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5.

Kurz nach dem Start vom regionalen Raumhafen von Cork war die Space Hopper in den Hyperraum eingetaucht und von der Bildfläche eines jeden Ortungsgeräts verschwunden. Michelle hatte zuvor Rick Blattning kontaktiert und ihm von der Dringlichkeit ihres Fluges berichtet. Dank seinen guten Beziehungen hatten sie eine Ausnahmegenehmigung für einen schnellen Abflug ohne lange Wartezeit und ohne große Formalitäten erhalten.

Es blieb auch keine Zeit, um David Mitchell und seine Freundin Jamalla Sahil aus ihrem Urlaub in Australien abzuholen. Zudem hatte ihnen David beim letzten Gespräch über den Kommunikator mitgeteilt, dass Jamalla schwanger sei und er sich überlegen würde, auf weitere Raumflüge zu verzichten, um sich auf das Familienleben vorzubereiten.

Somit hatte sich das Team auf Michelle, Neha und ihn selbst reduziert. Christopher hatte sich bereits Gedanken über einen neuen Copiloten gemacht. Dabei war ihm spontan Devian Tamlin eingefallen, den Gleiterpiloten aus Tongalen, mit dem sie sich während des Aufstands angefreundet hatten und der sich bei der letzten Begegnung bereits für diesen Posten interessiert hatte. Christopher nahm sich vor, ihn nach der Rückkehr zu kontaktieren.

Obwohl sie über keine Flugerfahrung verfügte, übernahm Michelle auf diesem Flug zumindest symbolisch die Rolle des Copiloten. Neha hatte sich in eine eigene Kabine zurückgezogen und ruhte sich aus. Sie verweilte die meiste Zeit in ihrem seit einigen Wochen typischen meditativen Zustand, in dem sie Kontakt zu ihrer Sphäre unterhielt. Während des Flugs durch den Hyperraum wurde der Raumgleiter mittels Autopiloten gesteuert, sodass sich auch er und Michelle in ihrer Kabine Ruhe gönnen konnten.

Nach dem Eintauchen in den Normalraum innerhalb des TONGA-Systems offenbarte sich Christopher und Michelle ein mittlerweile vertrautes Bild. Für Neha hingegen bedeutete es die erste Rückkehr zu ihrem Heimatplaneten auf ­konventionellem Weg.

Christopher steuerte unverzüglich den Nordpol an. Michelle nahm mit dem leitenden Wissenschaftler Kevin Steffen Kontakt auf und kündigte ihm ihre bevorstehende, unplanmäßige Ankunft an. Kevin, der sich durch das nicht lange zurückliegende gemeinsame Abenteuer mit dem Team der Space Hopper verbunden fühlte, freute sich sehr darüber. Michelle teilte ihm den Grund des überraschenden Besuchs mit, worauf Kevin ihnen versicherte, sofortige Vorbereitungen für einen Tauchgang in den untereisischen See in die Wege zu leiten.

Auf dem Grund dieses Gewässers, zum größten Teil im Boden vergraben, lag seit Urzeiten eine Sphäre. Bei ihrem letzten Abenteuer hatte Christopher eigenmächtig einen waghalsigen Tauchgang unternommen und war ins Innere dieser fremden Kugel geholt worden. Nach einem weiteren Transfer in eine andere Sphäre war er überraschend der tot geglaubten Neha begegnet.

Christopher zeigte sich erleichtert darüber, dass es für einen schnellen Tauchgang keine Hindernisse gab und dass Kevin sich bereit erklärte, ihn und seine Gefährtinnen zu unterstützen. Kevin bot sogar an, sie beim Tauchgang zu begleiten und das Boot zu steuern.

Nach der Landung am Nordpol versammelten sich Christopher und Michelle zusammen mit Kevin und Sil Weaver im Aufenthaltsraum, versorgten sich, während das Tauchboot vorbereitet wurde, mit Snacks und Getränken und informierten sich gegenseitig über die neuesten Errungenschaften und Erlebnisse. Neha hatte es vorgezogen, bis das Tauchboot bereit war, in ihrer Kabine an Bord der Space Hopper zu bleiben.

»Wir haben im Wasser Mikroorganismen entdeckt«, berichtete Kevin. »Nach eingehenden Untersuchungen stellten wir fest, dass es dieselben oder ähnliche Organismen sind wie jene, die schon im einundzwanzigsten Jahrhundert im Lake Wostok in der Antarktis auf der Erde entdeckt worden sind.«

»Ist ein Irrtum ausgeschlossen?«, fragte Christopher skeptisch.

»Ja, die Abweichungen sind derart minimal, dass es sich nur um geringe Mutationen handeln kann. Ein weiterer Faktor unterstützt diese Theorie. Die Organismen, die wir hier gefunden haben, sind wesentlich älter als jene im Lake Wostok. Wir gehen davon aus, dass dies der Grund für die kleinen Unterschiede ist.«

»Kann es Zufall sein, dass auf zwei verschiedenen Planeten in verschiedenen Sonnensystemen dieselben Organismen gedeihen?«

»Kaum.«

»Aber das würde heißen, dass sie den Weg von einem zum anderen Planeten gefunden haben. Fragt sich dann nur, von welchem zu welchem.«

»Hier kommt der dritte Faktor ins Spiel«, setzte Kevin seinen Bericht fort. »Die hiesigen Organismen sind sogar älter als die Erde selbst. Somit ist es ausgeschlossen, dass sie von der Erde hierhergelangt sind, sondern umgekehrt.«

Christopher starrte Kevin verwundert an. »Wie sollen sie denn in den Lake Wostok ge…«

Noch bevor er seine Frage vollständig ausgesprochen hatte, traf ihn die Antwort wie ein Geistesblitz. »Eine Sphäre.«

»Genau«, bestätigte Kevin. »Eine andere Möglichkeit sehen wir nicht.«

»Das würde heißen, die Sphäre aus dem Lake Wostok müsste auch im See hier auf TONGA-II gewesen sein.«

»So muss es gewesen sein. Wir vermuten, dass dies geschah, bevor der See mit einer Eisschicht zugedeckt wurde.«

Christopher dachte eine Weile über Kevins Aussage nach. Es passte alles zusammen. Die Sphären hatten die Erde seit ihrer Entstehung überwacht. Sie mussten gewusst haben, dass sich irgendwann intelligentes Leben entwickeln würde. So auch hier auf TONGA-II. Wie viele Planeten gab es im Universum noch, die von ihnen überwacht wurden und die ebenfalls intelligentes Leben hervorgebracht hatten oder es noch würden?

Doch eine andere Frage bereitete Christopher weit mehr Kopfzerbrechen: Wer waren die Wesen, für die die Sphären all diese Planeten überwachten? Er hatte bei seinem Aufenthalt in Nehas Sphäre erfahren, dass die Erbauer der Sphären einer unbekannten außerirdischen Spezies angehörten, die seit Jahrmillionen das gesamte Universum bevölkerten und mit den Partikeln in Symbiose lebten.

Sein Interesse an diesen fremden Wesen war mehr denn je geweckt. Aber er wusste auch, dass der Weg zu ihnen zum einen über die Sphären und zum anderen über die Nanopartikel führte. Daher wandte er sich an Sil.

»Gibt es Neues bei deiner Partikelforschung?«

Sil Weaver war Nanotechnikerin und arbeitete für gewöhnlich in Rick Blattnings Technologiekonzern. Doch seit einigen Monaten unterstützte sie das Forschungsteam, das bei den Bohrungen zum untereisischen See auf dieselben Nanopartikel gestoßen war, die schon früher sowohl im Lake Wostok auf der Erde wie auch im untereisischen Meer unter dem Eispanzer des Jupitermondes Europa entdeckt worden waren. Dass diese Partikel außerirdischen Ursprungs waren, galt seit dem Fund auf dem Jupitermond als erwiesen. In welchem Zusammenhang all diese Fundorte zueinander standen, war nach wie vor unbekannt.

Die Partikel selbst besaßen im Kollektiv große Fähigkeiten, deren Ausmaß ebenfalls nicht vollständig bekannt war. Zum einen lenkten und beeinflussten sie die Sphären, große, transparente Energiekugeln, die zur einen Hälfte mit Wasser und zur anderen mit einem anpassbaren Luftgemisch gefüllt und seit langer Zeit im gesamten Universum auf der Suche nach geeignetem Rohmaterial waren, aus dem neue Partikel generiert werden konnten. Die vor kurzem gefundenen Partikel auf MOLANA-III hatten sich jedoch als ungeeignet, ja sogar als äußerst gefährlich erwiesen.

Zum anderen waren die Partikel in der Lage, Lebewesen zu beeinflussen. Wie stark dieser Einfluss sein konnte, war ebenfalls nicht bekannt. Ob Menschen ihres eigenen Willens beraubt werden konnten, wussten sie nicht. Sil hoffte, durch ihre Forschung mehr darüber zu erfahren.

»Über die Partikel selbst gibt es nichts Neues. Lediglich die Bestätigung, dass es sich bei den in den untersten Eisschichten gefundenen um dieselben Partikel handelt, die auch auf dem Grund des Sees, in der Nähe der Sphäre sowie in ihrem Innern entdeckt worden sind.«

»Das bestätigt auch die Annahme, dass die Sphäre schon seit Urzeiten da unten liegt«, kommentierte Kevin.

»Und es deckt sich mit den Informationen, die ich damals von Nehas Sphäre erhalten habe«, fügte Christopher hinzu.

»Wie geht es Neha eigentlich?«, fragte Kevin.

»Den Umständen entsprechend gut. Sie hat in letzter Zeit das Alleinsein vorgezogen. Ich nehme an, sie steht oft mit ihrer Sphäre in Verbindung.«

»Hat sie einen Grund genannt, warum sie ihr Kind unbedingt dort zur Welt bringen will?«

»Nein, aber bei meinem letzten Aufenthalt in einer der Kugeln hat mir dieser Junge namens Ahen berichtet, er sei der neue Hüter der Sphären.«

»Ist er nicht das Produkt einer Mentalprojektion?«

»Dachte ich auch, aber anscheinend steckt mehr dahinter. Er behauptete jedenfalls, Neha und ich wären seine Eltern. Am Ende unserer Begegnung, als wir ihn fragten, ob wir ihn wiedersehen würden, meinte er, wir müssten zunächst dafür sorgen, dass es ihn in Zukunft auch wirklich geben werde.«

»Du glaubst, Neha wird ihn demnächst zur Welt bringen?«

»Neha glaubt daran. Ich bin mir nicht so sicher. Gezeugt wurde er aber vor meiner ersten Begegnung mit ihm.«

»Dann könnte es sich um eine von Neha ausgehende Projektion gehandelt haben.«

»Das hatte ich zuerst auch gedacht. Dem widerspricht jedoch die Tatsache, dass unser Freund Ernest Walton ihm schon vor über sechzig Jahren begegnet ist.«

»Das ist allerdings merkwürdig.«

Plötzlich summte Kevins Kommunikator.

»Was gibt’s?«, fragte er.

»Das Tauchboot ist bereit«, hörten sie aus dem Lautsprecher.

»Dann lasst uns abtauchen.«

Eine halbe Stunde später standen sie vor der Einstiegsluke des Tauchbootes. Christopher stieg als erster ein, gefolgt von Neha und Michelle. Kevin bildete den Schluss und verschloss den Einstieg hinter sich. Dann setzte er sich auf den Pilotensessel und aktivierte das Steuersystem.

Kurz darauf setzte sich das Boot an den Gleitschienen entlang nach unten in Bewegung, durchquerte die Dekontaminations- und die Druckausgleichsschleuse und verließ wenig später den Schacht. Die Umgebung außerhalb des Bootes verdunkelte sich sofort. Auch als das Boot die Wasseroberfläche berührte und untertauchte, änderte sich daran nichts. Kevin übergab der Schiffssteuerung die Koordinaten des Sphärenstandortes und schaltete die Scheinwerfer ein.

Michelle saß neben Neha auf einem der beiden hinteren Sitze und beobachtete das Geschehen schweigend. Seit dem Start des Tauchbootes konnte sie bei Neha eine ungewohnte Nervosität erkennen. Ihr Atem ging teilweise ruckartig, und sie änderte häufig ihre Sitzposition im Sessel. Konnte es sein, dass sie von ihrem Vorhaben nicht hundertprozentig überzeugt war?

Kevin beschleunigte und ließ das Boot senkrecht in die Tiefe tauchen. Minuten vergingen, in denen sich weder das Bild im Panoramafenster noch auf den Anzeigen änderte. Nur die Zahl des Tiefenmessers stieg in gleichbleibender Geschwindigkeit.

Michelle wusste nicht, wie lange sie schon unterwegs waren, als unter ihnen plötzlich das vertraute blaue Leuchten erschien. Die Sphäre schien sie zu erwarten und machte sich bemerkbar.

Kevin drosselte die Geschwindigkeit und steuerte das Boot auf das Licht zu. Dieses verstärkte sich beinahe zu einem Weiß, bevor es den Anschein erweckte, es befände sich überall um sie herum. Wenig später schwächte es sich wieder ab, während sich gleichzeitig das Blau intensivierte.

»Ich bin gespannt, ob wir auch diesmal wieder zusammen mit dem Boot reingeholt werden«, sagte Kevin.

Doch bis es soweit war, mussten sie sich noch gedulden. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Lichtpunkte erschienen, auf sie zuschossen und sie einhüllten.

Michelle erinnerte sich an Christophers Schilderung über seinen ersten Tauchgang zum selben Ort, als die Lichtpunkte ins Innere des Bootes drangen, seinen Körper umhüllten und er sich gleich darauf an einem anderen Ort wiederfand. Damals hatte die Sphäre nur seinen Körper aus dem Boot geholt. Sämtliche anderen Gegenstände, auch seine Kleider und Schuhe, waren zurückgeblieben.

Als sie die mittlerweile vertrauten Lichtpunkte außerhalb des Bootes sah, wartete sie nur darauf, dass sie auch diesmal ins Innere dringen und sie alle umhüllen würden.

Aber sie taten es nicht. Stattdessen wurde das Tauchboot durch immer mehr Lichtpunkte eingehüllt, bis von dem blauen Licht dahinter nichts mehr zu sehen war. Gespannt starrte sie durch das Panoramafenster nach draußen. Die Lichtpunkte schienen beinahe eine hypnotische Wirkung zu entfalten.

Plötzlich verschwanden sie. Von einem Augenblick zum anderen änderte sich das Bild im Panoramafenster.

Michelle erkannte sofort die vertrauten blauen Türme und im Vordergrund die vielen unförmigen Plattformen. Das Tauchboot befand sich anscheinend auf einer davon. Am rechten Rand des Panoramafensters konnte sie eine Art Hügel mit einem großen Loch erkennen, was ihr ebenfalls vertraut vorkam. Es handelte sich um einen der Eingänge zum Innern der Sphäre. Allerdings wussten sie bis heute nicht, ob innerhalb einer Sphäre mehrere davon existierten.

»Sieht so aus, als sei wie letztes Mal das ganze Boot hineingeholt worden«, unterbrach Kevin das Schweigen.

»Meine Transfers verliefen bisher anders«, erwiderte Christopher.

»Dann lasst uns aussteigen. Das Wetter scheint angenehm zu sein.«

Einer nach dem anderen erhoben sie sich aus den Sitzen. Kevin öffnete die Luke und stieg als Erster aus, gefolgt von Neha und Christopher. Michelle bildete den Abschluss.

»Scheint eine sehr große Plattform zu sein«, bemerkte Kevin. Er machte ein paar Schritte auf die Höhle zu, blieb stehen und richtete den Blick weiterhin geradeaus. »Ich habe mich letztes Mal schon darüber gewundert, wie man sich hier in den Distanzen täuschen kann.«

»Ging mir beim ersten Mal auch so«, erwiderte Christopher. »Man macht einige Schritte und denkt, man nähere sich dem Ziel, um dann festzustellen, dass man nach wie vor fast gleich weit davon entfernt ist, weil die Distanz viel größer ist, als man gedacht hat.«

Kevin drehte sich um die eigene Achse. »Wie geht es jetzt weiter?«

Michelle, Christopher und Kevin blickten fragend zu Neha.

»Ich schlage vor, wir begeben uns in die Höhle und schauen, was dann passiert«, erwiderte sie.

»Hast du eine ungefähre Ahnung, wann es mit der Geburt soweit sein wird?«, fragte Christopher.

»Ja. Sobald ich in meiner Sphäre bin, wird es geschehen.«

»Aber das hier ist nicht deine Sphäre. Wir werden noch einen Transfer hinter uns bringen müssen. Mindestens einen.«

»Es wird hier im Inneren geschehen.«

»Weißt du, wie es danach weitergehen wird?«

»Nach dem nächsten Transfer?«

»Nein, nach der Geburt. Werden wir mit dem Kind einfach wieder zurückkehren?«

»Dann hätten wir gar nicht erst hierherkommen müssen«, meinte Michelle lakonisch.

»Ich glaube nicht, dass Ahen mit uns zurückkehren wird«, antwortete Neha.

»Wenn es so ist, nehme ich an, dass du auch bleiben wirst. Irgendein menschliches Wesen muss sich um den Säugling kümmern.«

»Ich weiß es nicht.«

Michelle sah Neha verwundert an. Eigenartigerweise machte sie trotz ihrer unschlüssigen Antworten einen sehr entschlossenen Eindruck.

Neha drehte sich um und ging mit zügigen Schritten auf die Höhle zu. Christopher, Michelle und Kevin folgten ihr unverzüglich.

Nachdem sie über eine Viertelstunde ins Innere der blauen Höhle eingedrungen waren, ging Neha plötzlich in die Knie und griff sich mit den Händen an den Kopf. Sofort eilten die anderen herbei und knieten sich neben ihre Gefährtin.

»Was ist mit dir?«, fragte Michelle besorgt.

Neha antwortete nicht. Ihr starrer Blick war auf den Boden gerichtet. Sie atmete heftig.

Nach einer Weile sagte sie: »Etwas Schlimmes wird passieren oder ist bereits geschehen.«

»Etwa hier?«

»Nein.«

»Wo dann?«

»Ich weiß es nicht.«

»Was wird passieren?«, wollte Michelle wissen.

»Es ist etwas mit meiner Sphäre.« Nehas Stimme klang verzerrt.

»Sie wurde doch nicht etwa zerstört.«

»Das glaube ich nicht. Sonst würde ich keine Signale mehr von ihr empfangen. Aber ich kann nicht sagen, was es ist. Ich spüre nur einen sehr starken mentalen Druck, der von ihr ausgeht.«

Kaum hatte Neha zu Ende gesprochen, entstand unmittelbar vor ihnen ein winziger Lichtpunkt, der sogleich zu wachsen begann. Er dehnte sich in alle Richtungen aus und nahm immer mehr die Form eines senkrecht stehenden Ovals an. Michelle wusste, um was es sich dabei handelte. Die Sphären benutzten diese Lichtobjekte, um Gegenstände von einem Ort zu einem anderen zu transferieren. Obwohl sie mittlerweile schon mehrmals solche Transmissionen erlebt hatte, spürte sie aufgrund Nehas vorheriger Aussage eine große Anspannung. Was würde sie in der anderen Sphäre erwarten?

Plötzlich kippte Christoper zur Seite und blieb regungslos auf dem Boden liegen.

»Nein«, rief Michelle verzweifelt, »nicht du auch noch.«

Sie griff nach seiner Schulter und drehte ihn auf den Rücken. Er lag einfach nur da, die Augen geöffnet und den Blick starr nach oben gerichtet. Sein Atem ging regelmäßig und ruhig.

Das leuchtende Oval hatte sich mittlerweile vergrößert und ließ bereits die ersten funkelnden Punkte erkennen. Doch dann geschah etwas, mit dem niemand gerechnet hatte. Die Lichtpunkte schossen nicht auf sie alle zu, umhüllten nicht jeden der Gruppe. Sie umschlossen nur Neha.

Ratlos und verblüfft knieten Michelle und Kevin daneben und starrten auf den leuchtenden Kokon, der sich mittlerweile um Neha gebildet hatte. Ihre Gestalt war kaum mehr zu erkennen.

Als Michelle schon fast nicht mehr daran glaubte, dass sich etwas verändern würde, war der Spuk plötzlich vorbei. Verschwunden waren die Lichtpunkte und das leuchtende Oval. Mit ihnen auch Neha.

Christopher lag immer noch reglos auf dem Boden und hatte von all dem nichts mitbekommen.

»Jetzt geht es wieder los mit diesen ungewissen Situationen«, lamentierte Michelle.

»Noch ist nichts Schlimmes passiert«, versuchte Kevin sie zu beruhigen. »Anscheinend wollte die Sphäre nur Neha zu sich holen. Zudem kommt mir Christophers Zustand sehr bekannt vor.«

»Du denkst, er hat wieder einen dieser Wachträume?«

»Davon bin ich überzeugt.«

»Die Frage ist nur, wohin ihn seine Mentalprojektion dieses Mal verschlagen hat.«

»Falls es seine eigene Mentalprojektion ist.«

Der Hüter der Sphären

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