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III – Mr. Yorke

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Heiterkeit scheint eine Gemütsstimmung zu sein, die ebenso viel von Dingen innerhalb als von dem Zustand der Dinge außerhalb und um uns herum abhängt. Ich mache diese triviale Bemerkung, weil ich zufällig weiß, dass die Herren Helstone und Moore aus dem Fabriktor an der Spitze ihrer sehr kleinen Gesellschaft in bester Stimmung herausritten. Wenn der Schimmer einer der Laternen (jeder der drei Fußgänger trug eine) auf Mr. Moores Gesicht fiel, konnte man einen ungewöhnlichen, weil lebhaften, Strahl in seinen Augen funkeln sehen und eine seltene Aufgeregtheit malte sich auf seiner düsteren Physiognomie, und wenn des Pfarrers Gesicht beleuchtet wurde, erschienen seine harten Züge fröhlich und freundlich. Und doch waren eine regnerische Nacht und eine etwas gefährliche Expedition nicht eben Verhältnisse, diejenigen, die der Nässe ausgesetzt und in das Abenteuer verwickelt waren, zu beleben. Wenn irgendeiner oder mehrere aus dem Haufen, der im Moor von Stilbro’ zugange gewesen war, einen Blick auf diese Gesellschaft hätte werfen können, würden sie großes Vergnügen daran gehabt haben, hinter einer Mauer hervor jeden der beiden Anführer niederzuschießen. Und die Anführer wussten dies, und da beide Männer gestählte Nerven und ruhig klopfende Herzen hatten, freuten sie sich darüber.

Ich weiß es, lieber Leser, und du brauchst mich nicht erst daran zu erinnern, dass es für einen Geistlichen eine gefährliche Sache ist, kriegerisch gesinnt zu sein. Ich weiß, dass er ein Mann des Friedens sein soll. Ich habe so eine schwache Ahnung von einer Idee, was der Beruf eines Priesters unter den Menschen ist, und ich erinnere mich genau, wessen Diener er ist, wessen Botschaft er verkündet, wessen Beispiel er folgen soll, aber bei alledem musst du, wenn du die Geistlichen nicht liebst, nicht von mir erwarten, dass ich mit dir gleichen Schritts auf deinem herabwürdigenden, ungünstigen, unchristlichen Weg gehe. Du darfst nicht erwarten, dass ich mich deinen harten Verdammungen anschließe, die zugleich so eng und so unbestimmt sind, an deinen giftigen Groll teilhabe, der zugleich so hochgespannt und albern gegen ›die Priesterröcke‹ ist, und meine Augen und Hände mit einem Supplehough erhebe, oder meine Lungen mit einem Barraclough aufblase aus Schrecken und zur Rüge gegen den diabolischen Pfarrer von Briarfield.

Er war ganz und gar nicht diabolisch. Das Übel bestand darin, dass er seinen Beruf verfehlt hatte. Er hätte Soldat werden sollen, und die Umstände hatten ihn zu einem Priester gemacht. Übrigens war er ein gewissenhafter, eigensinniger und harter, mutiger, ernster, unversöhnlicher und treuherziger, kleiner Mann. Ein Mann, fast ganz ohne Sympathie, unhöflich, vorurteilsvoll und streng, aber auch ein Mann, der treu nach seinen Grundsätzen handelte, wacker, scharfsichtig und aufrichtig war. Es scheint mir, lieber Leser, als ob man nicht immer die Menschen so zuschneiden könnte, damit sie zu ihrer Profession passten, und dass man sie also nicht verdammen müsse, weil ihre Profession ihnen manchmal nicht gut steht – daher will ich denn auch Helstone nicht verdammen, welch geistlicher Kosak er auch war. Aber er wurde verdammt, und das von vielen seiner eigenen Pfarrkinder, während er auch von anderen angebetet wurde, wie dies häufig der Fall bei Menschen ist, die für ihre Freunde Partei ergreifen und ihren Feinden erbitterte Gegner sind, und die ebenso Grundsätzen anhängend als Vorurteilen ergeben sind.

Da Helstone und Moore beide vortrefflich gestimmt und für jetzt zu einem Zweck vereint waren, hätte man erwarten sollen, dass, da sie nebeneinander ritten, sie sich miteinander unterhalten hätten. Doch nein! Die beiden Männer, beide von harter, galliger Natur, kamen selten in Berührung miteinander, ohne in Streit zu geraten. Meist stritten sie sich wegen dem Krieg. Helstone war ein Hoch-Tory (damals gab es noch dergleichen) und Moore ein heftiger Whig, ein Whig, wenigstens insofern, wenn die Opposition gegen die Kriegspartei ins Spiel kam, da dies seine eigenen Interessen betraf, wie er sich denn überhaupt bloß in dieser Beziehung mit englischer Politik einlies. Es bereitete ihm Vergnügen, Helstone durch das Bekenntnis seines Glaubens an Bonapartes Unbesiegbarkeit sowie durch Spötteleien gegen England und Europa mit der Ohnmacht ihrer Anstrengungen, ihm zu widerstehen, in Rage zu versetzen. Kühn behauptete er, dass es ebenso gut wäre, sich Napoleon besser jetzt als später zu unterwerfen, da er doch am Ende jeden Gegner zu Boden werfen und unumschränkt herrschen werde.

Helstone konnte solche Äußerungen nicht ertragen. Bloß berücksichtigend, dass Moore eine Art von Ausgestoßener und Fremdling sei, der nur zur Hälfte britisches Blut in sich habe, um die fremde Galle zu mäßigen, die seine Adern zernagte, überwand er sich, ihm zuzuhören, ohne dem Wunsch, den er innerlich fühlte, den Sprechenden durchzuprügeln, nachzugeben. Auch minderte noch etwas anderes seinen Verdruss, nämlich eine Sympathie für den mürrischen Ton, in welchem diese Ansichten versichert wurden, und eine gewisse Achtung vor der Unveränderlichkeit von Moores sauertöpfischer Halsstarrigkeit.

Als die Gesellschaft auf die Straße nach Stilbro’ einbog, bemerkte sie, wie stark dort der Wind war. Der Regen schlug ihnen ins Gesicht. Moore hatte seinen Gefährten genug geärgert; jetzt aber, durch den rauen Wind aufgerüttelt und vielleicht vom scharfen Sprühregen gereizt, fing er an, ihn aufzustacheln.

»Gefallen Ihnen Ihre Nachrichten aus der Halbinsel noch immer?« fragte er.

»Was meinen Sie damit?« war die grämliche Antwort des Pfarrers.

»Ich meine, haben Sie noch immer Ihr Vertrauen in den Baal, den Lord Wellington, gesetzt?«

»Und was wollen Sie damit sagen?«

»Glauben Sie noch immer, dass dieser Götze Englands mit dem hölzernen Gesicht und einem Herzen aus Stein genug Macht besitzt, Feuer vom Himmel herabzusenden, um das französische Brandopfer anzuzünden, das Ihr so gern bringen möchtet?«

»Ich glaube, dass Wellington Bonapartes Marschälle ins Meer jagen wird, sobald es ihm nur gefällt, den Arm zu erheben.«

»Aber, Sir, das können Sie doch nicht im Ernst glauben? Bonapartes Marschälle sind große Männer, die unter der Leitung eines allmächtigen Meisterverstandes handeln, Ihr Wellington aber ist der allergewöhnlichste aller gemeinen Kriegsknechte, dessen langsame, mechanische Bewegungen noch dazu von einer unwissenden Regierung daheim eingezwängt werden.«

»Wellington ist die Seele Englands. Wellington ist der echte Kämpe einer guten Sache, der geeignetste Repräsentant einer mächtigen, entschlossenen, gefühlvollen und edlen Nation.«

»Ihre gute Sache, soweit ich es verstehe, ist lediglich die Wiederherstellung des verächtlichen, schwachen Ferdinands auf dem Thron, den er entadelt hat. Ihr geeignetster Repräsentant eines edlen Volkes ist ein aberwitziger Treiber, der für einen noch aberwitzigeren Pächter handelt, und gegen diese sind siegreiche Übermacht und unüberwindliches Genie bewaffnet.«

»Gegen Legitimität steht Usurpation, gegen bescheidenen, aufrichtigen, geraden und tapferen Widerstand wider Gewalttätigkeit ist anmaßendes, doppelzüngiges, selbstsüchtiges und verräterisches Streben nach Besitz bewaffnet. Gott steht der guten Sache bei!«

»Gott steht oft den Mächtigen bei.«

»Was? Ich glaube doch nicht, dass die Handvoll Israeliten, die im Trockenen auf der asiatischen Seite des roten Meeres standen, mächtiger waren als die Schar der Ägypter, die auf der ägyptischen Seite aufgestellt waren? Waren sie etwa zahlreicher? Waren sie besser ausgerüstet? Waren sie, mit einem Wort, stärker – he? Reden Sie nicht, Moore, oder Sie würden eine Lüge aussprechen, ja, das wissen Sie. Es war eine arme, bedrückte Handvoll Sklaven. Tyrannen hatten sie vierhundert Jahre lang unterdrückt; ein schwaches Gemisch aus Weibern und Kindern verringerte ihre kleine Zahl noch weiter. Ihre Herren aber, die anstürmten, ihnen durch die geteilte Flut zu folgen, waren eine Schar verwöhnter Äthiopier, ebenso stark und wild wie die Löwen Libyens. Sie waren bewaffnet, beritten und auf Wagen, die armen hebräischen Wanderer zu Fuß. Gewiss ist, dass nur wenige von ihnen bessere Waffen hatten, als ihre Schäferstäbe oder Maurerwerkzeuge. Selbst ihr sanfter, aber mächtiger Anführer hatte nur seinen Stab. Aber, Robert Moore, das Recht war mit ihnen. Der Gott der Schlachten war an ihrer Seite. Verbrecher und der gefallene Erzengel befehligten die Reihen des Pharaos. Und wer siegte? Oh, wir wissen es wohl. Der Herr errettete Israel an diesem Tag aus der Hand der Ägypter, und Israel sah die Ägypter tot am Seeufer. Ja! Die Tiefen bedeckten sie. Sie sanken in den Abgrund wie Steine. Die rechte Hand des Herrn war glorreich; die rechte Hand des Herrn zermalmte den Feind!«

»Sie haben ganz recht, nur vergessen Sie die rechte Parallele. Frankreich ist Israel, und Napoleon Moses. Europa mit seinen alten, aufgeblasenen Reichen und wurmstichigen Dynastien ist das verdorbene Ägypten. Das schöne Frankreich bildet die zwölf Stämme und sein junger und kräftiger Usurpator den Schafhirten auf dem Horeb.«

»Ich will Ihnen gar nicht darauf antworten.«

Moore antwortete sich jedoch selbst, wenigstens fügte er zu dem, was er eben gesagt hatte, noch eine Nebenbemerkung in leiserem Ton hinzu.

»Oh, in Italien war er ebenso groß wie irgendein Moses! Er war der wahre Mann dort, der Maßregeln für die Wiedergeburt einer Nation erdenken und ausführen konnte. Es ist mir noch am heutigen Tage unerklärlich, wie der Sieger von Lodi sich herablassen konnte, Kaiser zu werden, ein gemeiner, alberner Spaß; und noch mehr, wie ein Volk, das sich einmal selbst Republikaner nannte, wieder auf den Rang von Sklaven herabsinken konnte. Ich verachte Frankreich. Wenn England so weit auf dem Weg der Zivilisation vorangeschritten wäre wie Frankreich, würde es schwerlich so schmählich zurückgeschritten sein.«

»Sie wollen doch damit nicht sagen, dass das betörte kaiserliche Frankreich um einiges schlechter sei, als das blutige republikanische?« fragte Helstone heftig.

»Ich will gar nichts damit sagen, denn ich kann über Frankreich und England denken was ich will. Über Revolutionen, Königsmorde und Restaurationen im Allgemeinen, auch über das göttliche Recht der Könige, auf das Sie so oft in Ihren Predigten anspielen, und die Pflicht des Nichtwiderstandes, und das Heil des Kriegs, und –«

Hier wurde Mr. Moores Rede durch das schnelle Rollen eines Gigs und dessen plötzliches Anhalten auf der Mitte der Straße unterbrochen. Sowohl er als auch der Pfarrer waren zu vertieft in ihr Gespräch gewesen, um dessen Näherkommen zu bemerken, bis er dicht bei ihnen hielt.

»Na, Master, sind die Wagen gut nach Hause gekommen?« fragte eine Stimme aus dem Fuhrwerk.

»Kann denn das Joe Scott sein?«

»Oho!« erscholl eine andere Stimme, denn es saßen, wie man beim Schein ihrer Lampe sehen konnte, zwei Personen in dem Gig, die Leute mit den Laternen waren zurückgefallen, oder die Reiter der Rettungs-Gesellschaft waren vielmehr den Fußgängern davongeritten.

»Ja, ja, Mr. Moore, es ist Joe Scott. Ich bringe Ihnen diesen in einer schönen Verfassung zurück. Ich fand ihn dort in der Tiefe des Sumpfes, ihn und die drei anderen. Was geben Sie mir, dass ich ihn Ihnen wieder überliefere?«

»Je nun, meinen Dank sollte ich fürs Erste meinen, denn wäre es etwas Besseres, könnte ich wohl mehr tun.

Sie sind es, Mr. Yorke, wie ich an Ihrer Stimme vermute?«

»Ja, ich bin’s. Ich kam vom Markt in Stilbro’, und gerade als ich in die Mitte des Moors kam, und so schnell wie der Wind fuhr (denn es soll jetzt nicht recht sicher sein, Dank sei’s der schlechten Regierung!) hörte ich ein Geächz. Ich hielt inne. Ein anderer wäre wohl noch schneller fortgefahren. Aber ich habe nichts zu fürchten, wovon ich wüsste. Ich kann nicht glauben, dass mir jemand ein Leid zufügen würde, wenigstens würde ich’s ihm ebenso gut wiedergeben wie ich’s bekäme, wenn sie mir anböten, es zu tun. Ich sagte also: ›Ist hier jemandem etwas zugestoßen?‹

›Hier, hier!‹ sprach jemand aus der Tiefe herauf.

›Was gibt’s denn? Redet deutlich und sagt es!‹

›Vier von uns liegen im Sumpf‹, sagte Joe so ruhig wie möglich.

Ich sagte zu ihnen, sie sollten sich schämen und aufstehen und herauskommen, oder ich wollte ihnen mit der Peitsche helfen, denn ich glaubte, sie wären alle betrunken.

›Wir würden das schon seit einer Stunde getan haben, aber wir sind gebunden und zusammengeschnürt‹, sagte Joe. Also stieg ich hinunter und machte sie mit meinem Taschenmesser los und Joe musste nun mitfahren, um mir zu sagen, wie alles zugegangen war, und die anderen kommen nach, so schnell sie zu Fuß nur können.«

»Schön, ich bin Ihnen sehr verbunden, Mr. Yorke.«

»Sind Sie, mein Lieber? Sie wissen, dass Sie es nicht sind. Doch da kommen die Übrigen. Und hier beim Himmel! Da kommt noch eine andere Gesellschaft mit Lichtern auf ihren Hebeisen, gleich der Armee von Gideon; und da der Priester bei uns ist – guten Abend, Mr. Helstone – ist das ganz passend.«

Mr. Helstone erwiderte den Gruß des Mannes im Gig ziemlich steif. Dieser aber fuhr fort:

»Wir sind elf starke Männer und da sind auch beides, Pferde und Wagen, bei uns. Wenn wir nur auf einige dieser hungrigen Lumpen von Maschinenzerstörern stoßen könnten, würden wir einen großen Sieg davontragen, wir könnten jeder ein Wellington werden – das würde Ihnen gefallen, Mr. Helstone. Und was für Artikel das in die Zeitungen brächte! Briarfield würde berühmt werden. Aber anderthalb Spalten hoffe ich dennoch auch in dem ›Stilbro’ Courier‹ über diese Heldentat zu lesen; weniger erwarte ich nicht.«

»Und ich will Ihnen nicht weniger versprechen, denn ich will den Artikel selbst schreiben«, entgegnete der Pfarrer. »Also gewiss und wahrhaftig! Und dann vergessen Sie nicht zu empfehlen, dass Leute, die die Maschinen in Stücken geschlagen und Joe Scotts Arme und Beine gebunden haben, ohne Beistand der Geistlichkeit gehängt werden sollten. Denn das ist ein Fall zum Hängen, oder sollte es wenigstens ohne jeden Zweifel sein.«

»Wenn ich sie zu richten hätte, würde ich kurzen Prozess mit ihnen machen!« rief Moore: »Aber ich bin der Meinung, sie dieses Mal gehen zu lassen, um ihnen Stricke zu schenken, da ich überzeugt bin, dass sie sich am Ende selbst hängen.«

»Sie gehen lassen, Moore? Das wollen Sie versprechen?«

»Versprechen? Nein! Ich meine bloß, dass ich mir meinerseits keine große Mühe geben werde, sie zu erwischen, wenn mir aber einer vor die Flinte kommt –«

»Dann werden Sie ihn festhalten. Sie wollen also bloß, dass sie noch etwas Schlimmeres tun sollen als bloß einen Wagen anzuhalten, bevor Sie mit ihnen abrechnen. Gut denn! Wir wollen jetzt nicht weiter darüber sprechen. Hier sind wir an meiner Tür, Ihr Herren, und ich hoffe, dass Sie und Ihre Leute bei mir eintreten. Eine kleine Erfrischung wird keinem von Ihnen schaden.«

Moore und Helstone widersetzten sich diesem Vorschlag als unnötig. Man drang aber so höflich in sie, und die Nacht war überdies so unfreundlich, doch die Helligkeit hinter den Musselin-Vorhängen des Hauses, vor dem sie eben hielten, so einladend, dass jeder am Ende nachgab. Nachdem nun Mr. Yorke aus seinem Gig gestiegen war, den er einem Mann übergab, der bei seiner Ankunft aus einem Außengebäude gekommen war, führte er sie selbst ins Haus.

Mr. Yorke pflegte beim Sprechen ein wenig seine Ausdrucksweise zu ändern, sodass er bald breitem Yorkshire-Dialekt, bald aber in reinstem Englisch sprach. Dieselbe Abwechslung fand sich auch in seinem Benehmen. Bald war er höflich und freundlich, bald rau und tölpisch. Seine damalige Lage war aus seinem Sprechen und Benehmen nicht leicht zu bestimmen. Vielleicht gibt uns die Betrachtung seiner Wohnung nähere Auskunft.

Den anderen Männern empfahl er den Weg in die Küche zu nehmen, ›damit sie sogleich mit etwas zu beißen bedient würden‹, die Herren aber führte er zur Haupttür herein. Sie befanden sich zuerst in einer mit Teppichen ausgelegten Halle, deren Wände bis unter die Decke dicht mit Gemälden bedeckt waren. Durch diese wurden sie in einen großen Salon geführt, in dem ein herrliches Feuer brannte. Das Ganze machte den angenehmsten Eindruck, und wenn man das Einzelne untersuchte, wurde dieser keineswegs vermindert. Es war keine Pracht sichtbar, aber überall Geschmack – ungewöhnlicher Geschmack – der Geschmack, hätte man sagen mögen, eines Mannes, der gereist war, eines Gelehrten, eines Gentleman. Reihen italienischer Landschaften hingen an den Wänden und jede war ein Meisterwerk. Ein Kenner würde so ausgewählt haben. Es waren wertvolle Originale. Selbst bei Kerzenlicht entzückten die schönen, klaren Himmel, die sanften Weiten mit den blauen Lüften, die zwischen dem Auge und den Hügeln schwebten, die frischen Farben und das vortreffliche Spiel von Licht und Schatten. Die Gegenden waren alle ländlich, die Szenen alle sonnig. Auf einem Sofa lagen eine Gitarre und einige Musikalien. Auf dem Kamin sah man Kameen, schöne Miniaturen und mehrere griechische Vasen. In zwei eleganten Bücherschränken zeigten sich wohlgeordnete Bücher.

Mr. Yorke bat seine Gäste sich zu setzen. Nun läutete er nach Wein. Dem Diener, der ihn brachte, gab er gastfreundliche Befehle für die Erfrischungen der Leute in der Küche. Der Pfarrer blieb stehen. Er schien an diesem Haus keinen Gefallen zu finden, auch rührte er den Wein nicht an, den ihm sein Wirt anbot.

»Ganz wie es Ihnen beliebt«, bemerkte Mr. Yorke. »Ich vermute, Mr. Helstone, dass Sie an östliche Gebräuche denken und unter meinem Dach weder essen noch trinken, aus Furcht, dass wir dadurch gezwungen würden, Freunde zu sein. Aber ich hänge nicht so sehr an Aberglauben.

Sie könnten also immerhin den Inhalt dieser Flasche trinken und mir dagegen eine der besten aus Ihrem Keller verehren, und ich würde mich doch nicht für verpflichtet halten, nicht die Opposition gegen Sie in jeder Beziehung bei jeder Kirchspiel- und Gerichtsversammlung zu machen, in welcher wir aufeinander treffen.«

»Das ist es genau was ich von Ihnen zu erwarten habe, Mr. Yorke.«

»Geziemt es sich, Mr. Helstone, dass Sie in einer feuchten Nacht und in Ihrem Alter hinter Aufwieglern herjagen?«

»Es ziemt sich für mich stets, meine Pflicht zu tun, und in diesem Fall ist meine Pflicht mir ein wahres Vergnügen. Ungeziefer auszurotten ist eine edle Beschäftigung – selbst für einen Erzbischof passend.«

»Passend für Sie, allerdings, aber wo ist der Hilfsgeistliche? Zweifellos hat er irgendeine arme Seele am Krankenbett besucht, oder rottet er etwa Ungeziefer in einer anderen Richtung aus?«

»Er ist als Besatzung in Hollow’s Mill zurückgeblieben.«

»Ich hoffe, Bob« (sich an Mr. Moore wendend), »dass Sie ihm einen Schluck Wein zurückließen, um seinen Mut aufrecht zu halten?«

Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern fuhr schnell fort, indem er sich erneut an Moore wandte, der sich in einen altväterlichen Sessel am Feuer niedergelassen hatte: »Stehen Sie auf, Robert! Erheben Sie sich, mein Sohn! Das ist mein Platz. Nehmen Sie das Sofa, oder einen der drei anderen Stühle, wenn es Ihnen beliebt, aber nicht diesen hier. Er gehört mir und keinem sonst.«

»Warum halten Sie denn so ausschließlich auf diesen Stuhl?« fragte Moore, der gehorsam den Platz leer ließ.

»Mein Vater saß hier vor mir, und dies ist die ganze Antwort, die ich Ihnen geben will, und sie ist ebenso gut eine, die Mr. Helstone für die Hauptsätze seiner Behauptungen geben kann.«

»Robert, sind Sie fertig zum Gehen?« fragte der Pfarrer.

»Nein, Robert ist noch nicht fertig, oder vielmehr, ich bin noch nicht fertig, mit ihm zu gehen: Er ist ein böser Bursche und muss gebessert werden.«

»Ei, Sir? Was habe ich denn getan?«

»Sich selbst überall Feinde zu machen.«

»Was kümmere ich mich darum? Was kümmert es mich, ob Ihre Yorkshirer Lumpen mich hassen oder lieben?«

»Darin liegt es eben. Dieser Bursche ist ein Fremder unter uns. Sein Vater würde nie so gesprochen haben. Gehen Sie wieder nach Antwerpen, wo Sie geboren und erzogen wurden, mauvaise tête!«

»Mauvaise tête vous-même; je ne fais que mon devoir; quant à vos lourdauds de paysans, je m’en moque!«

»En ravanche, mon garçon, nos lourdauds de paysans se moqueront de toi; sois en certain«, erwiderte Yorke in beinahe dem gleichen reinen Französich wie Gérard Moore.

»C’est bon! c’est bon! Et puisque cela m’est égal, que mes amis ne s’en inquiètent pas.«

»Tes amis! Où sont-ils, tes amis?«

»Je fais écho, où sont-ils? et je suis fort aise que l’écho seul y répond. Au diable les amis! Je me souviens encore du moment où mon père et mon oncle Gérard appellèrent autour d’eux leurs amis, et Dieu sait si les amis se sont empressés d’accourir à leur secours! Tenez, M. Yorke, ce mot, ami, m’irrite trop; ne m’en parlez plus.«

»Comme tu voudras.«6

Und hier hielt Mr. Yorke inne, und während er da sitzt, und es sich in seinem eichengeschnitzten, dreilehnigen Stuhl bequem macht, will ich die Gelegenheit ergreifen, das Porträt dieses französisch sprechenden Yorkshirer Gentleman zu entwerfen.

Shirley (Deutsche Ausgabe)

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