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Genese der Gesellschaft

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Auf Basis dieser dynamischen Stabilität sozialer Systeme vollzieht sich die gesellschaftliche Evolution – denn „nur die Differenz von System und Umwelt ermöglicht Evolution“ (Luhmann 1997, 433). In diesem Prozess bilden sich Strukturen heraus, mit denen die Unwahrscheinlichkeit gelingender Kommunikation wahrscheinlich gemacht wird. Auf Basis des Angepasstseins können dann immer radikalere Unangepasstheiten entstehen, Unwahrscheinliches kann immer schneller wahrscheinlich werden. Das Resultat ist „eine ungewöhnlich hohe, in der Lebenszeit der einzelnen Menschen sichtbar werdende Änderungsfrequenz in den Strukturen des Gesellschaftssystems“ (ebd., 495).

Alle evolutionären Errungenschaften gleichen sich deshalb darin, dass sie kombinatorische Möglichkeiten erhöhen, also höhere Komplexitätsgrade ermöglichen. Die vier Formen gesellschaftlicher Differenzierung, die die gesellschaftliche Evolution auf dieser Grundlage hervorgebracht hat, sind daher auch gestaffelt nach ihrer ansteigenden Komplexität:

•segmentäre Differenzierung (tribale/archaische Gesellschaft)

•stratifikatorische Differenzierung (antike/traditionelle Gesellschaft)

•funktionale Differenzierung (moderne Gesellschaft)

•vernetzte Differenzierung (Netzwerkgesellschaft)

Jede dieser Gesellschaftsformen ist direkt verbunden mit einem dominanten Verbreitungsmedium – Sprache, Schrift, Buchdruck, Computer –, das jeweils einen kommunikativen „Sinnüberschuss“ produziert. Das heißt: Jede einzelne Kommunikation kann und muss verglichen werden mit den sozialen Phänomenen, die durch die mediale Verbreitung ebenfalls in den Blick kommen. Die Gesellschaft reagiert auf diesen medialen Sinnüberschuss mit Strukturformen, die die Verteilung der jeweiligen Kommunikationsmöglichkeiten akzeptabel machen, und mit Kulturformen, die bestimmte soziale Phänomene in der Differenz zu anderen definieren. „Gelöst“ werden kann das Problem des Sinnüberschusses also nur durch neue Orientierungsmuster und Kulturformen beziehungsweise Semantiken (siehe III. Reflexion, S. 79).


Gesellschaft 1.0 bis 4.0: Evolution der Verbreitungsmedien sowie der Struktur- und Kulturformen

Die verschiedenen Medienepochen verdrängen sich nicht, sondern überlagern sich. Auch im Kontext der Vernetzung muss die Gesellschaft also neue und andere Lösungen finden für alle Probleme, die vorige Gesellschaften bereits gelöst haben. Die Netzwerkgesellschaft lässt sich deshalb nicht verstehen ohne ein Verständnis für die Dynamik früherer Gesellschaften.

Ausweitung der Kontingenzzone

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