Читать книгу Tina Modotti - Christiane Barckhausen - Страница 13

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Im Jahre 1915 lernte Tina Modotti den Maler und Dichter Roubaix de L’Abrie Richey kennen. Er war sechs Jahre älter als sie, von schwacher Gesundheit und von Todessehnsucht und Todesfurcht zugleich erfüllt. Tina selbst schrieb 1922 über den Mann, mit dem sie 1917 nach Los Angeles übersiedelte:

»Niemals Teil einer Menschenmenge – und auch nicht glücklich in einer solchen – fühlte er sich am wohlsten in Gesellschaft weniger enger und verständnisvoller Freunde. Wie alle sensiblen Menschen mit feiner Aufnahmefähigkeit zog er sich in sich selbst zurück, sobald er nur den geringsten Antagonismus spürte; aber sein Herz floss über von Zärtlichkeit und Freude, und das Beste von ihm trat zutage, wenn er einen verwandten Geist traf…«

Eine solche Geistesverwandtschaft scheint die Grundlage gewesen zu sein, auf der sich zwischen Tina und Robo eine Liebe entwickelte, die nicht vordergründig von Sexualität und körperlicher Leidenschaft geprägt war. Vielleicht war bei Tina auch das Mitgefühl ein bestimmendes Element. Mitgefühl mit dem jungen Mann, der das Schöne suchte und wohl als Erster erkannte, welche schöpferischen Fähigkeiten in seiner lebhaften, neugierigen und lebenslustigen jungen Frau verborgen lagen.

In ihrem Atelier in Pasadena, in dem Robo und Tina gemeinsam Batiken und Puppen herstellten, empfingen sie auch ihre Freunde, mit denen sie in endlosen nächtlichen Gesprächen über alle neuen Strömungen in Kunst, Kultur und Philosophie diskutierten. Für Tina muss dies ein anregender Kreis gewesen sein, der ihr Einblick in Lebensweisen, Haltungen, Weltsichten und Interessengebiete bot, von denen sie bislang nichts geahnt hatte. Sie verschlang die Bücher, von denen die Freunde erzählten, und lauschte fasziniert den Berichten über die ersten Kommunen, in denen Gleichgesinnte zusammen lebten und eine gemeinschaftliche Kindererziehung ausprobierten.

Sie nahm begierig Nachrichten aus fernen Ländern auf, zunächst aus Japan, das damals eine besondere Anziehungskraft auf die jungen kalifornischen Künstler ausübte, dann aber auch aus Russland, wo die Arbeiter und Bauern die Macht übernommen hatten. In jener Zeit schrieb sie auch ein Gedicht, das 1923 in der Zeitschrift THE DIAL veröffentlicht wurde:

Tina Modotti

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