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Der junge König

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„Der König ist zu alt, als das seine Erziehung in der Hand einer Frau bleiben dürfte! Er braucht die Erziehung eines Mannes.“

„Hier gibt es keinen Mann“, erinnerte Sirit ihn sanft. „Außer, Ihr zählt die Eunuchen, Sklaven und Diener mit.“

Der Ratsherr sah die Regentin an, als hätte sie sich soeben in eine Spinne verwandelt. Angeekelt verzog er die Nase. „Dann muss der König den Palast verlassen. Alt genug ist er.“

„Und was“, fragte Sirit, „lernt er außerhalb des Palastes, was er hier nicht lernen kann? Ich habe hervorragende Lehrer für ihn geholt. Er bekommt Waffenunterricht vom Meister der Palastgarde persönlich. Selbst die Priester beteiligen sich an seinem Unterricht und bringen ihm die Gesetzeskunde nahe.“

Bei der Erwähnung der Priester lief ein Schauder über den Körper des Ratsherren, und er zog den Kopf etwas ein. Trotzdem gab der Mann nicht auf. „Der König ist ein Mann. Er braucht entsprechenden, standesgemäßen Umgang.“

„Der König ist ein Kind. Und sein Platz ist ohnehin im Palast. Der Platz des karapakischen Königs ist immer im Palast gewesen.“

Der Ratsherr sah sie mürrisch an. „Wenn der König den Palast nicht verlassen soll, müssen wir eben die Männer in den Palast hineinbringen.“

Sirit hätte fast laut losgelacht. „Im Sommerharem sind Männer, die nicht zur Familie gehören, verboten.“

„Das gilt aber nur für erwachsene Männer!“, trumpfte der Ratsherr auf. „Nicht für Kinder. Wir werden dafür sorgen, dass der König mit anderen Jungen seines Alters zusammen ist. Und ich werde persönlich die Auswahl überwachen.“ Seine Stimme wurde zuckersüß. „Wir wollen schließlich, dass unser junger Herrscher nur die allerbeste Gesellschaft genießt, nicht wahr?

Die allerbeste Gesellschaft war etwas anderes. Sirit jedenfalls hätte die Jungen, die in den nächsten Wochen so nach und nach im Palast eintrafen, nicht unbedingt alle dazugezählt. Rang und Namen hatten sie, oh ja! Niemand im Rat wäre auch nur auf die Idee gekommen, dem jungen Herrscher etwas anderes als die Söhne des Hochadels zuzumuten. Edelstes blaues Blut. Nur, dass diese Jungen sich alles andere als edel benahmen. Mindestens drei waren darunter, die in Bezug auf Benimm und Wortwahl, aber auch in Bezug auf gänzliche Unwissenheit in Belangen der Bildung jedem Gossenjungen Sawateenataris Konkurrenz machen konnten. Zwei andere gehörten zur entfernten Verwandtschaft der Mehmes, ein weiterer, Mauro, war Inagoro sogar relativ nahe verwandt, somit ein potenzieller Thronanwärter und eine direkte Gefahr für den jungen König. Und zudem sechs Jahre älter, also als Spielkamerad eigentlich ungeeignet. Mauro war alt genug, dass er unter normalen Umständen bereits seine Karriere in der Armee begonnen hätte. Dass der Thronrat ihn überhaupt in Betracht gezogen hatte, zeugte von dem großen Einfluss seines Vaters, des Herzogs Komato, eines jüngeren Cousins Kanatas – mochte die Seele des verblichenen Königs für alle Zeiten unbehelligt von den Windgeister ruhen. Und das restliche halbe Dutzend fand es nach der ersten Aufregung, in den Palast zu dürfen, hier nur elend langweilig und heckte folglich einen Unsinn nach dem nächsten aus.

Sirit holte umgehend mehr Lehrer in den Palast. Lehrer für Bildung, aber auch Waffenlehrer und Reitlehrer, die in den Höfen der Palastwachen mit ihren Schützlingen arbeiten konnten. Die jungen Herren mussten beschäftigt werden. Und sie holte zusätzliche Wachen. Schließlich streunten die jungen Herren öfters kreuz und quer durch die Stadt, nachdem sie begriffen hatten, dass ihr Betragen im Palast sich zu ändern hatte. Der Thronrat musste einsehen, dass es unverantwortlich gewesen wäre, diese zukünftigen Würdenträger des Reiches ohne Schutz zu lassen.

Die Regentin sorgte auch dafür, dass diese Wachen neben ihrem regulären Lohn noch eine ordentliche Zulage aus ihrer Privatschatulle bekamen. Für ganz besondere Wachsamkeit. Schließlich wusste man nie, vor wem ein König alles geschützt werden musste.

Einen einzigen, winzigen Vorteil hatte dieses Arrangement. Im Sommerharem war wieder Leben.

*

Sirit sah unwillig von ihrer Kalligraphie hoch. Waren Pinots Freunde auch so laut gewesen? Sie seufzte. Und erkannte in ihrem eigenen Seufzer den ihrer Mutter. Ja, Pinots Freunde waren ebenso laut gewesen. Und vermutlich ihre eigenen Freundinnen auch. Kinder waren laut, selbst in einem Palast. Der einzige, der nicht laut war, war ihr Sohn Inagoro. Der Junge hatte früh lernen müssen, dass nur Schweigen sein Überleben sicherte. Ihr Blick wanderte zu dem schwarzen Schopf, der ganz in ihrer Nähe ebenfalls über ein kalligraphisches Blatt gebeugt war. Nein, sie hatte sich geirrt. Es gab noch jemanden, der so ruhig war wie Inagoro. Ihre adoptierte Tochter Taephe. Sirit dachte an die Konkubine, die Taephe geboren hatte. Taephe hatte so vieles mit ihrer toten Mutter gemeinsam. Mehr als mit ihrem verstorbenen Vater. Das Mädchen war gut erzogen, lernwillig und ehrerbietig. Aber wann hatte Taephe das letzte Mal gelacht?

„Taephe!“

„Ja, Mutter des Königs?“ Der Schopf mit den drei rabenschwarzen Zöpfen hob sich.

„Du hast genug geübt für heute. Geh spielen!“

Das Mädchen zögerte.

„Geh nur. Wenn du magst, kannst du Inagoro fragen, ob du dich seiner Gruppe anschließen darfst.“

„Das wäre nicht schicklich, Mutter des Königs. Ich bin nur ein Mädchen.“

„Das hat weder dich noch Inagoro gestört, bevor die anderen Jungen in den Palast gebracht wurden.“

„Es stört uns auch heute noch nicht, solange wir alleine sind. Oder zumindest nur die Kinder der Diener bei uns sind. Aber die anderen Jungen ziehen Inagoro auf, dass er mit einem Mädchen spielt. Er hat sich sogar schon deswegen mit ihnen geprügelt.“

So, das also war der Grund für die Prügelei gewesen. Inagoro hatte nicht mit der Sprache herausgewollt, als sie ihn gefragt hatte.

Natürlich, Inagoro war König. De jure. Von einem König, egal wie jung er war, erwartete man gewiss nicht, dass er mit Mädchen spielte. Und noch weniger, dass er sich wegen einem Mädchen prügelte.

„Dann sollte ich dir vielleicht auch ein paar standesgemäße Gefährtinnen kommen lassen.“

Taephe zuckte zusammen. „Lieber nicht, Mutter des Königs.“

„Warum nicht?“ Sirit war ehrlich erstaunt.

„Ich habe zwei von ihnen getroffen.“ Taephes Stimme war klar, aber sehr leise. „Als sie die Jungen hierher brachten.Ich habe sie gegrüßt und gefragt, ob sie mit mir zu den Goldfischteichen gehen wollten. Sie haben mich gefragt, wer ich bin. Und als ich es ihnen gesagt habe, haben sie mich ausgelacht und gesagt, dass sie niemals mit der Tochter einer Konkubine, die sich zuvor als Junge verkleidet hatte, spielen würden.“

Sirit seufzte. Der karapakische Adel war gut geschult darin, seine Vorurteile an die nächste Generation weiterzugeben. Wenn sie in Kirsitan gewesen wären …

Sirit spürte eine sanfte Berührung. Taephe war neben sie getreten. „Sorgt Euch nicht, Mutter des Königs. In den Hütten der Diener verlacht mich niemand. Ich habe dort genügend Freunde und Freundinnen, denen ich jederzeit willkommen bin.“

Sirit nickte und entließ Taephe mit einer Handbewegung. Gedankenverloren sah sie dem Mädchen nach, als es in den Garten hinausging. Ein schlanker Körper, ein geschmeidiger Gang. Taephe versprach, eines Tages eine Schönheit zu werden. Einmal abgesehen von der Mehme-Nase, natürlich.

Taephe sah den Jungen zu. Natürlich war es nicht schicklich, dass sie sich als Mädchen außerhalb des Sommerharems aufhielt, aber es war zu verlockend gewesen, weiterhin dem Unterricht zu folgen. Taephe hatte Geschmack am Lernen gefunden, damals … als sie noch ein Junge sein sollte, damals, als ihre Mutter noch lebte. Mittlerweile konnte Taephe ohne Bitterkeit an ihre Mutter denken. Mittlerweile wusste Taephe, wie großherzig die Mutter des Königs in jener Nacht gehandelt hatte.

Der Lehrer ignorierte Taephe. Die Jungen ignorierten sie ebenfalls. Es war, als sei sie überhaupt nicht da. Aber nichts und niemand konnte sie daran hindern, ihre Ohren aufzusperren und zuzuhören.

Na schön, beinahe nichts. Außer natürlich die Langeweile, wenn der Lehrer zum achten oder neunten Mal die gleiche Berechnung erklärte. Was bei den Göttern war so schwierig an einem einfachen Dreisatz? So dumm konnten die Jungen doch nun wirklich nicht sein. Nicht einmal Pokoko, der mit dem krummen kleinen Finger, der gerade noch einmal nachfragte. Taephe entfuhr unwillkürlich ein entnervtes Stöhnen.

Der Blick des Lehrers wanderte missbilligend zu ihr. „Du störst!“, stellte er ungehalten fest. „Wie sollen die jungen Herren sich da konzentrieren? Geh zurück zu deinen Puppen und überlass die Männer ihrer Arbeit!“

Taephe reichte es. „Die jungen Herren können sich nicht konzentrieren, weil sie nur an ihre Wetten bei den Hahnenkämpfen heute Nachmittag denken. Würden sie sich konzentrieren, hätten sie schon längst gemerkt, dass die Buchmacher sie regelmäßig hereinlegen und ihnen niemals die volle Summe gewonnenen Geldes auszahlen.“

Jetzt hatte Taephe die volle Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe.

„Du weißt von den Hahnenkämpfen?“

„Ja.“ Taephe nickte Inagoro zu. „Ich habe sie … früher … auch besucht.“

„Und woher weißt du, dass die Buchmacher uns betrügen?“

„Euch nicht, königlicher Bruder, das würden sie nicht wagen. Aber die anderen schon. Weil sie wissen, dass Eure Freunde nicht richtig nachzählen können.“

„Und das weißt du woher?“ Für einen Moment schien der Lehrer vergessen zu haben, dass er mit einem verachtenswerten Mädchen sprach.

„Die Jungen erzählen es ja laut genug, wie viel sie einsetzen, wie hoch die Quote war, und was sie gewonnen oder verloren haben. Wenn ich diese Zahlen in einen Dreisatz setze, erkenne ich sofort, ob die Wetten ehrlich waren.“

„Interessant.“ Inagoro hatte sich vorgebeugt. Sein Zeigefinger massierte seine Nasenwurzel, wie immer, wenn er nachdachte. „Wenn sie das heute wieder tun, und du kannst das beweisen, dann bekommen wir viel, viel Gold. Und wenn sie uns das nicht geben, lassen wir sie wegen Betrug verhaften.“

„Entschuldigt, mein König!“ Das war wieder der Lehrer. „Ihr könnt unmöglich ein Mädchen aus dem Sommerharem zu den Wettkämpfen mitnehmen. Das schickt sich nicht. Ich selbst werde mit Euch kommen und die Quoten kontrollieren.“

„Nein.“ Inagoro hatte sich entschlossen. „Wenn ein Erwachsener mitkommt, merken sie bestimmt was. Es muss Taephe sein. Sie kann sie sich ja wieder als Junge verkleiden.“

Der Lehrer und Taephe zuckten unisono zusammen. Der Lehrer fuchtelte nervös mit beiden Händen in der Luft herum. „Unmöglich, ganz unmöglich! Das schickt sich nicht, wirklich nicht! Mein König, denkt an die Ehre Eures Hauses!“

„Tue ich doch.“ Inagoro war die Liebenswürdigkeit in Person. „Die Ehre meines Hauses verbietet mir, zuzulassen, dass meine Freunde betrogen werden. Wir werden es so machen, wie ich es will.“

Wenn Blicke töten könnten, wäre Taephe schon bei den Windgeistern gewesen. Der Blick des Lehrers verhieß Gewitterwolken. Die Blicke von Inagoros Freunden waren noch finsterer. Die Jungen schätzten es nicht, dass ausgerechnet ein Mädchen ihre Schwäche erkannt und sie bloßgestellt hatte. Bloß Mauro, der dreizehnjährige Enkel von Herzog Kiomo, dem jüngsten Bruder ihres Großvaters Kanata, lächelte sie an. Taephe lief es kalt über den Rücken. Ein ähnliches Lächeln hatte sie bei ihrem Vater gesehen.

Taephe ging mit zu den Hahnenkämpfen, eingehüllt in die Kleidung und den Umhang eines Jungen. Es war das letzte Mal, dass sie den Palast verließ. Die Jungen bekamen viel Geld an diesem Tag. Taephe bekam heftige Schelte von ihrer Zofe, der Palastwache und einem ekelhaften Ratsherrn, der extra deswegen eine Audienz bei der Regentin eingefordert hatte. Sein Schwabbelbauch hatte mit seiner empörten Stimme um die Wette vibriert. Taephe war die Schelte egal. Nicht egal war ihr der stumme Blick, mit dem die Mutter des Königs sie einige Minuten lang musterte, bevor sie Taephe mit einer Handbewegung entließ und in ihre Gemächer zurückschickte.

Die Jungen mochten Taephe deswegen kein bisschen mehr. Im Gegenteil, es war fast, als hätte sie persönlich jeden einzelnen von ihnen beleidigt. Taephe zog es vor, aus dem Blickfeld der Jungen zu verschwinden. Den Unterricht besuchte sie nie wieder.

Wenige Tage später teilte der Kronrat Sirit mit, dass aus Gründen der Schicklichkeit und eines angemessenen Umgangs der König und seine Freunde nicht länger im Sommerharem nächtigen sollten. Inagoro zog mit seinen Freunden um in die Kasernen der Palastgarde.

*

Sirit wanderte mit raschen, kleinen Schritten durch den Geheimgang. Wie oft war sie diesen Weg schon gegangen? Sirit wusste es nicht mehr. Unhörbar, unsichtbar, ein Geist, von dem niemand wusste. Nur hier war sie frei, nur hier fesselten sie weder Tradition noch Wächter noch Mauern. Hatte sie wirklich geglaubt, als Tolioros Ehefrau überaus eingeschränkt gewesen zu sein in ihrer Freiheit? Eine Regentin war noch stärker eingeschränkt. Eine Regentin war gefesselt in ihrer eigenen Macht.

Nur hier konnte sie sich noch bewegen, ohne jemandem Rechenschaft abzulegen. Die Geheimgänge des Schlosses. Geheimgänge in Tolor, Geheimgänge in Sawateenatari. Geheimgänge schienen ihr Schicksal zu sein.

Ihre Dienerinnen hatten sich daran gewöhnt, dass die Mutter des Königs manchmal in ihren Gemächern verschwand und stundenlang unauffindbar war. Keine von ihnen wagte es, zu fragen, wohin Sirit verschwand und was sie in dieser Zeit tat. Sie war wohl nicht die erste Frau im Sommerharem, die dergleichen tat. Einige der Gänge hatten so ausgesehen, als ob sehr häufig jemand durch sie gegangen war. Gänge, die auch zu ihren ehemaligen Räumen als Tolioros Gemahlin führten. Sirit konnte sich nur eine einzige Frau vorstellen, die dafür infrage kam: Iragana. Welch eine Ironie, dass ihre Feindin die gleichen Wege gegangen war wie sie selbst.

Sicheren Schrittes bog Sirit in einen abzweigenden Gang. Es war dunkel, wie überall in den Gängen, aber Sirit war diesen Weg so oft gegangen, dass sie ihn auswendig kannte und selbst dann sicher an ihr Ziel gelangt wäre, wenn ihre Zauberaugen ihr nicht freien Blick durch Dunkelheit und Mauern gegeben hätten.

Hier begannen die Kasernen der Palastgarde. Sie schaute durch die Wand hinaus. Der Junge schlief, alleine, wie es sein Vorrecht war. Sirit tastete über die Wand und drückte den verborgenen Riegel. Lautlos glitt ein Segment der Wand zurück. Sirit trat in das Zimmer und ging zu dem Bett. Behutsam, um den schlafenden Jungen nicht zu wecken, setzte sie sich an den Rand des Lagers. Inagoro atmete gleichmäßig. Sein Gesicht war entspannt, wirkte fast glücklich. Sirit konnte nicht widerstehen. Sanft strich sie mit ihrer Hand über seine Wange. Der Junge öffnete schlaftrunken die Augen.

„Mutter?“

„Sssssh, ruhig, schlaf weiter, du träumst nur.“

Gehorsam schloss der Junge die Augen wieder.

Wie schon so oft in den letzten Monden, begann Sirit zu reden, ein leises, gleichmäßiges Murmeln. „Du bist der König“, begann sie, wie jedes Mal. „Als König trägst du Verantwortung. Als König musst du in den Gesichtern der Menschen lesen und in ihre Herzen sehen. Lass dich nicht von Worten täuschen. Ich weiß, dass Ratsherr Takovra dir heute versichert hat, dass er und seine ganze Familie hinter dir stehen, immer schon hinter dem Haus Mehme gestanden haben. Glaube ihm nicht. Takovras Sippe gehörte zu jenen, die im Rat immer wieder gegen deinen Großvater gestimmt haben. Und das Haus Nimxa ist mit ihnen verbunden …“

Inagoro kuschelte sich gegen Sirits Hand, während sie ihren Monolog fortsetzte. Wer wusste schon, was er hörte. Sirit redete, weil auch ihre Mutter so mit ihr und ihren jüngeren Geschwistern geredet hatte. Weil ihre Mutter immer gesagt hatte, dass die Seelen der Kleinen im Schlaf begieriger das Wissen aufsaugten als im Wachen. Inagoro brauchte dieses Wissen. Und da die Männer offensichtlich nicht willens waren, es ihm zu geben, hatte Sirit diesen Part übernommen. Gut, er war Tolioros Sohn. Aber er war auch ihr Kind. Soviel war sie ihm schuldig.

Einen Augenblick überlegte sie, was wohl aus diesem Kind geworden wäre, hätte sie es in Kirsitan, der Heimat ihrer Mutter, aufziehen können. Oder in Tolor, beim Volk ihres Vaters. Nein. Sirit schob den Gedanken energisch wieder zur Seite. An diesem Kind war nichts, was auf seine Berg-Abstammung hindeutete. Keine hellere Haut, keine helleren Haare, keine helleren Augen. Braun, schwarz und braun war dieses Kind, ein Ebenbild seines Vaters, bis hin zu der Falkennase der Mehmes. Wenigstens hatte der Junge nicht Tolioros Boshaftigkeit geerbt. Sirit war den Göttern aufrichtig dankbar dafür.

Hornstachler

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