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Einleitung

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»Lasst Nahrung eure Medizin sein!«, soll der Arzt Paracelsus gesagt und mit seinem Ansatz im 16. Jahrhundert in Mitteleuropa eine Umstellung in der Ernährung und in der Küche bewirkt haben. Einer der entscheidenden Wendepunkte vom Mittelalter zur Neuzeit.1

»Ernährung und Gesundheit« – das Thema ist heute in aller Munde, der Dauerbrenner in den Medien und auch in diesem Buch das Leitmotiv. Doch es geht ebenso um zwei andere heiß diskutierte Bereiche, nämlich um ökologische Landwirtschaft und Gentechnologie. Wie hängt das alles zusammen? Das ist hier die eigentliche Frage.

Die Geschichte der amerikanischen Journalistin und Mutter Caitlin Shetterly bringt die Verbindung auf den Punkt, demonstriert die Schnittstelle. Caitlin litt jahrelang unter allergischen Reaktionen auf gentechnisch veränderten Mais. In den USA enthalten fast alle Lebensmittel, sogar die in Bioläden, kleine Mengen an GMO-Mais. GMO bedeutet »Genmodifizierte Organismen«. In Deutschland heißt dies meist GVO oder GV, genverändert.

Nachdem ein Arzt schließlich die Ursache für Caitlins unerträgliche Schmerzen, die Übelkeit und die Hautausschläge herausgefunden und die radikale Ernährungsumstellung auf Ökoprodukte geholfen hatte, recherchierte die engagierte Journalistin in den USA und auch in Deutschland. Es wird in ihrem Buch, das ich in Kapitel 5 vorstelle, deutlich, wie die von Monsanto und anderen Konzernen eingeführten genveränderten Maissorten riesige Anbaugebiete im Mittleren Westen der USA zu Monokulturen verschandelt haben, wo kein Grün mehr zu sehen ist. Denn dieser Mais ist genetisch so präpariert worden, dass er schädliche Insekten tötet – leider aber auch nützliche. Und er ist resistent gegen Herbizide wie Glyphosat. So sehr sich die Farmer in den USA zunächst darüber freuten, dass der neue Mais derart gut gegen alle Widersacher geschützt zu sein scheint – ist das Insekten-Gift nun nicht auch im Mais selbst vorhanden? Essen das nicht jetzt die Tiere und wir Menschen? Und was ist mit diesen Unkrautmittel-Resistenz-Genen? Was bewirkt das im Nahrungskreislauf? Die Zahlen sind alarmierend. Immer mehr Menschen können auch hierzulande nicht mehr mit den herkömmlichen Antibiotika behandelt werden.

Der international anerkannte Wissenschaftsphilosoph Steven M. Druker hat in seinem umfangreichen und sehr detaillierten Buch Altered Genes, Twisted Truth, das in den USA großes Aufsehen erregte, den Finger auf die Verschleierungstaktiken der Gentechnik-Industrie im Agrarbereich gelegt. Darauf gehe ich in Kapitel 3 ein. Ich konnte es beim Lesen kaum glauben, wie da nachweislich in den USA und auch in Europa die wichtigsten Gremien und Behörden, die für die Sicherheit der Ernährung zuständig sind, vorsätzlich getäuscht und unterwandert wurden. Und das bis hin zu grundsätzlichen Aussagen von anerkannten Wissenschaftlern in ihren Büchern! Viele Forscher werden unter Druck gesetzt. Die milliardenschweren Firmen haben ein starkes Interesse daran, ihre GVO-Produkte weltweit zu vermarkten. Sie »fördern« die Forschung und beeinflussen dadurch Institutionen, Behörden und Politiker.

Politisch bedeutend ist auch die Leidenschaft von Prinz Felix zu Löwenstein, der sich seit über 25 Jahren als Landwirt für den ökologischen Landbau einsetzt. Und dies auf vielen Ebenen und Schauplätzen, sei es bei der jährlichen »Grünen Woche« in Berlin oder als Vorsitzender des Bundes »Ökologische Lebensmittelwirtschaft« (BÖLW). Sein Buch Food Crash macht deutlich, dass wir nur durch ökologischen Landbau die Ernährungsprobleme weltweit lösen können. Das ist vor allem Thema in Kapitel 4, das nahtlos an das dritte anschließt.

Was bedeutet das eigentlich: Gentechnik? Wir haben vom Klonschaf Dolly gelesen. Auch vom jüngsten Fall der genetisch manipulierten chinesischen Zwillingsmädchen Lulu und Nana? Nun, die gezielte genetische Veränderung ist ein weites Feld. Sie soll hier keinesfalls generell abgewertet oder grundsätzlich verurteilt werden. In der Medizin wurde durch genetische Manipulation wertvolles Insulin hergestellt. Aus der Diagnostik und Therapie ist das Genlabor heute nicht mehr wegzudenken. Dies und vieles andere mehr, auch Grundsätzliches zur Genetik, möchte ich in Kapitel 2 in einem Vortrag des von mir erfundenen Mediziners Prof. Dr. Hugo Günther unterbringen. Wer hier wegen der vielen Fachbegriffe einige Seiten überspringen möchte, kein Problem. Und man / frau kann ja immer wieder mal auf das Kapitel zur »Genetik und Medizin« zurückkommen. Ich habe immerhin begriffen, dass Genetik neben Informatik die heute wohl wichtigste Forschungsdisziplin ist. Was da geschieht und noch möglich ist: unglaublich! Das sprengt alle bisherigen Lebensmodelle.

Und nun der Bogen zur Ernährung. Vor allem zum Brot und zum Bier. Zu Beginn erzähle ich eine erfundene Geschichte. Die zwölfjährige Melanie wird in Berlin von dem Bakteriologen Prof. Dr. H. Günther behandelt. Er vermutet eine allergische Reaktion auf ein GVO. Seine Patientin informiert sich in der Charité über die Geschichte des Brotes; denn Günther hat ihr das Buch geschenkt, das sie zu einer gesünderen Ernährung inspirieren soll. Und tatsächlich: Melanie wird nicht nur gesund, sondern besucht Jahre später auch Prof. Günthers Vorlesungsreihe über Genetik (Kapitel 2) und trifft ihn in einer Berliner Öko-Bäckerei wieder (Kapitel 8).

Die Gentechnologie stellte bisher in Deutschland – anders als in Amerika – kaum eine Gefahr dar, weil die Bevölkerung dagegen war, es immer noch ist. Zum Glück! Doch immer wieder versuchen Konzerne wie Monsanto – seit dem 7. Juni 2018 übernommen von der deutschen Bayer AG und gerade in letzter Zeit verstärkt in den Schlagzeilen der Medien wegen hoher Schadensersatzforderungen –, Einfluss zu nehmen auf die Regelungen, drängen in den Markt. Hier ist jeder Einzelne gefordert, die Entwicklung wachsam zu verfolgen. Und das Umweltbewusstsein ist hierzulande nicht zuletzt dank engagierter ökologischer Verbände stark ausgeprägt. Jüngster Erfolg: Das Volksbegehren in Bayern »Rettet die Bienen«. Die erforderliche Anzahl von einer Million Unterschriften wurde weit übertroffen, sodass es zu einem neuen Gesetz zum Schutz der Artenvielfalt kommt, das den Einsatz von Giften in der Landschaft einschränkt. 10 % des Grünlands in Bayern sollen zu Blühwiesen, die Gewässer besser vor Dünger und Pestiziden geschützt werden und alle vom Staat bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen ohne Pestizide auskommen. Das wäre ein Riesenschritt in Richtung »ökologische Landwirtschaft«.

Zum Schluss dieses Buches wird es ganz praktisch und schmackhaft: Was macht gute Ernährung und speziell gutes Brot aus? Der Ernährungskompass, Spiegel-Bestseller des Biologen Bas Kast im Jahr 2018, die Fachärztin Dr. Tanja Steffan und das Buch Brot von Caroline Ebertshäuser und Margaretha Stocker geben dabei wertvolle Tipps.

Ich denke, dass eine verbissene Haltung gegen die Agrar-Industrie, die GVO und die umweltzerstörenden Technologien meinen Bauch verkrampft und meine Sinne und meinen Geist blockiert. Ja, ich informiere mich, ich bin bei sinnvollen Aktionen dabei, kaufe viel Bio, ernähre mich gesund, so, wie ich es mag. Das Leben in diesem Moment voll zu genießen und achtsam zu sein, was mir selbst und meiner Umwelt guttut, das ist letztlich meine simple Empfehlung.

GENveränderte Nahrungsmittel

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