Читать книгу Eines Morgens in Paris - Charles Scott Richardson - Страница 5

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Für die geschwätzige Stammkundschaft der Bäckerei wird es unwiderstehlich: der Rauch in ihren Nasen, die Stimmen unter ihren Fenstern, die Schritte der Neugier im Anmarsch. Sie sind als Erste da, die Wichtigtuer, beschatten ihre schaulustigen Augen gegen die Sonne und tauschen ihre Theorien.

Merken Sie sich diesen Tag, sagt jemand. Wir erleben hier das Werk des Teufels. Nur der Satan würde eine Bibliothek verbrennen.

Es ist die Vorsehung, erhebt sich ein Widerspruch. Gottes Plan, der uns Sterblichen offenbart wird.

So oder so, sagt ein Dritter, ist es grausam. Wahrhaft grausam, einen guten Mann zu solch einem schrecklichen Schicksal zu verdammen.

Die besonneneren Kunden des Bäckerladens treffen ein. Manche, um ungläubig und wie angewurzelt auf dem Kopfsteinpflaster stehenzubleiben, andere, um hektisch auf und ab zu gehen, bereit, ihrem Bäcker irgendwie zu helfen. Ein alter Mann drängt sich durch die Menge und zieht an der blauen Tür des Bäckerladens. Die Schlösser halten stand, seine dicke Brille kommt durch die Anstrengung in Schieflage. Drei, vier Jungen zerstreuen sich auf der Suche nach Eimern; ein fünfter läuft los, um die Feuerwehr zu holen. Eine ältere Frau ruft ihm die Adresse hinterher.

Köpfekratzen und Händeringen. In der Sommerhitze werden Taschentücher aus Taschen und Ärmeln gezogen; Stirnen gewischt, Augen getupft, Münder bedeckt. Ein Hustenanfall, dann fragt jemand, ob einer den Bäcker gesehen hat.

Geht spazieren, könnte ich mir denken. Ist schließlich Sonntag.

Ein Glückstag also, und umso besser, dass unser Mann nicht hier ist. Stellen Sie sich vor, mit ansehen zu müssen, wie Ihr Leben in Rauch aufgeht. Ein noch größeres Glück, dass er nicht ebenfalls verkohlt ist.

Und was bleibt von diesem ganzen Glück, frage ich Sie, wenn er heimkommt und vor dem Nichts steht? Nachdem er so viel gesammelt hat, all diese Bücher? Das wird dem Mann das Herz brechen.

Wahrhaft grausam.

Die Menschenmenge wird zu einem kleinen unruhigen Meer vor dem Bäckerladen, jedes Gesicht zu einem perlenfarbenen Himmel gewandt. Sie schauen schweigend zu, halten ihre Kinder dicht bei sich, beten darum, dass die Feuerwehr nicht vom Verkehr aufgehalten wird. Über ihnen verschwindet die Wohnung des Bäckers.

Glimmende Flocken erblühen kurz in der schweren Luft, gleiten über hängende Schultern, ruhen einen Augenblick lang auf Schuhspitzen, sterben auf der Straße winzige Tode. Blicke hier und da: ein Satz, eine Phrase, ein verhallendes Wort treiben vorüber. Unter den verglühten weißen Stückchen sind Fetzen von rotem Leder und verschlissenen blauen Stoffen, die eingerollten, geschwärzten Ränder von Marmorpapieren, verschmorte Enden von Seidenbändchen, alles langsam zu Boden trudelnd.

An einem Julimorgen fängt es im 8. Pariser Arrondissement an zu schneien.

Eines Morgens in Paris

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