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Europa

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Vor gut 7000 Jahren sind Bauern aus Anatolien nach Mitteleuropa gekommen und haben sich hier angesiedelt. Sie begegneten den Jägern und Sammlern, haben sich mit ihnen gepaart und vermehrt. So wie es aussieht, erfolgreich. Eine recht junge Wissenschaft, die Paläogenetik, kann die Migrationsbewegung von Anatolien nach Europa durch DNA-Proben in Knochenfunden belegen; auch dass es am Ende der Jungsteinzeit (um 5000 v. Chr.) in Europa nur noch 30 % Jäger, dagegen 70 % Bauern gab.

Prof. Dr. Johannes Krause, Paläogenetiker, kommentiert: »Ohne Mobilität – d. h. Migration und Transportmittel wie Pferde –, hätte sich in Europa keine Kultur entwickeln können.«3

Die Bauern waren den Jägern in jeder Hinsicht überlegen: technisch (Waffen, Transport, Hausbau, Ernährung), wirtschaftlich (Handel, Kommunikation, Logistik) und sozial (Zusammenhalt).

Im Rahmen unserer Geistes- und Kulturgeschichte gelten das antike Griechenland und Rom als maßgebliche Vorbilder. Doch in ganz Mitteleuropa schufen die Bauern bereits ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. mit ihrer Lebensweise eine eigene Kultur, die »keltisch-germanische«. Sie umfasste eine Vielzahl von Stämmen mit ganz unterschiedlichen Ritualen und Lebensgewohnheiten. Das Verbindende? Eben nicht der römische Lebensstil. Ein Merkmal: die Naturverbundenheit. Ein weiteres, schon zum Klischee gewordenes Merkmal: Germanen und Kelten liebten das Bier, die Römer den Wein. Angeblich besteht dieser Unterschied heute noch.

Die für unser Thema leitende Frage lautet: Hat der Mensch die Natur – etwa die Trauben oder die Gerste – manipuliert, und wenn ja, zum Schaden oder zum Vorteil der Menschen?

In jedem Fall hat die aktuelle Diskussion darüber, ob und in welchem Ausmaß Pflanzen, Tiere oder sogar Menschen genetisch verändert werden dürfen, historische Wurzeln. Immer wieder standen sich Kirche und Wissenschaft als unversöhnliche Gegner gegenüber. Die eine Seite duldet keine Eingriffe in die göttliche Schöpfung, die andere versteht gerade die Erforschung und technische Nutzung der Natur als einen höheren Auftrag im Dienst der Menschheit.

Doch wie der Philosoph und Musikwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang-Andreas Schultz in seinem Buch Die Heilung des verlorenen Ichs herausarbeitet, hat es in Europa einen zu wenig beachteten dritten Weg gegeben.4 Dazu gehören ganzheitliche Naturphilosophen und Dichter wie Giordano Bruno, Friedrich Hölderlin und Johann Wolfgang von Goethe, die weder die Dogmatik der Kirche noch die mechanistische Weltanschauung der Naturwissenschaft vertreten. Hölderlin lässt in seinem Werk Empedokles den berühmten Philosophen der griechischen Antike ausrufen: »Heil’ge Natur … verachtet hab’ ich dich und mich allein zum Herrn gesetzt.«5

In der Frage der Genmanipulation stehen sich Kirche beziehungsweise Kreationisten und Naturwissenschaftler unversöhnlich gegenüber. Möglicherweise stoßen wir in den folgenden Kapiteln auf eine ökologische dritte Strömung, die mehr anzubieten hat als bloße Kompromisslösungen.

GENveränderte Nahrungsmittel

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