Читать книгу Unser Schrebergarten für Dummies - Christa Pöppelmann - Страница 17
Gärtnern für den Sozialismus in der Kleingartensparte
ОглавлениеDie DDR-Führung stand dem Schrebergartenwesen anfangs eher ablehnend gegenüber. Zu sehr galt es als nationalsozialistisch verseucht und überhaupt widersprach das private Gärtnern auf dem eigenen Stück Land den Idealen des werktätigen Kollektivs. Das änderte sich Mitte der 1970er-Jahre. Die privaten Gärten wurden nun als wichtiger Beitrag zur Versorgung der Gesellschaft gesehen und die einzelnen »Sparten« animiert, möglichst viel Obst, Gemüse, Eier, Fleisch und Felle zu erzeugen. Allzu viel Ziergrün oder gar größere Rasenflächen waren verpönt, die Zucht von Hühnern und Kaninchen, teils auch Schafen und Ziegen dagegen ausdrücklich erwünscht. Die Produkte wurden bei den regionalen Sammelstellen abgegeben und gut bezahlt. So gut, dass manche Kleingärtner ihren ganzen Ertrag verkauften und dann billiger im örtlichen Konsum wieder einkauften. Aber nicht nur deshalb waren die Gärten äußerst beliebt (und die Nachfrage wie heute größer als das Angebot), sondern auch, weil sie wie die Freizeitdatschen für Familien und Freundeskreise der bevorzugte Ort des Zusammenseins waren. Die Häuser auf den Gartengrundstücken waren jedoch oft erheblich größer und solider als die Freizeitdatschen und wurden während der Gartensaison auch wochen- oder monatelang bewohnt.
Seit 1968 und auch noch nach der Wiedervereinigung bis 2003 vermittelte die Fernsehmoderatorin Erika Krause in ihrer beliebten Ratgebersendung Du und Dein Garten kleingärtnerisches Know-how. Mit Geschichten übern Gartenzaun spielte auch eine DDR-Familienserie in einer Kleingartenanlage – heute eine vergnügliche Milieustudie.
Andererseits muss das nicht bedeuten, dass Sie nicht auch in Datschensiedlungen oder anderen Freizeitkolonien ein Grundstück finden können, auf dem Sie Ihre gärtnerischen Ambitionen verwirklichen können. Eine Erkundung kann sich also durchaus lohnen. Doch in der Regel taugt die Datsche eher zum Grillen als zum Graben.
Theoretisch können Sie einen Garten auch auf einem Grundstück anlegen, das komplett versiegelt oder kontaminiert ist oder einfach ungeeignete Erde hat. Sie müssen bloß mit Hoch- und Kastenbeeten sowie Kübeln agieren. Die berühmt gewordenen Prinzessinnengärten in Berlin-Kreuzberg etwa wurden auf einer städtischen Brache ohne ein einziges Erdbeet verwirklicht. Was Sie jedoch nicht ersetzen können, ist das nötige Licht, das gerade Obst und Gemüse zum Wachsen brauchen. Ein Garten lässt sich also eher auf einem Parkplatz einrichten als im Schatten von Kiefern und Fichten.