Читать книгу Giuseppe Verdi. Leben, Werke, Interpreten - Christian Springer - Страница 28
Die musicabilità
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erdi, der in einem Brief an Piave vom 4. September 1846 den Macbeth als „eine der größten menschlichen Schöpfungen“ bezeichnet hat, weiß das und sucht in seinen Libretti keine literarischen Werte. Für ihn ist einzig und allein der dramatische Wert eines Textbuches von Bedeutung sowie dessen musicabilità, die musikalische und theatralische Funktionalität zum Zwecke der Komposition. Schon als Dreißigjähriger wußte er um die Wirkungen auf der Opernbühne Bescheid: „Oft wirken ein zu langes Rezitativ, eine Phrase, ein Satz, die in einem Buch und auch in einem Prosastück wunderschön wären, in einem gesungenen Drama lächerlich.“
Das ist einer der Gründe, weshalb in der Oper auf Macbeths innere Monologe und Reflexionen weitgehend verzichtet wird. Während der Protagonist bei Shakespeare detaillierte Einblicke in seine Gedankenwelt preisgibt und dadurch facettenreicher wird, fehlen dem Opernbesucher vom Text her etliche Informationen, die ihn genauer charakterisieren, was aber durch die Musik kompensiert wird.
Ingesamt folgt Piave an vielen Stellen der Oper getreu der Vorlage Shakespeares. Er zeigt dabei ein gutes Auge für das Wesentliche und eine sichere Hand bei einprägsamen Formulierungen. Allerdings muß er bei der Textgestaltung der Hexenchöre und der Nachtwandelszene ohne sein Wissen Textänderungen durch Andrea Maffei hinnehmen, was dazu führt, daß das Libretto vorerst ohne Namensnennung des Librettisten veröffentlicht wird. Erst 1863 scheint Piaves Name in gedruckter Form auf.