Читать книгу Die Welt wird sich ändern - Chris Cenatti - Страница 8
ОглавлениеEs ist ein Irrtum
Es ist ein Irrtum, darauf zu warten, dass andere etwas tun, Es ist auch ein Irrtum daran zu glauben, dass Politiker, Wirtschaftsbosse, Finanzjongleure oder andere Mächtige dafür sorgen, dass sich etwas ändert, und zwar schnell genug um unseren Planeten noch zu retten. Das Gegenteil ist der Fall. Die Mächtigen werden sich nicht selbst abschaffen. Das System, das schon immer auf die Gewinnmaximierung einzelner hingearbeitet hat, verhält sich nicht plötzlich ökologischer oder sozialer, nur weil wir vor einer globalen Umweltkatastrophe stehen.
Man redet Probleme klein, verweist auf ferne Ziele der Umweltpolitik, die viel zu spät greifen. Hauptsache man beschwichtigt die Bevölkerung und gibt vor, etwas zu tun. Leider wird das viel zu wenig und viel zu spät der Fall sein. „Sollen die, die nach uns kommen, unsere Umweltsünden aus der Welt schaffen!“ Dann ist man selbst schon lange im wohlverdienten Ruhestand oder auch nicht mehr da. Die Politiker retten sich mit leeren Versprechungen von einer Wahlperiode zur nächsten. Erst mal Abwarten und wieder eine neue Studie in Auftrag geben, obwohl man doch schon weiß, dass es kurz vor zwölf ist.
Ein System kann nur von außen, nicht von innen geändert werden. Das System der Macht kann nur durchbrochen werden, wenn es den Menschen gelingt, sich zu solidarisieren und sich den Auswüchsen der Macht entgegen zu stellen. Die neuen Ideen zur Rettung unseres Planeten werden nicht von den mächtigen Wirtschaftsbossen und nicht von den Politikern kommen. Sie kommen von uns selbst, wenn wir uns auflehnen gegen ignorante Machthaber.
Die Rettung des Planeten liegt an uns, die wir momentan noch ein Spielball der Mächtigen sind. Gefordert ist vor allem die junge Generation, die vor einem Scherbenhaufen stehen wird, wenn nicht bald radikale Änderungen kommen. Man vertröstet uns in den Demokratien auf die nächsten Wahlen und macht uns vor, die gewählten Politiker würden dann unsere Interessen vertreten. Leider vergessen die Politiker viel zu oft ihre Versprechen, wenn sie an der Macht sind. Dann dienen sie vor allem den Interessen ihrer Partei oder werden von Lobbyisten der Wirtschaft oder anderen machtvollen Verbänden instrumentalisiert. Schließlich wollen sie ihrer eigenen Karriere nicht schaden.
Man will uns glauben machen, dass es ohne die mächtigen Interessensverbände aus der Wirtschaft nicht geht, dass die Verfilzung von Politik und Macht nötig sei, um politische Ziele umsetzen zu können. Und so dreht sich die Spirale weiter. Die Reichen und Mächtigen gewinnen immer mehr an Einfluss, die Armen und Schwachen werden stimmlos und verlieren. Sie haben keine Lobby. Man entscheidet über ihre Köpfe hinweg. Die meisten Umweltstudien werden von den Wirtschaftskonzernen selbst in Auftrag gegeben oder von der Politik. Da wundert es einem nicht, wenn nichtgewollte Ergebnisse einfach nicht veröffentlicht werden, weil sie nicht in die Konzernpolitik oder ins politische Programm passen.
In den demokratischen Staaten gibt es Oppositionsparteien oder die freie Presse, die die Menschen kritisch informieren sollten. Leider erscheint einem so manches Statement der Opposition kleinlaut und bei manchen Artikeln der Presse, weiß man nicht, ob hier kritisch recherchiert wurde. Werden die Pressetexte der Regierung und der Unternehmen auch kritisch hinterfragt, bevor man sie druckt? Der Berufsstand der Journalisten wird von manchen Bürgern als „Lügenpresse“ tituliert. Das ist eine scharfe Kritik, aber man sollte es dennoch ernst nehmen und hinterfragen.
Oft erscheint es dem Bürger als würden unliebsame Meinungen gar nicht mehr veröffentlicht. In manchen Ländern werden ganze Fernsehsender oder Medienkanäle von Parteien und Politikern beeinflusst oder aufgekauft. Die freie Presse ist mancherorts gar nicht mehr so frei. Beiträge von Journalisten, die allzu kritische Fragen stellen oder Missstände aufdecken werden oft gar nicht mehr gesendet oder gedruckt. In den Talkshows kommen immer wieder die gleichen Meinungsmacher zu Wort, handverlesen und teilweise ohne Gegenstimme. Die Informationsmöglichkeit der Bürger wird so schon vorab eingeschränkt und während man bei anderen Ländern die Möglichkeit der freien Meinunsäußerung, das Recht auf Demonstrationen und Volksentscheide einfordert, versucht man im eigenen Land alle kritischen Stimmen mundtot zu machen. Das ist eine Doppelmoral. Entweder gilt das Grundrecht der freien Meinungsäußerung für Journalisten und Bürger oder es zählt nicht mehr. Dann verlieren wir ein wichtiges Grundrecht unseres Rechtstaates. Dies hat nichts mit dem Verbot von Hassreden und dem Aufruf von Gewalt zu tun. Hier geht es um das Recht der freien Meinungsäußerung. Wir müssen uns nicht wundern, wenn die Spezies der kritischen Journalisten langsam ausstirbt, in einem Land, wo kritische Beiträge nicht mehr veröffentlicht werden.
In den Betrieben sollten die Gewerkschaften die arbeitende Bevölkerung vertreten. Dazu gibt es in größeren Unternehmen einen Betriebsrat und einen Aufsichtsrat, der zum Teil von der Belegschaft gewählt wird. Aber die Vertreter der Arbeitnehmer, die eigentlich eine Gegenkraft zu den Arbeitgebern darstellen sollten, ändern oft ihre Meinung, wenn sie erst mal selbst zum Machtapparat gehören. Zu oft geraten junge Idealisten in die Fänge der Realpolitik. Sie werden „umgepolt“ und dem System einverleibt und so mancher Gewerkschaftler oder Sozialdemokrat findet sich später gut bezahlt im Aufsichtsrat oder als Berater eines Unternehmens wieder.
Über Jahrzehnte hinweg hat sich eine Kultur des Wegschauens und der Resignation vor dem Status Quo herausgebildet. Demokratie bringt nicht viel, wenn politische Überzeugungen weichgespült werden. Und dann gibt es noch die Bedrohung durch die Hardliner, die die demokratische Ordnung aushöhlen wollen. Es gewinnen antidemokratische, republikanische und nationalistisch gesinnte Parteien an Einfluss, die versuchen die frustrierten Massen hinter sich zu bringen. Die neuen Brandstifter auf dem politischen Parkett predigen wieder Nationalismus und Fremdenhass. Sie denken durch die Diskriminierung anderer Kulturen und Weltanschauungen von den eigentlichen Problemen ablenken zu können. Diese Parteien gewinnen gerade in jüngster Zeit immer mehr Wähler.
Zulauf bekommen die nationalistischen Parteien vor allem von frustrierten Bürgern, die immer mehr in eine soziale Notlage geraten. In den Industrienationen kann man deutlich einen steigenden Neokapitalismus erkennen, der wenig Rücksicht auf die unteren Gesellschaftsschichten nimmt. In den Großstädten versuchen Immobilienhaie die Mieten immer weiter nach oben zu schrauben. Es ist kaum mehr möglich bezahlbare Wohnungen zu finden. Die Menschen müssen gut verdienen und oft sogar mehrere Jobs annehmen, um von ihrem Geld leben zu können. Es wird immer schwieriger eine Familie zu ernähren. Viele rutschen auch in wohlhabenden Staaten in die Armutsfalle. Aufgrund von Arbeitslosigkeit oder privaten Problemen müssen manche ihr Essen bei kostenlosen Tafeln holen, um nicht zu hungern. Die neuen nationalistischen Parteien hetzen das Volk auf, ihre Armut entstünde durch die noch ärmeren Fremden, die als Flüchtlinge ins Land kommen.2 Dabei sind es vor allem die ungleiche Einkommensverteilung und hochpreisige Mieten, die die Menschen in die Armutsfalle treiben. Aber mit Fremdenfeindlichkeit kann man besser von sich selbst als Verursacher der Armut ablenken und so wird immer neuer Fremdenhass erzeugt.
Anstatt als Opfer dieser intriganten Spiele der Mächtigen zu kapitulieren, müssen die Bürger unseres (noch) reichen Landes endlich aufwachen. Sie müssen versuchen wieder eigene Interessen zu vertreten. Demonstrationen und Volksentscheide können helfen. Nur so ist ein direktes Eingreifen in die Politik möglich. Wir dürfen nicht mehr alles nachreden, was man uns vorsagt. Jeder Einzelne sollte wieder anfangen zu denken und sich selbst seine eigene Meinung bilden. Die Schule und die wissenschaftlichen Einrichtungen sollten dazu da sein, mündige und gebildete Bürger zu formen.
Die neu entwickelten Technologien müssen dem Menschen und dem Erhalt des Planeten dienen. Warum selbst heute noch das meiste Geld in die Entwicklung von Waffen zu gegenseitiger Zerstörung gesteckt wird, anstatt die anstehenden Umweltprobleme in den Griff zu bekommen und caritative Hilfen für Alte, Kranke und sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu schaffen, ist schwer nachvollziehbar.
Wir könnten alle satt werden, wenn die menschliche Gier nicht wäre. Damit einige Superreiche und ihre Clans immer mehr aus den Märkten herauspressen, müssen Millionen von Kinder hungern. Weil die Waffenlobby ihre effektivsten Tötungsinstrumente verkaufen will, müssen Tausende von Menschen in den Kriegsgebieten sterben. Das geschieht fernab von denen, die sich in ihren Villen zurückgezogen haben, um nicht gestört zu werden. Und uns möchte man erzählen, dass diese Ärmsten der Armen unseren Wohlstand gefährden und nicht die rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen und der Umwelt durch die Reichen und Mächtigen. Dringend benötigte soziale und ökologische Veränderungen werden zwar angedacht, aber in eine Zeit verlegt in der wir sie wohl leider nicht mehr erleben werden, sofern sie dann überhaupt noch möglich und sinnvoll sind. Das Eis an den Polarkappen schmilzt schon jetzt rasant schnell, der Permafrostboden taut, die Wüstengebiete breiten sich aus, die Weltmeere sind verschmutzt und aufgeheizt.
Während Wissenschaftler vor einer rasanten Veränderung des Weltklimas und den dramatischen Folgen für die gesamte Erdbevölkerung warnen, wollen uns Politiker immer noch vormachen, dass es Jahrzehnte braucht, um umweltpolitische Änderungen durchsetzen, wie z.B. die Verringerung des CO2-Ausstosses im Verkehr, den Ausstieg aus den Kohlekraftwerken oder ein Verbot von Plastikmüll und des Abholzens der Wälder. Diese Zeit haben wir nicht mehr. Wir brauchen keine Agenda 2030 und schon gar nicht eine Agenda 2050. Wir müssen jetzt handeln.
Anstatt die Gewinne aus den Waren- und Finanzmärkten in die Forschung und Wissenschaft für neue Energien und umweltfreundliche Produktion zu stecken, werden Rüstungsprojekte und ein Bau von Mauern und Zäunen zwischen armen und reichen Staaten finanziert. Mit dieser Augen-zu-Politik entwerfen wir schon jetzt ein Endzeitszenario, „Mad Max“ lässt grüßen.
Es kann keine Lösung sein, dass sich die reichen Staaten einfach eine Mauer um ihren Wohlstand bauen und aufrüsten, um die anderen nicht am Wohlstand teilhaben zu lassen. Dies wird in einer globalen Welt nicht funktionieren. Wenn Not im eigenen Land aufgrund von Hunger, Diskriminierung oder Krankheiten zu groß wird, setzen sich die Menschen in Bewegung. Es wird zu massenhaften Auswanderungen und Flüchtlingswellen kommen. Wenn wir den Menschen nicht vor Ort helfen, damit sie in ihrer Heimat überleben können, kommen sie zu uns. Jetzt schon sind laut Angaben der UN-Flüchtlingshilfe über 70 Millionen Menschen auf der Flucht und es werden täglich mehr.3
In einer Welt, in der global kommuniziert wird, erkennen die Benachteiligten, dass es wohlhabendere Länder gibt. Auch die Ärmsten der Armen wollen an dem Wohlstand teilhaben. Schon jetzt sind Flüchtlingsströme von Millionen Menschen weltweit unterwegs. Sie jagen einem Traum von einem besseren Leben hinterher und fliehen vor Hunger und Krieg. Gerne wären sie in ihrer Heimat geblieben. Niemand verlässt gerne seine vertraute Umgebung. Aber aufgrund von Kriegsverbrechen, rassistischer und religiöser Verfolgung oder mangelnder Ernährung müssen sie ihr Zuhause verlassen. Manchmal werden sie auch einfach von Schleusern mit den Versprechungen von Wohlstand und Luxus aus der Heimat gelockt. Die Schleuser wollen nur leichtes Geld die mit den Flüchtlingen verdienen. Die Flüchtlinge selbst landen oft in Notunterkünften oder sterben sogar auf der Flucht. Sind sie dann in einem der gelobten westlichen Länder angekommen, gelingt es Ihnen meist nicht die Familie nachzuholen. Sie bleiben einsam und frustriert in einem fremden Land, wo sie die Kultur und die Sprache nicht kennen und wo eigentlich kein Platz für sie ist. Viel besser wäre es, es den Menschen zu ermöglichen in ihren Ländern zu bleiben, indem man dort Kriegszustände beendet oder den Leuten hilft, eine Arbeit zu finden, um ihre Familie ernähren zu können.
Eine Politik des Abschottens ist sinnlos. Hier ist eine Politik der Menschlichkeit und der Hilfe gefragt. Gerade die reichen Staaten könnten diese Menschen unterstützen, damit sie in ihrer Heimat bleiben können. Und man muss endlich damit aufhören, Kriege anzuzetteln, bei denen es sowieso nicht um Religion oder Menschenrechte, sondern um wirtschaftlichen und politischen Einfluss geht. Kriege führen unweigerlich wieder zur Verarmung der Bevölkerung und zu neuen Flüchtlingsströmen.
Die lächerliche Entwicklungshilfe und die Spenden, die von den reichen Ländern an die armen Länder gezahlt werden, verpuffen meistens, weil sie nicht nachhaltig sind. Die armen Staaten brauchen vor allem Bildung für die Kinder und Jugendlichen und eine Chance für die Jugend später im eigenen Land eine Arbeit zu finden. Ein paar Hilfslieferungen Reis oder Mehl reichen hier nicht aus. Die Bevölkerung muss am Reichtum des Landes und an den politischen Entscheidungen beteiligt werden.
Oft sind die armen Entwicklungsländer reich an Rohstoffen oder liefern Agrarprodukte an reiche Staaten. Aufgrund korrupter Politiker und rücksichtsloser Geschäftspartner aus dem Ausland, werden die Menschen um den Reichtum ihres Landes gebracht. Die Entwicklungsländer bleiben unterentwickelt und arm, obwohl es viele Bodenschätze oder auch Landwirtschaft gibt. Würde der Reichtum im Land bleiben und richtig verteilt werden, so könnte davon die Infrastruktur und das Bildungssystem ausgebaut werden. Leider landet das Geld oft auf den Schweizer Konten von Diktatoren und ihren Familien. Hier helfen nur internationale Abkommen und eine gemeinsame länderübergreifende Strategie, wie man solche verbrecherischen Konten sperren kann und das Geld an die Länder zurückzahlt, denen es gestohlen wurde. Man könnte so viele Hilfsprojekte starten, die den armen Menschen in ihren Ländern wieder Arbeit und Nahrung bringen. Man muss nur das Geld an die Länder, denen es geraubt wurde, zurückzahlen.
2 https://www.sueddeutsche.de/politik/europaeische-Fluechtlingspolitik-routen-der-hoffnung-wege-der-verzweifelten
3 https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit