosen Bürgermeister, dem von Zeit zu Zeit danach ist, harmlose Bürger mit Napalm zu bombardieren, doch das ist so weit eigentlich alles.« Sie bog in eine Seitenstraße ein.
»Ich habe keine Vorstellung, wo wir hier sind«, sagte Dr. Abo mit Blick durch die Windschutzscheibe.
»Wir sind gerade ein Stück nach Norden gefahren. Unser Territorium umfasst ja ungefähr zwanzig Quadratmeilen und wird eingeschlossen von Ventura Freeway, Hollywood Freeway, Pasadena Freeway und Golden State Freeway beziehungsweise Interstate 5. Oben an der Spitze ist der Griffith-Park, wo die Eremiten und Hobos übernommen haben und, mehr oder weniger, von Landwirtschaft leben. Der größte Teil vom Rest der Zone war heruntergekommene Vorstadtbebauung, als wir es uns griffen, vietnamesische und koreanische Immigranten hatten sich mit Chicanos bekriegt und Block nach Block niedergebrannt. Doch das ist jetzt alles vorbei.« Sie wies auf einen zweigeschossigen Ziegelbau auf der anderen Straßenseite, an einer Gebäudeseite eine lange Laderampe und nach hinten hinaus ein rostiger Wasserturm. »Das da ist das Fleischkühlhaus.« Mit einem schnellen U-Turn lenkte sie den Honda auf eine kleine Parkfläche und schaltete die Zündung aus. »Sehen wir’s uns an.«
Der Boden im Innern war dunkel und klebte von alten Ablagerungen tierischen Ursprungs, es roch widerlich. Schwaches Licht kam durch Fenster voller Spinnweben. Auf dem Fuß gefolgt von Lucky, duckte sich Dr. Abo unter den Stahlschienen hindurch, an denen früher Tierkadaver gehangen hatten, und inspizierte die Kühlanlage. »Kann ich prüfen, ob alles noch funktioniert?«, fragte er.
Dusty zuckte die Achseln. »Nur zu.«
Er legte einen Schalter um. Ein großer Kompressor fing an zu brummen. Lucky spitzte die Ohren und sah aufmerksam zu.
Dr. Abo öffnete eine dicke, schwere Tür und ging in den isolierten Bereich des Kühlhauses. Inzwischen kam Luft aus den Belüftungsklappen in den großen Rohrleitungen entlang jeder Wand. Zunehmend wurde es kühler.
Dr. Abo schaltete die Anlage aus. »Es scheint betriebsfähig zu sein«, sagte er gedämpft optimistisch. »Obwohl es mit dem Platz ein bisschen knapp werden könnte.«
»Wirklich? Ich schätz mal, der Kühlraum hat so an die fünfzig Quadratmeter. Sie sagten, Sie wollen da Gewebeproben unterbringen, richtig?«
Dr. Abo hüstelte nervös. »Einige davon sind ziemlich groß.«
»Na gut, das hier ist es, nehmen Sie’s, oder lassen Sie’s bleiben. Sagen wir – achttausend Neudollar im Monat. Zuzüglich Strom. Keine Steuern, keine sonstigen Kosten. Natürlich, Sie wissen das, muss das abendliche Referendum noch Zustimmung zum Deal geben. Aber das dürfte kein Problem sein. Niemand sonst braucht diesen Schuppen.«
Dr. Abo ging mit ihr wieder nach draußen und stand auf dem kleinen Parkplatz vorm Haupteingang. »Ich mache mir etwas Sorgen wegen der Sicherheit«, sagte er.
»Die Leute aus der Zone werden Ihnen keinen Ärger machen. Niemand hier kommt wem anders in die Quere; das ist die einzige Regel, die wir haben. Was die von draußen angeht, zum Beispiel den Bürgermeister und seine Leute …«, sie zuckte die Achseln. »Das Risiko müssen Sie eingehen, genau wie alle hier.«
Dr. Abo ging zum Fußweg und sah den Block rauf und runter. Er sah ein paar andere heruntergekommene Gewerbe- und Bürogebäude. Bei den meisten waren die Fenster zerbrochen, die Farbe von der Sonne ausgebleicht. Etwas entfernt war ein Wohngebiet. Zwei Kinder in flatternden Sonnencapes fuhren Rad. Ein Mann sprengte seinen Rasen, und eine Frau reparierte ein altes Auto. In der Ferne hackte jemand Holz.
Er drehte sich zurück zu Dusty. »Ich würde einen großen Kühllaster brauchen, die Gewebeproben von einem Schiff in Ocean Park zu holen.«
»Das können wir einrichten.«
Er drehte sich wieder zum heruntergekommenen Lagerhaus und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Es würde so viel Arbeit machen, dies Gebäude zu renovieren, und wie Sie sagen, man weiß nicht, was die Zukunft so alles bringt.«
Bei Dusty bildete sich langsam ein Lächeln. »Hören Sie, wenn Sie ein bisschen Entspannung brauchen, während Sie zu einer Entscheidung finden, da wär’ was ganz in der Nähe, da sollten wir hinfahren.«
Dr. Abo wirkte verwirrt. »Entspannung?«
»Ihren Hund sollten Sie vielleicht nicht mitnehmen, aber wenn Sie sich um die Sicherheit sorgen, könnte er ja vielleicht im Lagerhaus bleiben, wär’ das in Ordnung?«
Dr. Abo machte eine vage Handbewegung. »Na ja, ich glaube.« Er bückte sich, seinen Hund anzusprechen. »Würde es dir was ausmachen hierzubleiben, Lucky?«
»Ja gut, ich bleib hier«, sagte Lucky.
»Ich lasse dir etwas Wasser da. Und ich habe etwas zu fressen im Kofferraum, das ich für dich auspacken kann, den Rest vom Superlecker Luxus-Fresschen, aus Hongkong.«
»Au fein. Das mag ich am liebsten.«
»Aber denk dran: nicht ohne Sonnenbrille in die Sonne gehen. Genau genommen ist es wohl überhaupt am besten, wenn du im Gebäude bleibst. Und nicht mit Leuten reden.«
Dr. Abo brauchte ein paar Minuten, sich um den Hund zu kümmern und sicherzustellen, dass es ihm an nichts fehle. Schließlich kam er zu Dusty in den Wagen. »Ich hoffe, der Ort, zu dem wir fahren, ist die Mühe wert«, sagte er.
»Es wird Ihnen gefallen«, sagte sie.